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Helmut Schmidt, elder statesman vom Dienst. – Im Berliner Tagesspiegel haben Sie Ihrem Volk die Leviten gelesen: »Das Jammern über Armut in Deutschland muß endlich aufhören«. Nicht die Armut, sondern das Jammern. Jawoll. Aber wie kommt diese Anordnung an die richtigen Adressen? In Ihrem Freundeskreis wird sich das Jammern über Armut in Grenzen halten. Unser Vorschlag: Auf alle ALG-II-Bescheide in großen Lettern Ihre Abmahnung setzen, gezeichnet vom Standortkommandeur.

Peer Steinbrück, kreativer Kassenwart. – Als Bundesfinanzminister haben Sie dafür gesorgt, daß ab Beginn des nächsten Jahres Unternehmer wie auch Privatpersonen von den Finanzbehörden verbindliche Auskünfte zu Steuerfragen erhalten können – allerdings nicht kostenfrei, sondern gegen Gebühren, je nach steuerlichem »Gegenstandswert« gestaffelt. Auch für kleine SteuerzahlerInnen kann das ziemlich teuer werden; aber wer diese Gebühr sparen will, steht möglicherweise dumm da. Wir gratulieren Ihnen und schlagen vor, diese Form des staatlichen Kassierens auszuweiten: Die Regierung könnte Gesetzesvorschriften noch ein bißchen komplizierter machen und dann verbindliche Verständnishilfe anbieten, gegen Gebühr.

Wolfgang Clement, Privatmann. – Zum Ärger Ihres Amtsvorgängers Johannes Rau (der daraufhin das Gebäude nicht betreten mochte) haben Sie seinerzeit als nordrhein-westfälischer Ministerpräsident für die Düsseldorfer Staatskanzlei eine glamouröse Privatunterkunft angemietet, postmodern in Glas und Stahl gehalten. Jetzt ist ein US-amerikanisches Investmentunternehmen neuer Eigentümer dieses Bauwerkes, und Ihr Nachnachfolger Jürgen Rüttgers ist nicht frei von den ganz normalen Sorgen eines Mieters. Ein Tip von uns: Stellen Sie sich der besagten US-Firma zur Verfügung, ein Aufsichtsratsmandat mehr werden Sie doch bewältigen können – im Rüttgers-Clement-Duett ließe sich dann ein Loblied auf »PPP« singen, auf Public-Private-Partnership.

Autorinnen und Autoren. – Auf der Rückseite des Heftes 21/06 bat Ossietzky um Verse für Lieder, mit denen die Armut – vor allem die Kinderarmut – skandalisiert werden soll. Die von der Redaktion als bester Wettbewerbsbeitrag befundenen Verse sollen in großer Auflage auf Postkarten gedruckt werden. Die Beteiligung war – Martin Petersen deutet das in seinem Gedicht auf Seite 977 an – bisher äußerst gering. Aber wir resignieren nicht, sondern verlängern die Einsendefrist bis 15. März.

Erschienen in Ossietzky 25/2006