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Juli 1936 gegen die aus demokratischen Wahlen hervorgegangene republikanische Regierung Spaniens diese wahrhaft prophetischen Sätze zu lesen: »Der Sieg Francos in Spanien würde das Signal für das Entflammen der Welt sein. Er würde die Verdammnis für Millionen von Menschen bedeuten, die den nationalen Minderheiten in verschiedenen Ländern Europas angehören; er würde Tod und Verderben für Millionen Juden bedeuten. Franco darf nicht siegen!« Wer sehenden Auges das Geschehen seit dem Putsch verfolgt hatte, der wußte, daß sich die Forderung: »Franco darf nicht siegen!« nicht nur auf den Putschistengeneral und die mit ihm verbundene einheimische Reaktion bezog. War doch zu dieser Zeit klar erkennbar, daß Franco ohne die erbetene tatkräftige Unterstützung vor allem des faschistischen Regimes in Berlin nicht einmal in der Lage gewesen wäre, von Juli bis September 1936 seine Söldnertruppen, darunter marokkanische Verbände und 20.000 Fremdenlegionäre, mitsamt Ausrüstung auf das Festland zu überführen. Schon am 1. August 1936 starteten die ersten Luftwaffensoldaten der deutschen »Legion Condor« mit modernen Waffen und sechs Kampfflugzeugen von Hamburg aus gen Spanien. Am 1. November war die Aufstellung der Legion beendet. Deren erster Befehlshaber, Generalmajor Hugo Sperrle, hatte zu diesem Zeitpunkt das Kommando über 1.000 Flugzeuge und an die 5.000 sorgsam ausgewählte Soldaten. Zu den mehr als 3.000 Deutschen, die in den Internationalen Brigaden an der Seite der Verteidiger der spanischen Republik kämpften, gehörte Alfred Kantorowicz. Unter dem Datum vom 6. Januar 1937 führte er in seinem (erst 1979 in Hamburg erschienenen) »Spanischen Tagebuch« zusammen, was er über die Verbrechen des Faschismus in Deutschland und die Brutalität der »Legion Condor« bei einem der ersten großen Luftangriffe auf Madrid wußte: »Auf dem Rückweg, nachdem sie ihre Bomben im Zentrum der Stadt abgeworfen hatten, feuerten diese Flieger noch in den Vorstädten mit Maschinengewehren auf Frauen und Kinder, die vor den Lebensmittelgeschäften Schlange stehen. Das ist Faschismus. So wird er in die Geschichte eingehen: Frauen und Kinder aus der Luft niedermetzelnd zum Vergnügen, denn die wissen, sie sehen aus hundert Meter Höhe – so tief stießen sie hinunter – ganz genau, daß es Frauen und Kinder sind, auf die sie schießen. Die Folterkeller der SA, die Konzentrationslager, die Kinderleichen von Madrid: Im Angstraum der Menschheit werden diese Bilder noch weiterleben. Sie kennzeichnen die Höllenfahrt des Abendlandes.« Die »Höllenfahrt des Abendlandes« ging am 26. April 1937 aufs schrecklichste weiter mit der Bombardierung und schließlichen Zerstörung von Gernika (spanische Schreibweise: Guernica), der »Heiligen Stadt der Basken«. Am Nachmittag des Tages starteten von den Flugplätzen Burgos und Vitoria 40 Bomber und Jagdflugzeuge der »Legion Condor« mit ihrer Bombenlast von 50 Tonnen in Richtung Gernika. Ihr Auftrag lautete, »ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung« die Stadt zu bombardieren – die unverteidigt war. Tausende Besucher aus der Umgebung waren zum Markttag angereist. Die Angriffswellen folgten einander nach Augenzeugenberichten in zwanzigminütigen Abstand. Erst kamen JU-52-Bomber, dann Kampfflugzeuge, die, ähnlich wie in Madrid, mit ihren Bordwaffen Kinder, Frauen und Männer unter Beschuß nahmen. Oberst Heinrich Jaenecke vermeldete seiner Berliner Dienststelle »Sonderstab W«: »An und für sich war Guernica ein voller Erfolg der Luftwaffe. Die einzige Rückzugstraße der ganzen roten Küste war durch Brand und durch zwei Meter hohen Schutt in den Straßen völlig versperrt.