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18. August In Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der in Armut lebenden Kinder in den letzten zwei Jahren auf 540.000 verdoppelt, meldet der Evangelische Pressedienst ( epd ). Der Bezirksverband Niederrhein der Arbeiterwohlfahrt macht darauf aufmerksam, daß laut Statistischem Bundesamt derzeit die monatlichen Kosten für ein Kind 570 Euro betragen, der Hartz-IV-Regelsatz für ein Kind aber nur bei 207 Euro im Monat liegt.
19. August Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) will die Zuverdienstmöglichkeiten für Langzeitarbeitlose einschränken.
20. August Fast jedes vierte Kind in Hamburg ist von Armut betroffen, stellt die Welt am Sonntag fest. Danach lebten Mitte dieses Jahres knapp 52.000 Kinder in der Hansestadt – 23 Prozent aller unter 15jährigen – von Hartz IV und gelten nach einer Definition des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes als arm.
21. August Der 47jährige Industriekaufmann Günther Gerhold, seit vier Jahren arbeitslos, gehört zu den aktiven Montagsdemonstranten in Stuttgart. Über ihn berichtet die Eßlinger Zeitung : Er brauche nicht viel zum Leben, »aber mit 345 Euro im Monat auszukommen, das ist schon hart«. Die Miete für seine 44,5 Quadratmeter große Wohnung zahlt zwar die Stadt, aber vom ALG II gehen unter anderem monatlich 38 Euro für Strom und Wasser, 15 Euro für das Handy, 61 Euro für die Nahverkehrsmonatskarte und jährlich knapp 100 Euro Steuer für den Hund ab. Für Lebensmittel und Hundefutter bleiben monatlich knapp 100 Euro. »Da darf keine Brille kaputt gehen oder irgend etwas passieren.«
22. August Das Tierheim München registriert, daß infolge Hartz IV immer mehr Haustiere ausgesetzt werden. Wenn Tiere krank würden, seien die Besitzer nicht mehr imstande, eine Behandlung beim Tierarzt zu bezahlen.
23. August Radikale Einschnitte bei Sozialleistungen für Frauen fordert der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Rainer Wend. Die Witwenrente müsse gekürzt, die Kranken-Mitversicherung für Ehefrauen abgeschafft werden.
24. August Langzeitarbeitslose müssen sich offenbar darauf einstellen, daß ihre Zuverdienstmöglichkeiten beschnitten werden. Entsprechende Pläne von Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD) stoßen auf Unterstützung beim Koalitionspartner CDU, wie die Frankfurter Rundschau berichtet.
30. August Über einen 34jährigen Arbeitslosen aus Frankfurt/Oder, der sich Mitte des Monats wegen der drohenden Zwangsräumung aus seiner Wohnung in den Tod stürzte, berichtet die Berliner Zeitung . Der ausgebildete Elektroniker habe infolge seiner Arbeitslosigkeit fast 900 Euro Mietschulden gehabt, die er schrittweise abbezahlte. Es sei nur noch eine Frage der Zeit gewesen, wann sein Mieterkonto kein Minus mehr aufgewiesen hätte. Doch das städtische Wohnungsunternehmen habe auf der Räumung bestanden. 2004 sei dem Mann schon einmal die Wohnung gekündigt worden, weil er die Miete nicht gezahlt hatte. Damals habe er einer Zwangsräumung entgehen können, weil seine Eltern die Schulden übernahmen. Dem Zeitungsbericht zufolge wußte der Arbeitslose nicht mehr weiter. Er wurde »zwischen den Institutionen, die ihre eigenen Zuständigkeiten und Ziele verfolgen, hin- und herbewegt«, zitiert das Blatt den Oberbürgermeister der Stadt, Martin Patzelt. SPD-Chef Kurt Beck will einen Arbeitsdienst für Langzeitarbeitslose. Er sprach sich im stern für eine gemeinnützige Leistungspflicht der Hartz-IV-Empfänger aus. »Ich halte das generell für zumutbar«, sagte Beck. Als Bürgermeister einer kleinen Gemeinde habe er früher arbeitsfähige Sozialhilfe-Empfänger »Geländer streichen oder Treppen kehren lassen«.
Erschienen in Ossietzky 18/2006 |
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