Aufbauhilfe

Peter Söhren

Der sogenannte Verteidigungsminister der Bundesrepublik hat das Terrain besichtigt, und die Spitzen der Großen Koalition sind entschlossen: Tornados der Bundeswehr sollen in Afghanistan eingesetzt werden. In der SPD und auch in der CSU haben einige Abgeordnete Bedenken geäußert, aber sie lassen sich ruhigstellen; der Bundestag wird dem vorgesehenen Mandat für die deutsche Luftwaffe sicherlich zustimmen.

Einem Schutz der zivilen Aufbauhelfer durch aufklärende Flüge der Tornados könne sich doch niemand verweigern, sagt SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Kann ein Berufspolitiker gegenüber den strategischen Absichten der westlichen Militärs in Afghanistan so blind sein? Wohl kaum, und deshalb ist anzunehmen, daß auch die Regierenden in Berlin die Wahrheit kennen: Deutsche Tornados im afghanischen Süden sollen Luftkriegshilfe leisten: für beabsichtigte Bombardements und Bodenoffensiven im Lande selbst und auch für eine mögliche Aggression der USA gegen den benachbarten Iran, die »zielerkennender« Vorbereitung bedarf.

Das Pentagon wünscht deutsche Aufbauhilfe für den militärischen Ring, den es zu Wasser, zu Lande und in der Luft um den Iran zieht. Die in deutschen Medien beliebte Annahme, die Vereinigten Staaten würden sich schrittweise aus dem Nahen und Mittleren Osten zurückziehen, ist wirklichkeitsfremd und beruht offenbar auf dem Unvermögen, aktuelle Dokumente der US-Politik zur Kenntnis zu nehmen. Wer Näheres über die geostrategische Lage und drohende neue Konflikte in dieser Weltregion erfahren will, greife zu dem jüngst erschienenen Buch

Werner Biermann und Arno Klönne: »Objekt der Gier. Der Iran, Nah- und Mittelost und Zentralasien im Visier der USA«, PapyRoss, 200 Seiten, 14.90 Euro

Erschienen in Ossietzky 3/2007