« Nach dem Angriff war die 5.000 Einwohner zählende Stadt buchstäblich dem Erdboden gleichgemacht. Fast ein Drittel der Bevölkerung lag tot unter den Trümmern. Hitler hatte am 27. Juli 1936 das Ziel der deutschen Unterstützung für Franco und die Falangistische Partei verkündet: Es gelte, durch eine »nationale Regierung« das spanische Erz für Deutschland zu sichern. Reichmarschall Hermann Göring nannte im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß einen weiteren Grund: »Ich drängte lebhaft, die Unterstützung unter allen Umständen zu geben. Sinnvoll, um der Ausweitung des Kommunismus an dieser Stelle entgegenzutreten, zum zweiten aber, um meine junge Luftwaffe bei diesem oder jenem technischen Problem zu erproben (...) und hatte auf diese Weise Gelegenheit, in scharfem Schuß zu erproben, ob das Material zweckentsprechend entwickelt wurde.« Das Material bewährte sich, und auch die am spanischen Mordfeldzug beteiligten Männer bestanden die Generalprobe. Sie waren nun vorbereitet und gerüstet für den großen völkermordenden Raub- und Eroberungskrieg, der keine drei Monate nach dem triumphalen Berliner Empfang für die Legionäre am 6. Juni 1939 begann. 1964 feierte der Führungsstab der Bundeswehr das deutsche Kriegsverbrechen: »Mit der Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg konnte die Wehrmacht Ruhm an ihre Fahnen heften, sich mit dem Siegeslorbeer schmücken und die Überlegenheit deutscher Waffen und Kriegsmaterials beweisen.« Damit hatte die »Legion Condor« ihren Platz im Traditionsverständnis der neuen Armee gefunden. Hitlers Spanienkämpfer waren in herausragenden Kommandostellen in den Reihen der jungen Bundeswehr untergekommen. Oberst Johannes Trautloft, an zahlreichen Luftwaffensätzen in Spanien beteiligt, wurde am 1. Oktober 1957 fast demonstrativ zum Brigadegeneral und ersten Kommandeur der neugegründeten Schule der Luftwaffe in Fürstenfeldbruck ernannt. Das an der dortigen »Wiege der Luftwaffe der Bundeswehr« stationierte Jagdgeschwader war bis 2005 nach dem Legionär und Vorzeigehelden des NS-Regimes Werner Mölders benannt, der bis dahin auch noch Namensgeber für eine Bundeswehrkaserne und ein Schiff der Bundesmarine war. »Condor«-Staffelkapitän Heinz Trettner, an der Zerstörung Gernikas beteiligt, stieg die Karriereleiter bis zum Generalinspekteur der Bundeswehr empor. Im deutschen staatspolitischen Gedenken hat Gernika keinen Platz. Und geächtet sind in der Bundesrepublik bis heute die deutschen Interbrigadisten, die sich in Spanien dem Faschismus entgegenstellten. Während der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero im Oktober 2006 deutschen Angehörigen der Internationalen Brigaden für deren Größe und Mut und deren Opfer bei der Verteidigung der Idee der Demokratie und Freiheit im spanischen Bürgerkrieg dankte, konnte sich die Bundesregierung zu einer solchen Ehrenerklärung immer noch nicht aufraffen. (Über einen entsprechenden Antrag der Linksfraktion im Bundestag war bis zum Redaktionsschluß noch nicht entschieden.)
Zum 70. Jahrestag der Zerstörung Gernikas durch die deutsche »Legion Condor« zeigt der Deutsch-Baskische Kulturverein in Kooperation mit dem spanischen Instituto Cervantes am 26. und 27. April jeweils um 19 Uhr im Kino Arsenal am Potsdamer Platz die Filme »Lauaxeta« und »Gernika Arbolaren Espiritua«. Für den 4. Mai laden die Veranstalter zum Kolloquium »Gernika und die Deutschen« mit Maria Oyanguren Idigoras, Direktorin des Friedensforschungszentrums Gernika Gogoratuz, und dem Völkerrechtler Norman Paech ein. »Die Kinder von Gernika« ist der Titel einer Matinee am 6. Mai, 11 Uhr, im Literaturforum im Brecht-Haus, Chausseestraße 125, Berlin.
Erschienen in Ossietzky 8/2007 |
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