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Jürgen Rüttgers (CDU), Ministerpräsident. – Erneut haben Sie, um Ihrem Anspruch auf die Rolle eines Arbeiterführers gerecht zu werden, am Großunternehmertum herumgekrittelt: »Einerseits machen Konzerne Milliardengewinne, andererseits entlassen sie Arbeitnehmer.« Offenbar meinen Sie, darin stecke ein Widerspruch. Bitte schlagen Sie mal in einer Betriebswirtschaftslehre nach: wie man Profit steigern kann, indem man Personalkosten senkt, und zwar durch intensivere Nutzung der Arbeitskraft und durch längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich. Auch vom Wirtschaftsrat Ihrer Partei können Sie sich in dieser Sache belehren lassen. Es geht ums Kapitalinteresse. Einerseits wie andererseits.

Elmar Brok (CDU), Europapolitiker. – Eine Idee Ihres Parteifreundes Wolfgang Schäuble aufgreifend haben Sie vorgeschlagen: Staaten, die illegal ausgewanderte Landsleute »zurücknehmen«, bei legaler Migration zu bevorzugen, berufliche Verwendbarkeit müsse das Zuzugskriterium sein. Ähnliche Praktiken sind vom einstigen Sklavenmarkt überliefert. Aber wie bringt man den heutigen Lieferanten, also den Staatsmännern der »Entsendeländer«, bei, daß sie sich auf diesen für sie nicht gerade günstigen Handel einlassen? Da muß sich die zuständige Abteilung des Konzerns, für den Sie arbeiten, etwas einfallen lassen, also die Bertelsmann-Stiftung. Im Europäischen Parlament können Sie das Konzept dann als ein Stück abendländischen Wertegutes offerieren.

Erschienen in Ossietzky 22/2006