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Wolfgang Schäuble, Integrationspolitiker. – In Ihrem Ministerium haben Sie Gesetzesvorlagen ausarbeiten lassen, um auf rechtlichem Wege etwas gegen »Integrationsfeindlichkeit« unternehmen zu können, auch gegen solche Menschen, die bestimmte Bevölkerungsgruppen »böswillig verächtlich machen«. Das klingt human, ist aber speziell als Sanktion gegen ausländische MitbürgerInnen gedacht, denen bei solchem Verhalten Ausweisung angedroht wird. Vermutlich wollen Sie damit diejenigen Alteingesessenen politisch integrieren, die sich immer noch über Zuwanderung empören, obwohl sie kaum noch stattfindet.

Maria Furtwängler, Filmgräfin. – Streng und wohl auch etwas angestrengt haben Sie eine volkspädagogische Rolle ausgefüllt: Das Fernsehpublikum weiß nun, daß blaublütige rettende Kraft zur Stelle ist, wenn Deutschen schlimme Folgen deutscher Politik drohen. Wie es sich nach preußischer Tradition gehört: Hoch zu Pferde sitzt, wer sagt, wo es lang geht. Kopf hoch, auch auf der Flucht.

Michael Utsch, Spiritualitätsforscher. – Bei der Befriedigung des »wachsenden Bedarfs nach Sinn« seien die christlichen Kirchen nach wie vor Marktführer, haben Sie dargelegt. »Größe, Angebot und allein schon architektonische Präsenz verschaffen ihnen einen Marktvorteil.« So machen Sie sich nun bei der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, bei der Sie tätig sind, als Marketingexperte einen Namen. Bitte sorgen Sie dort dafür, daß auch Jesus von Nazareth ein zeitgemäßes Etikett erhält, etwa: Produktdesigner.

Edmund Leonidowitsch Stoiber, Landesvater in Lederhose. – In ihrer Passauer Aschermittwochsrede lobten Sie die Kritik der Bundeskanzlerin an der Guantánamo-Politik des amerikanischen Präsidenten Breshnew. Wir wissen, es ist naseweis, sich über Ihre Verhaspler lustig zu machen. Da es sich bei diesem sprachlichen Fehltritt jedoch unzweifelhaft um einen sogenannten Freudschen Versprecher handelt, darf uns die höfliche Frage erlaubt sein: Wie kommen Sie denn ausgerechnet auf den ? Wir erklären uns das so: Während der letzten zehn Jahre seines Lebens wurde der teure Genosse Lenid Ilitsch, wie ihn das sprachverschluckende Oberhaupt eines anderen deutschen Staates, der Deutschn Kratschn Replik, liebevoll nannte, in scheintotem Zustand von Rednerpult zu Rednerpult getragen. Und regierte dabei noch ein Weltreich. Und wie! Diese gewaltige Geistesleistung muß bis heute eine so ungeheure Vorbildwirkung auf Sie haben, daß Sie ihn halt mit einem weiteren ihrer Idole verwechselten, einem lebenden präsidialen Geistesriesen, der einmal, lang ist's her, leider fast an einer Brezel erstickt wäre.

Erschienen in Ossietzky 5/2007