Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Sie wollten das BesteSergej Guk Eine Äußerung unseres anerkannten Cicero, des ehemaligen Ministerpräsidenten Viktor Tschernomyrdin, wurde zum Sprichwort: »Wir wollten das Beste, aber es kam wie immer.« Das tagtägliche Wirken russischer Politiker bestätigt leider diese Behauptung. Wie zum Beispiel im jüngsten Fall. Vor einem Jahr ließ Präsident Wladimir Putin vier nationale Projekte starten: »Erschwingliche Wohnung«, »Qualitätsmäßige Bildung«, »Moderne Gesundheit« und »Effiziente Landwirtschaft«. Er bezeichnete diese Projekte als »beschleunigte Schuldenbegleichung des Staates gegenüber seinen Bürgern«. Diesmal werde es anders sein, nicht wie immer, beteuerte Dmitrij Medwedew, Erster Stellvertreter des Regierungschefs. Der landesweite Propagandalärm war anfänglich ohrenbetäubend. Jetzt, ein Jahr später, ist es stiller geworden, das Ergebnis entpuppte sich als »wie immer«, das heißt kläglich. Die Preise für Wohnungen sind inzwischen stark in die Höhe getrieben worden. Wer heute in Moskau eine Einzimmerwohnung kaufen will, muß etwa 120.000 Euro zahlen. Um die Bankhypothek abzuzahlen, müßte ein Normalverdiener zwei Leben lang schuften. Zur Blamage wurde auch das Projekt »Qualitätsmäßige Bildung«. Den Beamten fiel nichts Besseres ein, als unter den Schulen und Lehrern einmalige Prämien zu verteilen 10.000 Pädagogen, 0,66 Prozent der gesamten Lehrerschaft, sollen je 100.000 Rubel erhalten; von den Schulen wird jede 22. bedacht. Wer entscheidet über die persönliche Belohnung? Natürlich nicht das Lehrerpersonal, sondern die Behörden. Nach welchen Kriterien? Überfragt. Eins ist aber schon jetzt klar: Außer Neid und Haß unter den unterbezahlten Lehrern wird dieser idiotische Einfall unserer Bürokratie nichts bewirken. Das Gleiche entwickelt sich im Gesundheitswesen. Von den 700.000 an der Armutsgrenze lebenden Ärzten werden rund 67.000 prämiert, von den anderthalb Millionen Krankenschwestern und Arzthelfern 75.000. Und die Landwirtschaft? Das Projekt, mit dem der bäuerliche Lebensstandard erhöht werden sollte, verwandelte sich in eine Pfründe für die Beamten des Landwirtschaftsministeriums und deren Favoriten. Die bewilligten Summen wurden überwiegend in aller Stille im Familienkreis der Schmarotzer brüderlich verteilt. So versanken alle Projekte entgegen den lauten Verheißungen der Propaganda in Stümperei und Korruption. Mit dieser Seifenblase hatten sich die Machthabenden vor den anstehenden Wahlen ein wenig schmücken wollen. Vergeblich: Den jüngsten Meinungsumfragen zufolge sind 57 Prozent der Bevölkerung fest davon überzeugt, keines der nationalen Projekte werde ihr Leben verbessern, weitere 31 Prozent der Befragten glauben, öffentliche Mittel würden sowieso unterschlagen und ausgeplündert. Viktor Tschernomyrdin kann auf seine Prophezeiung mit Recht stolz sein. Zuguterletzt: Unser Fernsehen hat uns kürzlich über ein neues Spiel der Mos-kauer Geldsäcke informiert: Sie wetteifern, wer von ihnen innerhalb eines Tages das meiste Geld ausgibt. Stolz verkündete der Ansager, die Hauptstadt biete die Möglichkeit, im Nu mehr als eine Million Dollar zu verpulvern. Aus früheren Jahrhunderten wissen wir, wie üppig manche während der Pestepidemie schmausten. Damals.
Erschienen in Ossietzky 20/2006 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |