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Die Zeit läuft ausUnsere Freiheit! Das ist häufig genug die ultima ratio in Sonntagsreden wie an Stammtischen. Und was ist mit der Freiheit der anderen? Diese Frage ist so banal und zugleich so herausfordernd, daß Politiker wie Kommentatoren sie nicht zu beantworten wagen. Denn in der Quintessenz wird der Westen nicht nur auf die eigene Freiheit, sondern auch auf die Freiheit jener Staaten und Völkergruppen bedacht sein müssen, denen er sie mit der ersten Globalisierung (sprich Kolonialisierung) im Zeichen des Kreuzes und des Geldes im Laufe der letzten 300 Jahre genommen oder vorenthalten hat. Eine historische Schuld, die in den eindimensional geführten Debatten über Terror und Sicherheit nicht vorkommt. Da wird von Bedrohung gesprochen, doch nicht eine Sekunde daran gedacht, daß diese nach wie vor mit Feuer und Schwert von der westlichen Welt ausgeht. In gläubigeren, doch nicht unbedingt besseren Zeiten als den unseren fragte man sich immerhin bei erlittenen Katastrophen, ob man sie nicht durch eigenes Tun herbeigerufen habe oder ob gar Gottes Strafe am Wirken sei. Solche Selbstbefragung ist völlig verloren gegangen in einer Zeit, da fast jeder sich als Opfer fühlt. Wenn diese Welt eine menschenwürdige Heimstadt aller Lebensarten, Religionen und Kulturen werden soll – und anders werden wir nicht überleben –, müssen wir, unsere Meinungsführer wie auch wir selber, unsere Widersprüche, Abneigungen und Vorherrschaftsansprüche ohne Waffengewalt austragen. Nicht nur, weil das angehäufte Zerstörungspotential in den Händen von Politikern und Militärs zu apokalyptisch ist, als daß Konflikte noch in einem »Waffengang« ausgetragen werden könnten, sondern weil es eines radikalen Bruches mit den steinzeitlichen Methoden bedarf, die wir bis in das 21. Jahrhundert geschleppt haben. Ausflüchte gibt es unzählige. Die schwierigsten, weil emotional verführerischsten, sind die Identifikationsaufwallungen mit Heimatbekundungen und Vaterlandsbekenntnissen, aber auch mit religiösen und Ideologischen Absolutheitsansprüchen. Wir werden die Achtung des Menschen über die eigene Familie, das Land und die Religion auf alle Menschen ausdehnen müssen, ungeachtet wie fremd und gar feindselig sie uns scheinen. Nur so, durch die Zivilisierung unserer Gefühle, werden wir daran gehindert, die menschliche Kreatur zum ersten Ziel unserer Aggressionen zu machen. Alle gut gemeinten Ansätze dazu, die Vereinten Nationen zum Beispiel, scheitern an der Willkür und Eigensucht. Doch die Zeit für politische Flegeljahre läuft aus, wie die Klimakatastrophe deutlich macht. Wenn die Politiker in den Demokratien zu unentschlossen oder auch zu opportunistisch sind, warum geht dann nicht, wie ursprünglich vorgesehen, alle Gewalt vom Volke aus? Also von uns? Bernd C. Hesslein
Unsere Tornados, unsere ErfolgeIn Afghanistan, wo die NATO, also die Nordatlantikpakt-Organisation, Krieg führt, obwohl das Land viele tausende Kilometer vom Nordatlantik entfernt liegt, werden jetzt immer mehr Zivilisten totgebombt. Man muß das im Zusammenhang mit der Aufklärungstätigkeit der deutschen Tornado-Truppe sehen. Hat sie falsch aufgeklärt? Oder wurden im Gegenteil aufgrund präziser Aufklärungsergebnisse genau die Ziele getroffen, die getroffen werden sollten? In beiden Fällen liegt die Schuld bei der Bundesluftwaffe. Für jedes Bombenopfer in Afghanistan ist jetzt sie verantwortlich zu machen. Und die Politiker, die ihr diesen Auftrag erteilt haben. (Ob die jetzt stolz auf die Erfolge sind?) E.S.
