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Ungebrochene TraditionslinieUlrich Sander Mit »drei deutschen Kommandoverbänden« befaßt sich das im rechten Verlag Pour le Mérite erschienene Buch »Geheime Krieger«: mit der faschistischen Division »Brandenburg« (das Titelbild zeigt Angehörige dieser Division getarnt in russischen Uniformen), dem Bundeswehr-Kommando Spezialkräfte (KSK) und dem Bundesgrenzschutz-Trupp GSG 9. Die sachkundigen Autoren weisen immer wieder darauf hin, daß die beiden heutigen Verbände nach dem Muster der Division »Brandenburg« arbeiten und demgemäß aufgebaut worden sind. Die Autoren sind Josef Paul Puntigam (Infanteriechef des Österreichischen Bundesheers), General a.D. Reinhard Günzel (ehemaliger KSK-Kommandeur), Oberstleutnant a.D. Wilhelm Walther (letzter Kommandeur der »Brandenburger«) und Ulrich K. Wegener (früherer GSG9-Kommandant). Nebenbei plaudern sie aus, daß zur Division Brandenburg auch das Bataillon »Nachtigall« gehörte, eine Truppe ukrainischer Nationalisten, geführt von Hauptmann Theodor Oberländer, einem Offizier der »Brandenburger« und Abwehr-Mann. Ende Juni/Anfang Juli 1941 ermordeten »Brandenburger« unter Wilhelm Walther, »Nachtigall«-Männer und Gebirgsjäger in Lemberg/Lwow Tausende Zivilisten, großenteils Juden. In der »Ereignismeldung UdSSR Nr. 24« des Chefs der Sicherheitspolizei hieß es am 16.7.41 darüber: »Die ukrainische Bevölkerung zeigte in den ersten Stunden nach dem Abrücken der Bolschewisten eine begrüßenswerte Aktivität gegen die Juden. In Lemberg (Lwow) trieb die Bevölkerung etwa 1000 Juden unter Mißhandlungen zusammen und lieferte sie in das von der Wehrmacht besetzte GPU-Gefängnis ein. Von der Sicherheitspolizei wurden etwa 7000 Juden zur Vergeltung für die unmenschlichen Greueltaten zusammengetrieben und erschossen.« Theodor Oberländer hatte 1923 am Hitler-Putsch gegen die Weimarer Republik teilgenommen. In der Nazi-Zeit machte er eine steile Karriere als Offizier und Hochschullehrer. Außer dem Bataillon »Nachtigall« kommandierte er auch das Bataillon »Bergmann«, eine weitere Terrortruppe. Nach dem Krieg trat er in die CDU ein und wurde trotz seiner Kriegsverbrechen Minister in der Bundesregierung unter Konrad Adenauer. Nach Enthüllungen der Vereinigungen der Verfolgten des Nazi-Regimes und des DDR-Politikers Albert Norden mußte er 1960 zurücktreten. Soldaten der Division »Brandenburg« überschritten unter Wilhelm Walthers Kommando in russischen Uniformen die Fronten, um, wie Walther berichtet, mit »List und Tücke« – unter Mißachtung des Kriegsvölkerrechts – den Widerstand zu überwältigen. Walther und seine »legendäre« Truppe haben die »ungebrochene Traditionslinie begründet, die von den Brandenburgern der Wehrmacht über die Antiterrorspezialisten der GSG9 bis zum jüngsten deutschen Kommandoverband, dem KSK, reicht,« schreibt Brigadier Puntigam, und auch die Generäle Günzel und Wegener bekennen sich ausdrücklich zum Vorbild der »Brandenburger«. Ein Bild zum Thema »Kommando Spezialkräfte im Einsatz« wird in dem Buch »Geheime Krieger« mit den Worten erläutert: »Von den Männern wird verlangt, daß sie mitten im Frieden Krieg führen«, daß sie »in Einsätze gegen Terroristen gehen, die vom Kriegsvölkerrecht noch nie etwas gehört haben«. Günzel zitiert einen Bericht aus der Zeitschrift des Bundeswehrverbandes: »Keiner sieht sie kommen. Keiner weiß, daß sie da sind. Und wenn ihre Mission beendet ist, gibt es keinen Beweis dafür, daß sie jemals da waren.« Der rechtsextreme General a.D. faßt zusammen: »Das Selbstverständnis der deutschen Kommandotruppen hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg nicht geändert.« Das »Kommando Spezialkräfte« wurde unter der Regierung Schröder/Fischer nach Afghanistan entsandt. Was es dort inzwischen getan hat, wird vor dem Bundestag geheimgehalten. Nicht einmal der Verteidigungsausschuß ist informiert. * Schnell und leise baut die Bundeswehr gegenwärtig die »Zivil-Militärische Zusammenarbeit« (ZMZ) aus, einen Heimatschutz nach US-amerikanischem Vorbild. Damit werden Einsätze im Innern vorbereitet, vor allem die Mobilisierung von Reservisten. Seitdem der Bundestag unter Rot-Grün mit einem wenig beachteten Gesetz das Reservistenalter auf 60 Jahre angehoben hat, verfügt die Bundeswehr über eine Millionen-Reserve. Laut Bundeswehr-Website richtet sich die ZMZ »heute vor allem an neuen gesamtstaatlichen übergreifenden Sicherheitskonzepten aus«. Eine »Unterstützungsleistung der Bundeswehr während des G-8 Gipfels in Heiligendamm« werde »auf Hochtouren« vorbereitet. Laut Grundgesetz ist ein Einsatz der Bundeswehr im Innern nur »bei einer Naturkatastrophe oder bei einem besonders schweren Unglücksfall« vorgesehen. ( Ossietzky wird auf das Thema zurückkommen.)
Erschienen in Ossietzky 7/2007 |
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