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Nach der Entlassung traf Perlitz Ende 1936 seinen Freund Fritz Baumgärtel, der, 1933 von den Nazis verhaftet, im KZ Sachsenburg und zwei Jahre im Gefängnis Bautzen gesessen hatte. Er war sofort dabei, als ich sagte, ich werde am 1. Januar 1937 eine weite Reise machen. Den Höhepunkt der weiten Reise schildert Alfred Katzenstein, der, um sich vor den Nazis zu schützen, nach Holland emigriert war und dann nach Spanien zog: Wohl sieben Stunden waren wir unaufhörlich gestiegen. Jedes Mal, wenn wir glaubten, endlich oben angekommen zu sein, ragte ein neuer Gipfel vor uns auf. An Rast war nicht zu denken. Der Bergführer trieb zur Eile an, da wir vor Tagesanbruch in Spanien sein mußten, wollten wir der Gefahr einer Entdeckung und Verhaftung durch die französischen Zöllner entgehen. ... Schwindelgefühl infolge der dünnen Luft machte sich bemerkbar. Aber schließlich war die Grenze unmittelbar vor uns. Laufend legten wir die letzten hundert Meter zurück. Da standen wir nun auf freiem Boden. Im Lande eines um seine Freiheit kämpfenden Volkes. Wortlos und erschöpft blieben wir alle stehen. Ein kleines Häuflein – Engländer, Amerikaner, Franzosen, Polen, Deutsche ... Feierlich erklang in vielen Sprachen die Internationale, die wir tief bewegt anstimmten. Es gab auch Kämpfer gänzlich anderer Art wie den deutschen Leutnant Johannes Trautloft, der in sein – 1940 veröffentlichtes – Tagebuch genüßlich eintrug: 19. November 1936. Der erste Schnee. Unsere Flugzeuge sehen am Morgen winterlich aus. Alte Jungensinstinkte melden sich, noch vor einer Woche hätten wir flugs eine muntere Schneeballschlacht veranstaltet. Heute haben wir Besseres vor. Am Nachmittag sollen wir den Roten schweren Kummer machen: den größten Luftangriff, den Madrid bisher ausgehalten hatte. 23 Bomber, begleitet von 24 Jägern, starten. Mit solchem Aufgebot müssen wir schon anrücken, um etwas auszurichten; Kühnheit und Jagdkunst allein schaffen's nicht. Ungestört erreichen wir Madrid. Serienweise sausen die Bomben herunter, und diesmal ist ihre Wirkung ungeheuer. Dort, wo die Stellungen der Roten liegen, sehe ich ganze Häuserblocks in sich zusammenstürzen. Alles, meint man, was dort im Umkreis kreucht und fleucht und nicht erschlagen wird, müsse in panischem Entsetzen davonjagen. S päter wurde Trautloft Luftwaffeninspekteur der Bundeswehr. Der Krieg in Spanien hatte mit einem vom hohen Klerus und den Besitzern riesiger Ländereien unterstützten Putsch der Generale gegen die demokratisch gewählte Regierung begonnen. Der Putsch wäre niedergeschlagen worden, wenn nicht alle Länder Europas (außer der UdSSR) mit einem »Nichtinterventionskomitee« die Republik daran gehindert hätten, Waffen für ihre Verteidigung zu kaufen, während Hitler und Mussolini dem Faschistenchef Franco Panzer und Legionen schickten. Aus welchem Grund handelten die europäischen Demokratien so unfair? Der britische Diplomat Lord Halifax, der mit Hitler sprach, zeigte sich wie andere Mitglieder der britischen Regierung davon durchdrungen, daß der Führer nicht nur in Deutschland selbst Großes geleistet , sondern daß er durch die Vernichtung des Kommunismus im eigenen Lande diesem auch den Weg nach Westeuropa versperrt habe und daß daher mit Recht Deutschland als Bollwerk des Westens gegen den Bolschewismus angesehen werden könne. Der US- amerikanische Botschafter in Spanien, Claude Bowers, ein Antifaschist, kommentierte voller Zorn diese Strategie, die direkt in den Zweiten Weltkrieg führte: Die europäischen Demokratien sind im Rückzug, die Hände hoch im faschistischen Gruß, wobei Chamberlain Liebesbriefe an Mussolini schreibt... Die Bücher der Zukunft werden letztlich eine schändliche Geschichte erzählen, eine Geschichte des unvorhergesehenen Heldentums der Demokratie Spaniens neben dem unfaßbaren Verrat der anderen Demokratien Europas. Dieser Verrat brachte Spanien den mörderischen Faschismus – für 36 Jahre. Doch der US-amerikanische Interbrigadist Gene Wolman schrieb, kurz bevor er in Kampf fiel: Zum ersten Mal in der Geschichte, zum ersten Mal, seitdem der Faschismus begann, all das, was wir lieben, zu drosseln und zu zerreißen, bekommen wir jetzt die Gelegenheit zurückzuschlagen … Hier endlich sind die Unterdrückten vereint, hier endlich haben wir Waffen, hier können wir zurückschlagen. Auch wenn wir verlieren sollten … durch den Kampf allein haben wir den Faschismus geschwächt, wir werden schon dadurch gewonnen haben. Victor Grossman hat Zitate von Teilnehmern des Spanienkriegs 1936 bis 1939 – eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Stimmen – gesammelt und jetzt in dem Buch »Madrid du wunderbare« (420 Seiten, GNN-Verlag, 19 €) herausgegeben.
Erschienen in Ossietzky 23/2006 |
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