Wohin mit dem Geld …Der deutsche Energieriese e.on will, so meldet die Wirtschaftspresse, seine überschüssigen 60 Milliarden Euro jetzt in die Erschließung neuer Märkte in Süd- und Osteuropa, in Rußland und in der Türkei stecken, nachdem es ihm nicht gelungen ist, den spanischen Konzern Endesa komplett zu übernehmen. Zudem will e.on eigene Aktien zurückkaufen, damit die Kurse des Unternehmens an der Börse steigen und die Dividende sich erhöht. Schwerpunkt der Konzernstrategie sei künftig das Ausland, teilte e.on-Chef Wulf Bernotat mit. Nun mögen sich e.on-Kunden hierzulande fragen, woher denn die »Geldreserven« kommen, mit denen der Konzern kaum noch weiß wohin. Den Millionen von kleinen Abnehmern der e.on-Energie wird er sie nicht abgeschöpft haben, denn denen macht er die Preise bekanntlich so niedrig, wie es nur geht. Und der Steuerstaat kann e.on auch nicht zu seinen Geldern verholfen haben, denn bekanntlich ächzen die Konzerne unter ihrer Steuerlast. Die großen Gewinne sind, so ist zu folgern, vom Himmel gefallen, als warmer Regen in die Konzernkasse. Und deshalb wird e.on immer größer, dank göttlicher Fügung. M.W.
Ende der Nationalgeschichte?Einen informationsreichen und realistischen Überblick über die deutsche Entwicklung seit Ende des zweiten Weltkrieges gibt Georg Fülberth mit der Neuausgabe seines Standardwerkes »Berlin-Bonn-Berlin« (1999). »Finis Germaniae« heißt das Buch jetzt, auf eine zukünftige Einordnung in nicht mehr national geprägte gesellschaftspolitische Prozesse hindeutend. Präzise und gut lesbar wird hier der Weg vom Besatzungsdeutschland über die zwei Deutschländer bis zur »vergrößerten Bundesrepublik« ab 1990 nachgezeichnet, die west- und die ostdeutschen Strukturentscheidungen, inneren Konflikte und außenpolitischen Einbindungen bis hin zum neoliberalen »Dammbruch« unter der Regierung Schröder: Politikgeschichte mitsamt ihren ökonomischen Bedingungen und sozialen Folgen. Nüchtern arbeitet der Autor, dem man Sympathie für die »Siegerseite« in der Systemkonkurrenz nicht nachsagen kann, Gründe für das Scheitern des ostdeutschen »Sozialismus-Versuchs« und für den machtpolitischen Erfolg des westdeutschen Modells heraus. Der Diskussion wert und bedürftig scheint mir die Schlußthese des Buches, wonach seit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik die 1871 begonnene deutsche Nationalgeschichte nicht etwa vollendet, sondern beendet sei – trotz mancher nationalistischer Aufwallungen, auch in der Gegenwart. Aus kapitalistischer Nationalgeschichte werde jetzt kapitalistische Regionalgeschichte, schreibt Fülberth, der Begriff »Deutschland« könne auf die Zukunft hin nur noch wirtschaftlich-geografische Bedeutung haben. Das hat, angesichts der europäischen und nordatlantischen Machtverflechtungen in Ökonomie und Politik etwas Plausibles, aber Überraschungen sind nicht auszuschließen. Noch ist nicht abzusehen, welche nationalen Konflikte aus den Binnenkonkurrenzen der »westlichen Wertegemeinschaft« (und Verwertungsgesellschaft) entstehen. A.K. Georg Fülberth: »Finis Germaniae. Deutsche Geschichte seit 1945«, PapyRossa Verlag, 318 Seiten, 19.90 €
Die Mitte – rechtslastigOettinger auf dem Filbinger-Pfad – eher zufällig tritt heute bei einer solchen Gelegenheit die langlebige Verquickung des CDU/CSU-Milieus mit antidemokratischen Traditionen zu Tage. Ansonsten herrscht die Deutung vor, in Westdeutschland sei seinerzeit der »rechte Totalitarismus« zügig »bewältigt« worden, während die Hinterlassenschaft des linken, des »DDR-Totalitarismus« immer noch abgearbeitet werden müsse. Verdeckt wird damit eine historische Realität, die vom Adenauer- und Strauß-Staat in die Stoiber- und Merkel-Republik hineinragt: Um des Machtgewinns und des Machterhaltes willen hat die politische »Mitte« in Deutschland nach 1945, im wesentlichen in den Unionsparteien repräsentiert, stets eine konsequente Auseinandersetzung mit der schwarz-weiß-roten