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Was meldeten deutschsprachige Nachrichtenagenturen am 12. Juli 2006? »Die libanesische Schiitengruppe Hisbollah hat nach eigenen Angaben zwei israelische Soldaten gefangen genommen«, liest man um 9.46 Uhr bei AFP . Ein Ort ist nicht genannt. Wir erfahren also nicht, ob sich der Vorgang in Israel oder im Libanon ereignet hat. Es ist von Gefangennahme die Rede. Allerdings wird in der Überschrift von Entführung gesprochen: »Hisbollah gibt Entführung von zwei israelischen Soldaten bekannt«. Es folgt um 9.50 Uhr eine Meldung von Reuters : »Anhänger der libanesischen Hisbollah-Miliz haben offenbar zwei israelische Soldaten entführt.« Für Reuters steht also »offenbar« fest: Es war keine Gefangennahme, sondern eine Entführung. Der Ort der Handlung bleibt ungenannt. 9.51 Uhr AP : »Die libanesische Hisbollah-Miliz hat offenbar zwei israelische Soldaten entführt. Der Fernsehsender der Hisbollah erklärte, die Soldaten seien an der Grenze gefangen genommen worden.« Auf welcher Seite der Grenze? Keine Angaben. Wieder ist zum einen von Gefangennahme, zum anderen von Entführung die Rede, wieder mit dem zweifelhaften Wort »offenbar«. 9.51 Uhr DPA : »Die pro-iranische Hisbollah-Miliz hat nach eigenen Angaben im Südlibanon in der Grenzregion zu Israel zwei israelische Soldaten gefangen genommen.« Damit ist klar: Die Gefangennahme soll auf libanesischem Gebiet erfolgt sein und wäre demnach keine Entführung. 10.03 Uhr AFP : »Nach Angaben der libanesischen Polizei wurden die Soldaten im Gebiet von Aita el Schaab an der Grenze zu Israel entführt.« Damit kennen wir den Ort jetzt genauer. Aus der Formulierung »an der Grenze zu Israel« läßt sich zwar schließen, daß der Ort auf libanesischem Gebiet liegt, aber die Wortwahl »entführt« schafft Verwirrung. Sie würde nur dann einen Sinn ergeben, wenn der Ort auf israelischer Seite läge. Aber ein Blick auf die Landkarte belegt eindeutig: Aita el Schaab liegt im Libanon. Einen Zweifel an der Eindeutigkeit mag noch die Schreibweise verursachen. Als Bezeichnung für den Ort der Gefangennahme finden wir in der Berichterstattung folgende Varianten: Aita el Schaab, Aita Schaab, Aita al-Schaab, Aita el Schab, Aita Asch Schab, Aita al-Schab, Aita al Chaab, Aitaa al-Chaab, Aïta Al-Chaab, Ayta ash-Shab und Ayta ash Shab. Aus dem Zusammenhang ist jeweils zu erschließen, daß immer der gleiche Ort gemeint ist. Um 10.53 Uhr wird die Darstellung von DPA diffuser: »Die radikale libanesische Hisbollah-Miliz hat... zwei israelische Soldaten aus dem Grenzgebiet verschleppt.« Warum dieser Wandel in der Formulierung? War die DPA-Meldung von 9.51 Uhr zu verräterisch? 11.18 Uhr AP : »An der Grenze zwischen Israel und dem Libanon sind am Mittwoch zwei israelische Soldaten von der Hisbollah-Miliz entführt worden.« Der Ort bleibt wie in der ersten AP -Meldung unklar. Weiter heißt es in der Meldung: »In einer Erklärung der Hisbollah, die der Nachrichtenagentur AP in Beirut per Fax zuging, hieß es, die beiden Soldaten seien um 9.05 Uhr Ortszeit gefangen genommen und ›in eine sichere Region‹ gebracht worden.« Hier ist von Gefangennahme die Rede. Es stellt sich die Frage, wie AP zu der Behauptung kommt, es habe sich um eine Entführung gehandelt. Um 14.59 Uhr relativiert auch AFP : »Laut libanesischer Polizei wurden die Soldaten im Gebiet von Aita el Schaab an der Grenze zu Israel entführt, nach israelischen Angaben nahe Sarit in Israel.