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Uwe Zimmer, Chefredakteur der Neuen Westfälischen . – In einem Leitartikel Ihrer Zeitung greifen Sie in die aktuelle Debatte über Gewaltausbrüche bei jungen Leuten ein und schreiben (bezugnehmend auf eine Titelparole des Spiegel, der sie einem anonymen hohen US-Beamten zuschrieb): »Jüngst forderte ein hoher US-Beamter ›Die Deutschen müssen töten lernen‹ und meint damit den Einsatz der Bundeswehr im südlichen Afghanistan. Einige Bundesbürger haben ihr Talent schon bewiesen. Wer wissen will, wie's geht, braucht keine Killerspiele oder digitalen Vorbilder. Der alltägliche Krieg im Irak, im Sudan, im Nahen Osten liefert Beispiele genug, wie wenig Wert das Leben eines Menschen hat, der zur falschen Zeit am falschen Ort ist.« Meinten Sie damit einen arabischen Zivilisten an seinem Wohnort? Jedenfalls erlaubten Sie sich eine für die deutsche Tagespresse ungewohnt klare Sprache – Respekt! Anzumerken ist: Nicht nur einige ausgeflippte Jugendliche hierzulande wissen, wie's geht, außergesetzlich. Auch die Soldaten der Bundeswehr lernen das, ganz legal. Horst Köhler, Festredner. – Beim Jubiläum des Deutschen Industrie- und Handelskammertages in Bochum haben Sie eine »Ruck«-Ansprache gehalten, die in den Medien als »beachtlich« dargestellt wurde, weil Sie »niemanden geschont«, »nach allen Seiten mahnend ausgeteilt« hätten, kritisch gegenüber Arbeitgebern und Gewerkschaften, Regierenden und Oppositionellen. Zu Ihrer Ehrenrettung stellen wir fest: So konfus war Ihre Bochumer Botschaft denn doch nicht. Dem Wohlfahrtsstaat haben Sie eine klare Absage gegeben und erläuternd hinzugefügt: »Die meisten Bürger hungern nicht nach mehr Brot, sondern nach Sinn.« Das ist insofern richtig, als es vorerst noch eine Minderheit ist, die nach Brot hungert. Richtig ist auch: Verhältnisse, in denen die Menschen immer ungleicher gemacht werden, wirken auf die Mehrheit nicht sinnstiftend. Klaus Zwickel, Arbeiterführer i. R. – Das Düsseldorfer Landgericht will im Mannesmann-Prozeß deutsche Wirtschaftsbosse nicht länger die Angeklagtenbank drücken lassen und hat deshalb einen Deal ausgehandelt: Die Angeklagten zahlen Bußgelder, das Verfahren wird eingestellt. Josef Ackermann (Deutsche Bank), Klaus Esser (Ex-Vorstandschef Mannesmann) und Joachim Funk (Ex-Aufsichtsratchef Mannesmann) sollen Millionenbeiträge in die Reue-Kasse einzahlen, Sie hingegen kommen mit 60.000 Euro glimpflich davon. Mit der Schwere der Schuld habe diese Staffelung nichts zu tun, sagt das Gericht, es werde eben der unterschiedliche materielle Status der Angeklagten berücksichtigt. Daraus können Sie erkennen: Wir leben in einer Klassengesellschaft, vergebens haben Sie sich als Gewerkschaftschef um deren Überwindung bemüht. Insofern steckt – Geld hin, Geld her – in der Kulanz des Gerichts auch so etwas wie versteckter Hohn, Ihnen gegenüber. Edmund Stoiber, Laienprediger. – Die Evangelische Kirche hatte Sie um die erste »Berliner Medienrede« gebeten, und Sie haben naheliegende Erwartungen erfüllt: Christlich-europäische Wertewelten müßten auch massenmedial vermittelt werden und so weiter und so fort, und in der Auseinandersetzung mit dem Islam sei westlich-deutsche »Beliebigkeit« nicht erfolgversprechend. Aber was kann nun, etwa televisionär, abendländische Identität stiften? Da ist Ihnen, im Drang der Politikgeschäfte, nur ein heimatliches Beispiel eingefallen: die »Bullen von Tölz« (und ein bißchen Antiamerikanismus darf sein, also haben Sie hinzugefügt, die seien Ihnen lieber als »der Cop aus Manhattan«). Wir raten Ihnen: Lassen Sie auf bayerische Staatskosten die Tölzer Szenen ins Orientalische übertragen. Das wird alle Islamisten zur inneren Umkehr bringen. Claudia Roth, Ego-Managerin. – In der netzeitung durften Sie per Interview Werbung für Ihr autobiographisches Werk »Das Politische ist privat« machen, das Michael Friedman im Aufbau-Verlag herausgegeben hat. Wie es zu Ihrem beruflichen Einstieg bei den Grünen gekommen war, wollte das Internetblatt von Ihnen wissen. Sie haben es so erzählt: Um den Job einer grünen Pressesprecherin im Bundestag hätten Sie sich, ohne Parteimitglied zu sein, seinerzeit mit einem Brief beworben, dem keine Zeugnisse oder ähnliches beigefügt gewesen seien, sondern nur Erfolgsdokumente aus Ihrer Tätigkeit als Managerin der Band »Ton Steine Scherben«. Der Grünenpolitiker Michael Vesper habe diese Bewerbung unbeachtet in seiner Männer-WG herumliegen lassen, aber ein Mitbewohner sei »Scherben«-Fan gewesen und habe Vesper dazu animiert, auf Sie als Bewerberin zuzugreifen. Gegenüber der netzeitung kommentieren Sie vergnügt: »Eine Verkettung glücklicher Umstände!« Und zu Ende gewesen sei es mit Ihrer persönlichen Leidensgeschichte, in der Sie einst »Haferschleim essen mußten, weil sonst nichts da war«. Dann ging es steil aufwärts: Pressesprecherin, Europaabgeordnete, Bundestagsabgeordnete, Parteivorsitzende. Aber da bleiben Fragen: Hat Michael Vesper damals nicht erfahren, daß »Ton, Steine, Scherben«, zwei Jahre nachdem Sie das Marketing übernommen hatten, wegen Verschuldung aufgelöst werden mußte? Oder hat er gedacht: Eine Partei wie die Grünen ist durch eigene Öffentlichkeitsarbeit nicht kaputt zu kriegen, da walten ganz andere Gesetze des Politikmarktes? Einem grünen Realo ist das zuzutrauen. Hans-Joachim Föller, emsiger Erforscher linker Umtriebe, Meiningen. – Nach langer Zeit haben Sie uns auf Umwegen wissen lassen, daß in Ossietzky 14/06 fälschlicherweise stand, der Tagesspiegel habe Sie betreffend vom Deutschen Presserat eine »Weisung« erhalten. In Wahrheit war es ein »Hinweis« und schon gar keine Rüge, was hiermit korrigiert wird.
Erschienen in Ossietzky 24/2006 |
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