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Natürlich heißt die Gegend nicht Polen, sondern Mecklenburg, und natürlich steht sie nicht unter Obhut jener Twin Towers genannten Zwillinge, die vermutlich gern wüßten, ob sich der Großmächte-Achterbund durch wenigstens einen von ihnen zum Club der neunmalweisen Riesen erweitern lasse. Um jedoch bei den führenden Persönlichkeiten zu bleiben, die sich nächstes Jahr an der Mecklenburger Bucht treffen möchten: Gedeckt von einer Wehr soll es geschehen, die gut und gern Schutzwall heißen könnte. Ihre Sachen bereden wollen die formidablen Herrschaften hinter einem dreizehn Kilometer langen und drei Meter hohen Zaun, der seinesgleichen unter anderem an der Grenze zwischen den USA und Mexico und am Panamakanal bekommen wird. Und auf Cuba rund um Amerikas größten Pachtknast bereits hat. Natürlich wird jeder als Feind der heimischen stahlverflechtenden Industrie gebrandmarkt, der von der Vergitterung Heiligendamms abrät und dem Großen Reisenden Rat kostenbewußt anrät, stattdessen ins gemachte westindische Nest zu fliegen. Die Europäer in ihren von Eurofightern begleiteten Airbussen auf der Columbus-Route. Der Japaner im Toyota-Jet auf bewährtem Kurs via Pearl-Harbour. Und Bush jr. schließlich als zahlender Gast im CIA-Shuttle über Miami nach Guantánamo Bay. – Als journalistischer Global Player sieht sich Ossietzky in der Pflicht, ebenso auf die Stärke der karibischen Küstenfeste wie auf Schwachpunkte des Ostseeortes zu verweisen, die sich bei der G-8-Gipfelgele-genheit als Knackpunkte erweisen könnten. Obzwar den Platz stete Brisen erfrischen, behaupten sich an ihm Gerüche, die aus Reibungen um den Kempinski-Besitz und auch um den zeitweiligen Minister Krause, der im angrenzenden Börgerende wohnte, aufgestiegen sind. Gegen den Stunk könnten sich die Acht ihre Nasen zuhalten, aber was antworteten sie dem Gelegenheitsnachbarn, wenn er ihnen durch den Zaun zuriefe, ohne ihn – da sollten sie getrost seinen Signierkameraden Schäuble fragen – wäre der Nord-osten immer noch ostzonal? Wie wollten sie ihm begegnen, wenn er auf seine Fertigkeit im Handelseinswerden verwiese oder wegen seiner gerichtsverbrieften Routine beim Umgang mit Putzfrauen und Raststätten um einen passenden Job während der G-8-Einkehr einkäme? Oder wenn er am Eröffnungstag in Heiligendamm erschiene, um als einstiger Bundesverkehrsminister und denkbarer Berater eines chinesischen Konsortiums den heimlichen Aufkauf beziehungsweise die über Nacht vollzogene Umwandlung der Dampfbahnpiste Doberan-Kühlungsborn zur Transrapid-Teststrecke bekanntzugeben? Nicht ohne sich bei den Ex-Kollegen vorauseilend für die Lärm-, Zugluft- und Steinschlageinwirkungen zu entschuldigen, unter denen ihre Besprechungen, er kenne das allzu gut, leiden könnten. Müßte der Molli dem Magnetzug weichen, rät nun wieder Ossietzky , wäre es mit Maschendrahtbewehrung nicht getan. Solider Schall- und Prallschutz wäre erforderlich, hoch wie der, den Israel durch Palästina zog, und dick wie jener Nordseedeich, auf dem der Schimmelreiter sein Wesen hatte. Der Ostseedeich aber hielte, wäre er lediglich grassodenbewährt und schafsmaulgewartet, den Preßstürmen nicht stand, die der Transrapid-Verdrängungsdruck auszulösen pflegt. Robuste Ummantelungen empföhlen sich, wie wir sie beim Stau an Autobahntunnelbaustellen zu Gesicht bekommen. Eine davon abgeleitete Neukalkulation der Heiligendamm-Kosten empföhle sich ebenso. Wie sich aufgrund derer ein weiteres Mal der Tagungsort Guantánamo empföhle. Neben den Schwierigkeiten bei der Abdeckung seiner landzugewandten Seite zeitigt die Meeresanbindung des Heiligendamm-Objekts ein Intelligence-Pro-blem. Mit nachrichtendienstlichen Mitteln wie etwa Richtmikrophon und Laserstrahl oder Lippenlesern im dümpelnden Schlauchboot könnten G-8-Gegner den Tagungsort mühelos in Augen und Ohren fassen. Beim Stand der technischen Dinge bliebe nicht nur kein Wort auf Balkonen und Terrassen ungehört, auch Konferenzraumwände ließen sich durch elektronisches Horchgerät überwinden. Ein Versuch, entweder die Kieler Woche oder die Hanse Sail so in die G-8-Beratungszeit und ins Segelrevier vor Heiligendamm zu verlegen, daß sich die Regatten mit Jollen, Kreuzern und Fregatten als verwirrend mobile Vorhänge zwischen die Teilnehmer und die anteilnehmenden Lauscher und Späher schöben, müßte, wie man diese Leute kennt, an der Gentlemansgesinnung der Schiffseigner scheitern. Ähnlich sollen bereits Bemühungen geendet sein, die trotz ihrer DDR-Herkunft berühmten Störtebecker-Festspiele als Trennkulisse vom Jasmunder Bodden in die Mecklenburger Bucht zu holen. Gedacht war an weitläufige Pontons mit Schauspielerbühne und Zuschauertribühne, die so verankert werden sollten, daß auch die G-8-Teilnehmer samt Troß und Roß das Spektakel genießen könnten. Nicht nur Gagenforderungen, die an Bayreuth gemahnten, sollen das Manöver verhindert haben, sondern auch eine in ihren Ausmaßen bislang unbekannte Protestbewegung östlicher Likedeeler-Fans, die als »Heiligendamms Unwille« von sich reden machte. Da wird es hoffentlich der sanften Einrede Ossietzkys nicht bedürfen, um dem G-8-Gipfel für 2007 statt des unsicheren Quartiers in der Baltik das hochsichere in der Karibik zu verschaffen. Gewiß, das seit ihrem Stralsund-Rendezvous vertraute Wildschweingrillen von Trinwillershagen, an das Bush vermutlich dachte, als er Angelas Heiligendamm favorisierte, wird er in Guantánamo vermissen müssen. Aber bestimmt hielten Castro und Genossen Ähnliches bereit. An Feuer fehlt es diesen Leuten bekanntlich nicht.
PS. Der Sprecher des US-Außenamts, Sean McCormack, scheint auf die Ossietzky -Initiative angespielt zu haben, als er dieser Tage das Begehren, Guantánamo zu schließen, mit der Erklärung zurückwies, zur Zeit werde das Lager noch benötigt, »um einige sehr gefährliche Leute zu verwahren«.
Erschienen in Ossietzky 21/2006 |
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