Gehilfenschaft für die Braunen vermieden, im Gegenteil, sich auf deren Erbschaften gestützt. Symbolisch formuliert: Das Hakenkreuz war 1945 diskreditiert, aber der Stahlhelm blieb für die politische Klasse der Alt-Bundesrepublik gesellschaftsfähig, zumal im Dienst eines militanten Antikommunismus, der als Staatsdoktrin fortdauerte. Über diese Rechtslastigkeit der ehedem westdeutschen, jetzt gesamtdeutschen politischen »Mitte« informiert in gründlichen Analysen und mit vielen Details das hier angezeigte Buch von Ludwig Elm, der in der DDR zu Recht als versierter Parteienforscher galt, produktiv insbesondere durch seine intensive ideengeschichtliche Betrachtungsweise. Elm bringt viele, im derzeitigen öffentlichen Diskurs kaum noch bekannte demokratiefeindliche Vernetzungen zwischen scheinbar gutbürgerlicher und rechtsaußen agierender Politik in der Zeit der Alt-Bundesrepublik wieder ins Licht, publizistische Zentren, Akteure, Thematisierungen, ideologische Effekte. Es wird deutlich, daß diese Traditionslinie eines deutschen Konservatismus auch unter globalisierten Verhältnissen keineswegs abgebrochen ist. A.K. Ludwig Elm: »Der deutsche Konservatismus nach Auschwitz«, PapyRossa Verlag, 332 Seiten, 18 €
Der veränderbare Mensch»Die Kritik ist der Kopf der Leidenschaft«, lautete die von Marx entlehnte Devise des Denkers Leo Kofler, der sich in vielen Büchern, Artikeln und Vorträgen leidenschaftlich bemühte, die Kernaussagen des Marxschen Menschenbildes als Strandgut vor Partei- und Staatsfunktionären zu retten. Christoph Jünke, der Koflers Leben und Wirken eindrucksvoll darstellt, gibt zugleich ein umfang- und lehrreiches Bild der europäischen Entwicklungsgeschichte seit dem 1. Weltkrieg, in dessen Wirren und Vertreibungen der jüdische Knabe Kofler im roten Wien seine ersten Erkenntnisse über den Kapitalismus vermittelt bekam. Jünke gibt dem Leser zusätzlich Einblick in die Theorien bedeutender Denker, die das 20. Jahrhundert mit geprägt haben: Marcuse, Adler, Lefebvre, Adorno. Nach den stalinistischen Verformungen der Dialektik von Sein und Bewußtsein zugunsten des Seins, worunter lediglich die Entwicklung der Produktivkräfte und der Technik verstanden wurde (dieses Sein, so behaupteten Bürokraten aller Richtungen, bestimme schließlich das Bewußtsein), wollte Kofler die Rolle des Bewußtseins stärken. Seine »marxistische Anthropologie« betonte die menschliche Veränderbarkeit, für die er eine Reihe von Voraussetzungen nannte, darunter die menschliche Vernunft, die menschliche Tätigkeit, die Geschichtlichkeit des Menschen, seine Vergesellschaftung sowie die Subjekt-Objekt-Dialektik. Man müsse die Menschen nicht nur vom materiellen Elend befreien, sondern von ihrer »scheinbaren Zufriedenheit, ›freiwillig‹ in die gegebenen Verhältnisse integriert und so mitschuldig an dem alles Menschliche vernichtenden und noch weiter anschwellenden Strom kapitalistischer Entfremdung« zu sein, liest man bei Kofler. Christoph Jünke hat diesem leidenschaftlichen Denker des Humanismus nicht nur ein schönes Denkmal zum 100. Geburtstag geschenkt. Er hat der von Kofler als »progressive Elite« bezeichneten Intelligenz unserer Tage eine wichtige Orientierung gegeben. Jürgen Meier Christoph Jünke: »Leo Kofler – Leben und Werk (1907–1995)«, VSA-Verlag, 701 Seiten, 39.80 €
Fragen an die Moskauer ArchiveMehr und mehr deutsche Verlage bringen neuerdings Literatur zum Spanischen Bürgerkrieg heraus. Zu diesem Thema gibt es immer noch viele offene Fragen. Unter dem Titel »Der Tod des Übersetzers« befaßt sich Ignacio Martínez de Pisòn mit politischem Idealismus, der an der Wirklichkeit scheitert. Das Buch des Spaniers, er lebt heute in Barcelona, ist dem Leben und Sterben von José Robles Pazos gewidmet, einem Freund des US-amerikanischen Romanciers John Dos Passos und dessen Übersetzer. Sein mysteriöser Tod 1937 in Valencia gab über Jahre Rätsel auf. Die Recherchen von Martínez führen zu dem Ergebnis, daß Pazos den internen Richtungskämpfen der Republikaner und ihrer sowjetischen Verbündeten zum Opfer fiel. Letzte Klarheit darüber, ob es tatsächlich so war, wie es Pisòn seinen Lesern mitteilt, könnten Dokumente aus Moskauer Archiven bringen. Sie werden noch immer unter Verschluß gehalten. Karl-H. Walloch Ignacio Martínez de Pisòn: »Der Tod des Übersetzers«, Hoffmann & Campe Hamburg, 273 Seiten, 19.95 €
