Lothar Kusche, Vadim Glowna, der Mime als Mensch

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Vadim Glowna, der Mime als Mensch

In den »Literarischen Streifzügen« präsentierte das Berliner Renaissance-Theater Vadim Glowna im Gespräch mit Knut Elstermann. Sie unterhielten sich über den vielseitigen Erinnerungsband des vielseitigen Künstlers: »Der Geschichtenerzähler« (Ullstein, 18 Euro). Der Moderator stellte intelligente Fragen, der im holsteinischen Eutin geborene Glowna, der seine Karriere als Schauspieler und Regisseur in Bremen begann, antwortete freundlich mit friesisch gedämpftem Charme. Fast jeder kennt den Akteur aus »mehr als 139 Film- und Fernsehrollen«, in denen er besonders interessante, verschlossene, zwiespältige oder undurchsichtige Charaktere brillant verkörperte. Bei der Buchpremiere zeigte er sich natürlich als Privatperson. Aber woher will man bei einem Schauspieler wissen, ob er nicht auch eine Privatperson spielt? Da mußte ich mich auf mein Gefühl verlassen, und ich bildete mir ein, auf der Bühne zeige sich der Mime als Mensch, ehmt als so'n Küsten-Kerl, 'ne Mischung aus Spökenkieker und Schimmelreiter, nöch, als unsinkbare Boje, Hans Albers, fliegender Helgoländer, Hein Labskaus, Henry Vahl vom Ohnsorg-Theater. Glowna wirkte so still-vergnügt wie ein Krabbenfischer, der gerade einen guten Fang an Bord gezogen hat.

Er erzählte amüsiert und amüsant von den Menschen, die in seinem Leben eine Rolle gespielt haben, und von den Rollen, die er selbst spielt. Über Glownas erste Schritte auf die Bühne hatte zuvor schon der damalige Bremer Intendant Peter Zadek berichtet (»My Way«, Kiepenheuer & Witsch, Köln 1998): »Vadim war ein wilder, undisziplinierter Halbstarker, der damals so unverständlich sprach wie später Wildgruber ... Vadim wurde, ich glaube, weil man ihn so schwer verstand, in den ›Räubern‹ noch ausgebuht, trotzdem wurde er mit der Zeit einer unserer Stars, der Gegenpol zu dem ordentlichen Bruno Ganz und der herrliche, fröhliche, exzentrische Mensch, der er heute noch ist ...«

Gern und deutlich erinnere ich mich an einen der vielen Filme, bei denen Glowna erfolgreich Regie führte: »Der Brocken«. Es war die Geschichte einer »Witwe auf Rügen, die sich nach der Wende gewitzt gegen habgierige Wessis durchsetzt«. Eine Episode aus jenen Tagen, in denen Freibeuter wie jene dubiosen Filmhelden am liebsten die ganze Insel Rügen beschlagnahmt hätten, weil sie sich als reparationsberechtigte Sieger des Krieges gegen die DDR fühlten.