« Und Reuters steuert nun ebenfalls dem brisanten Eindruck entgegen, der Vorfall könne sich auf libanesischer Seite zugetragen haben. Um 16.15 Uhr heißt es: »Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge verschleppte die Hisbollah die beiden Soldaten am Morgen im israelischen Grenzgebiet gegenüber dem südlibanesischen Ort Aita al-Schaab.« Hier ist aus ›im Gebiet von Aita al-Schaab‹, wie AFP meldete, ›gegenüber dem südlibanesischen Ort Aita al-Schaab‹ geworden. Allerdings werden jetzt plötzlich die Libanesen als Quelle genannt, die bisher immer behauptet hatten, es handele sich um eine Gefangennahme auf libanesischer Seite. Wären die israelischen Soldaten in libanesisches Gebiet eingedrungen und dort festgenommen worden, entspräche das dem geltenden Recht. Eindringende fremde Soldaten dürfen festgenommen werden. Zum Vergleich nicht-deutschsprachige Meldungen: Eine englischsprachige DPA -Meldung vom 12.7.2006 gibt das Gebiet der Gefangennahme wie folgt an: »Die beiden Soldaten wurden in Aita al Chaab gefangen genommen, nahe der Grenze zu Israel.« Le Figaro erwähnt zwar, daß Israel die Darstellung abstreitet, formuliert aber in einem Artikel vom 12.7.2006 klar, was die libanesische Polizei gemeldet hatte: »Nach Angaben der libanesischen Polizei wurden die zwei Soldaten auf libanesischem Territorium gefangen genommen, im Gebiet von Aïta Al-Chaab, nahe der Grenze zu Israel, wo eine israelische Einheit eingedrungen war.« Das entspricht der Darstellung des französischen Netzwerks Voltaire : »Israel hat vorsätzlich ein Kommando in das libanesische Hinterland bei Aïta Al-Chaab geschickt. Dort wurde es von der Hisbollah angegriffen. Israel hat vorgetäuscht, daß es überfallen wurde, und griff Libanon an« (zitiert nach Neues Deutschland vom 26.7.2006). Zudem berichtet Voltaire , auf Antrag von Oberst Sima Vaknin-Gil, Chef der israelischen Militärzensur, habe die westliche Presse akzeptiert, eine »abgestumpfte Version der Ereignisse« anzunehmen. »Auf Befehl der Militärzensur verzichteten Agenturen und Medien der in Israel akkreditierten Journalisten darauf, ihre Leser über den Ort der Gefangennahme zu informieren.« Der für Voltaire arbeitenden Schweizer Journalistin Silvia Cattori sei die Akkreditierung entzogen worden, weil sie sich der Vorgabe verweigerte. Es hat also den Anschein, als sei die Geschichte von den gekidnappten israelischen Soldaten eine Lüge, die als Auslöser für den lange zuvor geplanten Krieg gegen den Libanon gebraucht wurde – nach dem Motto »Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen«. Aber selbst wenn es eine Verschleppung von israelischem auf libanesisches Gebiet war, legitimiert sie keinen Krieg, schon gar nicht diesen, der die zivile Infrastruktur eines ganzen Staates in Schutt und Asche legt. Der Kriegsanlaß ist jedenfalls vorgeschoben. Der Krieg wird nach den Plänen des »American Enterprise Institute« geführt. Was abläuft, ist von langer Hand geplant. Phase 1 war der Irak. Phase 2 ist der Libanon. Syrien und Iran sollen folgen, wie es schon 1996 die von Richard Perle vom American Enterprise Institute geleitete Study Group on a New Israeli Strategy Toward 2000 des Institute for Advanced Strategic and Political Studies in ihrer Studie »A Clean Break – A New Strategy for Securing the Realm« konzipiert hatte.
Erschienen in Ossietzky 17/2006 |
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