Verleugnet, verlassen, verlorenDer Band »Das erste Buch« kostet zehn Euro. Die lassen sich leicht wieder reinholen. Adolf Endler bietet denen einen glatten Zehner, die ihm seinen Erstling (»Weg in die Wische«, 1960) zurückgeben. Kein übles Geschäft! Der Band »Das erste Buch« bleibt einem und das »verlogen-pathetische Werk … mit seinem Pseudooptimismus«, so Endler über Endlers dilettantisches Debüt, macht Platz im Bücherregal. Wird dafür »Das erste Buch« hingestellt, mag das akzeptabel sein. In der von Renatus Deckert besorgten Sammlung, in der »Schriftsteller über ihr literarisches Debüt« reden, gibt es noch und noch Abstandserklärungen zu literarischen Erstauftritten. Keiner wendet sich mit solchem Grausen wie Endler. Andere grübeln: Ist der Autor von dazumal mit dem identisch, der jetzt abwehrend die Arme hebt? Nun, wir kennen unsere Papier-Pappenheimer. Von Enzensberger bis Grünbein. Und wir können uns ob der spätgekommenen Entschuldigungen auf die Schulter klopfen. So weit weg von der Zukunft waren wir mit unseren einst ungern gehörten Einsichten nicht. Die Liste derjenigen, die mit scheelen Blicken ins Erste schauen, wäre wohl um einiges länger, hätten sich an der Anthologie auch die beteiligt, die den berüchtigten Mantel des Schweigens über ihre Erstgeburt gebreitet haben, darunter Christa Wolf, Volker Braun, Günter de Bruyn, der Wiederauflagen seines Romans »Der Hohlweg« strikt untersagte. Da auch Kant und Hein nicht dabei sind. bleibt einiges in der literaturgeschichtlichen Linie lückenhaft, zu der sich die Selbstauskünfte der Schriftsteller mehrerer Generationen fügen. Überraschendes, das weit über das Eigene oder die Vergangenheit hinausreicht, ist in vielen Äußerungen. Spricht Kerstin Hensel über ihren 1988 veröffentlichten Gedichtband »Stilleben mit Zukunft«, spricht sie von der »Freiheit zu sagen, was wir wollten«. Ist’s keine Autorenselbstherrlichkeit? Dann ist’s eine Aussage zur Herrlichkeit der Autoren in der DDR der Achtziger. Damals experimentierte auch Johannes Jansen, Jahrgang 1966, der sich das 1988 herausgebrachte »Poesiealbum« nicht vorwirft, es also nicht verwirft. Jansen sagt den wohl schönsten Satz, den ein Schriftsteller im Nachhinein über sein Debüt sagen kann: »Ich kann mich auf meine Texte verlassen.« Kein Trost für die, die sich von ihren Texten verlassen fühlen. Aber nichts ist mit Schadenfreude zu lesen, alles mit dem Gefühl der Schicksalsverwandtschaft. Im Scheitern sind wir alle einander nah. Bernd Heimberger Renatus Deckert: »Das erste Buch. Schriftsteller über ihr literarisches Debüt«, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main, 358 Seiten, 10 €
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar
Press-KohlUnter dem Titel »Die Quoten-Königin« würdigte die Super-Illu mit der »Geschichte einer Traumkarriere, die in der DDR begann. Von der Ansagerin zur Grand Dame der Samstagabendshow« einen Star des letzten sowie des gegenwärtigen Jahrhunderts: Frau Carmen Nebel. Frau Nebel, erfahren wir, sei von einer Ansagerin im Lauf der Zeit zu einer Moderatorin aufgestiegen. Über den Unterschied zwischen einer Ansagerin und einer Moderatorin teilt das Blatt nichts mit. Verständlich. Denn da gibt es bekanntlich gar keinen Unterschied. Immerhin wird ein anderes Geheimnis gelüftet, ein genetisches. »Heirat? Ausgeschlossen. Sie lacht: Das ist bei mir genetisch nicht angelegt.« Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 13/2007 |
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