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Frank-Walter Steinmeier (Außenminister), Otto Schily (Altinnenminister), August Hanning (BND-Chef), Ernst Uhrlau (Geheimdienstkoordinator a.D.), allesamt Ehrenmänner. – Selbst Parteifreunde kritteln jetzt an Ihnen herum, daß Sie sich töricht verhalten hätten bei dem Versuch, Murat Kurnaz auf Dauer US-amerikanischer Obhut zu überlassen. Aber konnten Sie damals ahnen, daß nicht einmal die sogenannten robusten Verhörmethoden in Guantanamo imstande sein würden, aus einem tumben Toren einen geständigen Terroristen zu machen? Ihr Pech war, daß Sie in die Geschicklichkeit wertegemeinschaftlicher Kollegen zu viel Vertrauen gesetzt haben. Mitunter ist selbst auf die Folter kein Verlaß.

Edmund Stoiber, Sittenwächter. – Sie haben die konkurrierenden Bewerber um Ihre Nachfolge in Staat und Partei dazu verdonnert, »ab sofort pausenlos gut übereinander zu reden«. Selbstverständlich meinen Sie: in der Öffentlichkeit Freundlichkeiten auszutauschen. Zum Schlechtreden gibt es doch hinreichend andere Möglichkeiten, wofür haben wir denn zum Beispiel das vertrauliche Telefongespräch, etwa mit einem Bild -Journalisten. Daß Sie solche Praktiken dem Nachwuchs erst nahebringen müssen...

Bertelsmann-Stiftung, think-tank. – In einer Befragung der MandatsträgerInnen im Bundestag, in den Länderparlamenten und im Europaparlament haben Sie herausgefunden, daß 60 Prozent dieser VolksvertreterInnen Vermögen und Einkommen in der Bundesrepublik für gerecht verteilt halten. Beim Volk selbst sei hingegen nicht einmal ein Drittel dieser Meinung, stellten Sie fest. Doch den Aufwand dieses Forschungsprojekts hätten Sie sich sparen können. Wer könnte denn schon annehmen, daß BerufspolitikerInnen, die sich der Verteilungsfrage auf ihre Weise widmen (und dabei auch selbst nicht zu kurz kommen), mehrheitlich die Resultate ihrer Bemühungen für ungerecht halten?

Herwig Birg, Demograph. – Auf einem Kongreß deutscher Kommunalpolitiker in Berlin haben Sie wieder einmal vor der »Altersfalle« in unserer Gesellschaft gewarnt und Gebärfreudigkeit angemahnt; um alle Zweifel an Ihrer bevölkerungspolitischen Botschaft auszuräumen, formulierten Sie die These von der »Kettenreaktion«: »Nichtgeborene können keine Kinder haben.« Alle Achtung – eine profunde Erkenntnis, offenbar die Frucht eines jahrelangen wissenschaftlichen Mühens.

Klaus Kleinfeld, Vorstandsvorsitzender, Siemens AG. – Was haben Sie nur für unfähiges Führungspersonal! »Ich stehe immer noch unter Schock, ich ringe um Fassung. Wir halten die verhängten Bußgelder für absolut überzogen«, sagte Udo Niehage, Ihr zuständiger Bereichsvorstand für Kartellabsprachen, nur weil die EU Ihren Laden ebendeswegen zur Zahlung von lächerlichen vierhundert Millionen Euro verurteilt hatte. Alles durch und durch korrupt – und dem Verantwortlichen flattern gleich die Nerven? Sie verkauften Ihre besten Mitarbeiter an BenQ, nein Sie kauften sich BenQ, damit die Taiwanesen Ihnen das überflüssige Menschenmaterial abnehmen. Da kann man doch nicht wegen peanuts das Sensibelchen spielen.

Felix Mantel, unentbehrlicher Ossietzky -Mitarbeiter. – Schnell wieder gesund und munter werden, bitte!

Erschienen in Ossietzky 2/2007