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Hubertus Heil, Parteimanager. – Mit einer Umfrage unter den Mitgliedern Ihrer Partei wollen Sie Meinungen zum Entwurf des neuen SPD-Grundsatzprogramms erheben; vorsichtigerweise haben Sie angemerkt, die Ergebnisse dieses demoskopischen Unterfangens müßten nicht »bindend« sein. So viel Mißtrauen tut nicht not. Welches SPD-Mitglied würde denn schon gegen so schöne Begriffe wie »Freiheit«, »Solidarität« und »Toleranz« votieren wollen. Nach den Ansichten über ein Rentenalter mit 67 oder über deutsche Tornados in Afghanistan fragen Sie ja Ihre Parteigenossen nicht.

Doris Schröder-Köpf, Altkanzlersgattin. – Dem Stern konnten Sie auf gerichtlichem Wege die Richtigstellung abzwingen, nicht Sie seien es gewesen, die seinerzeit Ihren Mann auf die Idee einer Kanzlervertrauensfrage im Bundestag gebracht habe. Wir können Ihren Korrektureifer nicht nachvollziehen. Der Einfall damals war doch trickreich und vielversprechend. Partei und Fraktion bedurften einer Züchtigung. Daß dann etliche WählerInnen nicht mitspielen mochten, war ein blöder Zufall.

Peter Henkel, Frankfurter Rundschau . – Die Rote-Armee-Fraktion ist post mortem zum Verkaufsschlager publizistischer Discounter geworden; da wollten Sie mithalten und beschrieben die RAF-Geschichte so: »Noch keine 30 Jahre waren seit Auschwitz vergangen und schon wieder schwangen sich Deutsche, diesmal Linke mit propagiertem Weltverbesserungsanspruch, zu Herren über Leben und Tod Dritter auf, um ... selbst tödliche Selektionen vorzunehmen.« Ja ja, Ulrike Meinhof organisierte bekanntlich Massentransporte in Vernichtungslager, und Gudrun Ensslin verwaltete das Bestellwesen für Gaskammern und Verbrennungsöfen.

Johann Michael Möller, besorgter Patriot. – Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat Sie neben Arnulf Baring als Beiträger für den Sammelband »Einigkeit und Recht und Freiheit« gewinnen können, den der frühere sächsische Kultusminister Matthias Rößler herausgegeben hat. Zweck des vom hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch empfohlenen Buches ist die Erweckung vaterländisch-deutschen Selbstwertgefühls. Ihren Bildungsfundus nicht unter den Scheffel stellend (immerhin waren Sie stellvertretender Chefredakteur der Springer- Welt und sind jetzt Hörfunkdirektor des MDR ) warnen Sie vor dem Untergang der deutschen Nation: Diese könne »langsam erlöschen, wie Buddenbrooks Familie«. Wir wissen nicht recht, wie wir diese literarische Anspielung deuten sollen. Ist es etwas mit den Genen, was Sie beunruhigt? Nachlassende Stiernackigkeit im Kampf um die Wirtschaftsgüter? Oder wollten Sie assoziativ auf einen Irrweg des Buddenbrook-Autors verweisen: vom Deutschlandfan zum Weltbürger, dem der Antikommunismus als epochale Torheit ­erschien?

Walter Döring, im Urlaub. – Sie wissen, wie man sein Glück macht. Als Sie wegen einer Spendenaffäre als baden-württembergischer Wirtschaftsminister und FDP-Landesvorsitzender gestürzt wurden, fielen Sie weich: Sie wurden Mitinhaber einer Unternehmensberatung. Zu Ihren Kunden gehört die Firma BBS (Autozubehör), bei der Sie sich zum Aufsichtsratsvorsitzenden wählen ließen. Als die Firma nun insolvent wurde, überließen Sie die Rettungsversuche anderen und reisten zur Erholung nach Südostasien, wo Sie sich für neue Aufgaben fit machen. Viel Spaß!

Erschienen in Ossietzky 4/2007