Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht. - Kurt Tucholsky

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Gehäutete Zwiebeln

Martin Petersen

Deutschland, Deine Dichter! Wollen sie nicht von Wasser und Brot leben, müssen sie Deine Herrlichkeit besingen und alles als »Lebenslügen« brandmarken, woran sie einmal glaubten zu glauben. Je radikaler sich einer Deiner Dichter bloßstellt und kleinmacht, je weiter er zu Dir nach rechts rückt, desto mehr Knochen wirfst Du, Deutschland, ihm zum Abnagen hin.

1993 ließ Botho Strauß seinen »Anschwellenden Bockgesang« erklingen. 1998 gab Wolf Biermann ein Konzert auf dem CSU-Parteitag. Im selben Jahr erhielt Martin Walser in der Paulskirche für seine Hetzrede über die angebliche »Auschwitzkeule« eine stehende Ovation. 2002 machte er mit dem Roman »Tod eines Kritikers« den Antisemitismus wieder literaturfähig, während Günter Grass seine Leserschaft »Im Krebsgang« pauschal um Nazis und ihre Mitläufer weinen ließ. Zählt heute überhaupt noch jemand mit, wie viele Artikel und Interviews der »Stellvertreter«-Autor Rolf Hochhuth mittlerweile in der Nazi-Postille Junge Freiheit platziert hat? Ist das überhaupt noch wichtig?

Die größten Gegner dieser Dichter sind sie selbst.

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Erschienen in Ossietzky 17/2006