Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Ein Kriegskanzler erklärt sichOtto Köhler Wichtig an Gerhard Schröders ansonsten unwichtigen »Entscheidungen. Mein Leben in der Politik« (Hoffmann und Campe, 544 Seiten, 25 €) ist eigentlich nur zu erfahren, was ihn dazu bewogen hat, als erster Kanzler nach Hitler wieder Krieg zu führen. »Mir war klar, daß diese Frage darüber entscheiden würde, ob Rot und Grün regierungsfähig sein [sic!] oder ob wir nur eine kurze Gastrolle auf der Regierungsbank übernähmen.« Er wollte da so schnell nicht wieder raus. Gegen wen er den Krieg führte, weiß er so genau nicht, außer daß es irgendwie um »Menschenrechte« ging, die von denen verletzt wurden, gegen die schon sein Vater – der mit dem Hakenkreuz am Stahlhelm (Seite 26) auf dem Kanzlertisch – auf dem Balkan bis in den Tod kämpfte. »Gerade wir Deutschen durften nicht zulassen, daß in Europa Menschenrechte aufs Brutalste verletzt wurden.« Und zwar von Milosevic (»bestialische Gräueltaten«) wie zuvor schon von Tito, »unter dessen Knute der serbokroatische Seilakt Jugoslawien entstanden war«. Jugoslawien entstand nicht unter Titos Knute, sondern 1918 unter dem Szepter von König Peter I. als Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen. Aber egal, nun ist Jugoslawien weg, und etwas anderes haben wir mit unseren Kriegen gegen die Serben nie gewollt. Wer den unbedarften Rechtsanwalt aus Hannover, der eigentlich nur wußte, daß er da rein will, unter seine denkerischen Fittiche genommen hatte, war lange Zeit unklar. Schröder verrät es auf Seite 132: »Ich spürte, daß meine Argumente allein nicht ausreichen würden, um eine große Mehrheit der Delegierten zu überzeugen. Eppler fand die richtigen Worte.« Es war auf dem SPD-Sonderparteitag in Bonn zum – hier unterläuft ihm das sonst gemiedene Wort – »Kriegseintritt in Kosovo«. Da rettete ihn Erhard Eppler, der Wahrer der SPD-Grundwerte, der seine Friedensbewegung an den Nagel gehängt hatte, weil wir – Menschenrechte hin, Menschenrechte her – endlich unseren dritten Krieg gegen die Serben führen und Belgrad abermals ohne Kriegserklärung bombardieren wollten. Epplers »richtige Worte«: Die 68er Bewegung habe »das Gespür für Tragik« verschüttet. »Tragisch ist eine Situation, wenn man schuldig wird, ganz gleich, was man tut.« Schröder hat von dem Schmierentragiker Eppler gelernt und paraphrasiert ihn: »Natürlich wird man schuldig, wenn man Bomben wirft. Die Frage ist doch nur, wie man noch schuldiger wird.« Am schuldigsten sind allemal die Opfer unserer Angriffskriege. Deshalb auch mußte die Klage jener Jugoslawen, deren Angehörige auf der Brücke von Varvarin umkamen, abgewiesen werden. Schröder: »Das Berührende an dem Beitrag Epplers war, daß er den Kern des Konflikts erfaßte und ihn herausschälte.« Aber jetzt als Gasprom-Aufsichtsrat hat er – außer Kassieren – nichts zu tun und könnte ein Studium der Geschichte aufnehmen, um vielleicht doch noch zu erkennen, was er im Kanzleramt, in das er so dringend reinmußte, angerichtet hat.
Erschienen in Ossietzky 22/2006 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |