Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Imperialismus in der SüdseeMax Watts Jahrhundertelang ließen die imperialistischen Länder ihre Fahnen über fast der ganzen Erde wehen. Mit verhältnismäßig geringem militärischen Aufwand hielten sie fest, was sie einmal erobert hatten. »Verloren« sie doch einmal etwas, dann an einen rivalisierenden imperialistischen Staat – wie das Deutsche Reich 1914 Bougainville und Neu Guinea an Australien – oder an Kolonisten, die sich selbständig machten, Männer wie George Washington oder Simon Bolivar. Revolten der Ureinwohner blieben erfolglos, wurden zerschmettert. Ab 1941 wendete sich das Blatt. Die Eingeborenen begannen, dem Union Jack, die Trikolore, die Stars und Stripes und die anderen imperialistischen Fahnen herunterzureißen. Zuerst kam in Addis Abeba die italienische Fahne vom Mast. Dann gingen in Afrika und Asien Land um Land (Kolonie, Mandatsgebiet, Einflußzone, Protektorat) an die dort lebenden Menschen zurück, oft nach langen, blutigen, teuren Kriegen. In Algerien, Angola oder Vietnam setzten die imperialistischen Mächte erfolglos viel größere Mittel für die Kriegführung ein, als sie vorher für Eroberung und Besetzung aufgewandt hatten. Es dauerte meist nicht lange, bis – nach Seufzern – der Fahnenimperialismus durch den Dollarimperialismus ersetzt wurde. Der früher mit Gewalt aus den Kolonien gepreßte Mehrwert muß jetzt mit sogenannten Eliten der Eingeborenen geteilt werden. Die alten Mächte sind aber präsent geblieben – mit Empfehlungen, Vorschlägen oder doch auch Drohungen. Und namentlich die USA und Australien sehnen sich sehr nach den alten Zeiten zurück, als Befehl noch Befehl war. Australien entließ seine Kolonie Papua-Neuguinea 1975 in die Unabhängigkeit. Statt der australischen wurde die PNG-Fahne gehießt. Weiterhin flossen Dollars in den Haushalt, vor allem aber in umgekehrter Richtung aus den in australisch-britischem Besitz gebliebenen großen Bergwerken. Doch 1988 begann der Aufstand auf der Insel Bougainville. Einheimische besetzten die Grubenanlage Panguna. Es folgten neun Jahre Krieg, von Australien finanziert und gesteuert. 10 000 bis 15 000 Bougainviller verloren ihr Leben. Panguna, dieser teure Besitz des Rio-Tinto-Konzerns, ist noch immer geschlossen. ( Ossietzky berichtete wiederholt darüber.) Australien erbot sich, nicht nur auf Bougainville, sondern auch in anderen Teilen von Papua-Neuguinea mit Polizeikräften für Ordnung zu sorgen. Doch das Oberste Gericht von PNG weigerte sich, die Verfassung außer Kraft zu setzen, um den ausländischen Ordnungshütern Straffreiheit zu garantieren. Canberra zog die Polizisten ab und drohte mit finanziellen Konsequenzen. In Ost-Timor, lange Zeit portugiesische Kolonie, dann 24 Jahre lang von Indonesien besetzt, stehen gegenwärtig mehr als 1.000 australische Polizisten. Auf den Salomonen, die bis 1978 eine britische Kolonie waren und dann in die australische »Einflußsphäre« gerieten, begannen 2003 schwere innere Unruhen. Vordergründig handelte es sich um Konflikte zwischen der Bevölkerung der Hauptstadt Honiara auf der Insel Guadalcanal und Zuwanderern von der Insel Malaita, aber sie wurden von Australien geschürt, und dahinter steckten ökonomische Interessen. Eine australisch geführte Interventionstruppe, genannt Regional Assistance Mission to Solomon Islands (RAMSI), landete und »stellte die Ordnung wieder her«. Und blieb. Ihre Aufgaben sind umstritten. Im April dieses Jahres wurde gewählt. Snyder Rini als Kandidat der Rechten sah sich schon als Ministerpräsident, doch massive Demonstrationen verstellten ihm den Weg. Offenkundig hatte Rini aus der Geschäftswelt hohe Summen erhalten, um Parlamentarier zu bestechen. Viele Geschäftsleute sind chinesischer Abstammung. Die Lage wurde kompliziert, als sich die Demonstrationen in einen antichinesischen Pogrom verwandelten. Viele Geschäfte wurden geplündert, ausgebrannt. Rini verlor seine gekaufte Mehrheit. An die Regierung kam der als links geltende Manasseh Sogavare, die Beziehungen zur RAMSI und zu Australien wurden gespannt, vor allem, als der Premier eine Untersuchungskommission einsetzte, um die April-Ereignisse zu durchleuchten, an denen Australier als Provokateure beteiligt gewesen sein sollen. Mitte September wies die Regierung der Salomonen den australischen Botschafter, der sich immer noch Hochkommissar nennt, aus dem Lande. Er soll versucht haben, die Untersuchungskommission zu sabotieren. Ihm wurde auch vorgeworfen, weiterhin auf einen Umsturz hinzuarbeiten. Canberra antwortete mit Verschärfungen der Visa-Bestimmungen und mit der Drohung, sich finanziellen Verpflichtungen zu entziehen. Neue Aufregung entstand in Australien, als die Regierung der Salomonen sich die Freiheit nahm, kubanische Ärzte ins Land zu rufen. Zuvor hatte schon die Regierung Alkateri in Ost-Timor 300 kubanische Ärzte und Krankenschwestern engagiert, die dort – was es noch nie gegeben hat – auch in den entlegensten Dörfern arbeiten. Seitdem wurde Premier Alkateri als »Marxist« verfemt und im Juli, kurz nach der Ankunft von 2.000 australischen »Ordnungshütern«, gestürzt. Jetzt verschärfen sich die Auseinandersetzungen auf den Salomonen. Auf Weisung des australischen Außenministers Alexander Downer wurde Ende September der neuernannte salomonische Justizminister, Professor Julian Moti, in Papua-Neuguinea unter dem Vorwurf verhaftet, er habe vor zehn Jahren in Vanuatu mit einer Minderjährigen zusammengelebt. Der Fall hatte 1998 die Justiz in Vanuatu beschäftigt; das Verfahren war mangels Beweisen eingestellt worden. Jetzt befand sich Moti auf der Durchreise nach Honiara, um sein Ministeramt anzutreten und die Untersuchung der April-Ereignisse zu leiten. PNG ließ ihn rasch frei, aber jetzt ist er verschwunden. Australien fordert, daß er »nirgends auf der Welt« versteckt werden darf.
Erschienen in Ossietzky 20/2006 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |