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Wer zählt die Denunzianten, Verräter, Folterer, Totschläger, Mörder, Massenmörder, Massaker-Lehrer und Exekutoren samt ihren auf den ersten Blick doch so honorigen Ministern, Generälen, Bomben-Priestern und Raketen-Christen, die allein im ersten Teil dieser Fernseh-Dokumentation innerhalb von 55 Minuten Zeugnis ablegen von der zynischen Verworfenheit eines Verbrecher-Systems. Zugegeben: Einige wenige interne Kritiker unterbrechen die Kriminalparade der Dulles, Nixon, Kissinger, und die drei Namen der obersten Blutrührer sollen hier genügen. Würde auch noch die Familie Bush genannt, müßten wir höflich nachfragen, wie oft Kanzlerin Merkel sich nach Empfängen von Washington bis Meck-Pomm die Hände wäscht, vom Ex-Minister Fischer zu schweigen. Dieser Film ist eine staunenswert offene, aber folgenlose Abrechnung mit Mördern im Staatsauftrag. Chruschtschows Abrechnung mit dem Genossenschinder und Massakerbefehlsgeber Stalin war hingegen der Anfang vom Ende der Sowjetunion und insofern systemsprengend. Die CIA-Schurken bekennen systemtreu ihre Staatsstreiche en suite: Iran, Guatemala, Kongo, Chile ... Sie ließen Politiker so perfekt liquidieren, daß ihnen auch die Morde an den Kennedy-Brüdern zugetraut werden, während Castro mehr als einem Dutzend penibel geplanten Anschlägen gerade noch entging, inklusive explodierender Zigarre. Sind das Grimms Märchen oder Präsident Lyndon B. Johnsons fesche Tagträume? Aber nein, dieser amerikanische Humanist hatte den kriegslüsternen Generälen empfohlen: »Sorgen Sie dafür, daß ich gewählt werde, und Sie bekommen Ihren Krieg.« Er wurde gewählt, erfand den Tonking-Zwischenfall und besorgte den Tod von zwei bis drei Millionen Vietnamesen, zuzüglich 58.000 US-Soldaten samt unzählbaren Nachfolgetoten und Behinderten. Nicht zu vergessen die »Operation Phönix«, bei der die CIA in Vietnam mehr als 20.000 linksverdächtige Intellektuelle umbrachte. William Colby, der den gezielten Massenmord befehligte, avancierte zum Dank zum Geheimdienst-Direktor. Die Sowjets liquidierten 1940 bei der Erschießungsorgie in Katyn 25.700 polnische Offiziere, Lehrer und Beamte, und Berija registrierte seine Opfer exakt, während Colbys Mordkommandos ihre Erfolgszahlen übern Daumen peilten. Außerdem wurde vor der Exekution zur allgemeinen Abschreckung noch befehlsgemäß gefoltert, Stalins Todesschützen hingegen legten einfach an und um. So hat jeder Terror seine spezifische Kultur und Handschrift. Die asiatische Tat wird von der christlichen komplettiert. Eine Differenz besteht in der nachhaltigen Verschwiegenheit der weiland Sowjetexekutoren. Die US-Killer dagegen treten im Film mit Namen, Rang und herrenmenschlicher Opferverachtung auf, ihre Untaten so unschuldsvoll bekennend wie vordem unser Obersturmbannführer Dr. Otto Ohlendorf, der sein deutschen Einsatzkommando in nur einem Jahr 90.000 Juden und Kommunisten erschießen ließ. Im Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß durfte er als Zeuge gegen die Wehrmachtsgeneräle auftreten, bis man ihn selbst dem Henker überstellte, was er als schwere Beleidigung und Unrecht empfand, hatte er doch »bloß Befehle befolgt«. Es geht nicht darum, die Massenmorde der USA und weiland SU mit den deutschen Kriegsverbrechen aufzurechnen. Blut rechnet sich nicht. Es sei denn in Hekatomben. Außerdem gibt es gravierende Unterschiede. Der besiegten Wehrmacht mußte die Blutschuld in Prozessen vorgehalten werden. Die SU suchte ihre Katyn-Toten noch in Nürnberg der Wehrmacht mit aufzuhalsen. Die CIA-Mörder wiederum, die vor der Fernsehkamera ihre Verbrechen eingestehen, als wären es keine, bleiben die Helden der westlichen Welt – obwohl der Ankläger von Nürnberg, General Telford Taylor, 1971 in einem Brief an die Witwe des gehenkten Generaloberst Alfred Jodl schrieb: »Die Hauptsache ... ist, den amerikanischen Lesern klarzumachen, daß die Nürnberger Prinzipien für die Amerikaner ebenso gelten wie für die Deutschen ...« In den Kriegen seit 1945 verloren circa 20 Millionen Menschen ihr Leben. Das geht so weiter, denn »Mord ist das Handwerkszeug einer Regierung«, heißt es lakonisch in diesem Fernsehfilm. Das sagt der ehemalige CIA-Agent Samuel Halpern, der im Auftrag der Kennedy-Regierung Castro ermorden sollte. Da es noch kein Weltgericht gibt, das die Nachfolgemörder an den Galgen bringt, schlagen wir fürs erste vor, die TV-Dokumentation »Geschichte der CIA«
Disziplinarbuße für einen Ossietzky-BeitragVon Jürgen Rose erschien in Ossietzky 11/06 der Beitrag »Von Geist und Ungeist der Generalität«. Dafür soll der Oberstleutnant 750 Euro »Disziplinarbuße« zahlen, die ihm der Befehlshaber des Wehrbereichskommandos IV, Generalmajor Gräbner, aufgebrummt hat. Begründung: Der Autor habe beim Äußern einiger Sätze seines Beitrags gewußt oder zumindest »wissen können und müssen, daß diese geeignet sind, die von ihm angesprochenen Adressaten als Vorgesetzte in ehrverletzender Weise herabzuwürdigen«. Rose bestreitet diese Anschuldigung. In seinem Beschwerdebrief nennt er es »schlichtweg unerhört, wenn die militärische Führung der Bundeswehr, die – allen voran die Spitzen der Generalität, die als sicherheits- und militärpolitische Berater eine herausgehobene Funktion im Regierungsapparat ausüben, mit der sie auf die politische Willensbildung bei der Entfesselung oder Förderung eines Angriffskriegs Einfluß nehmen können – auf Anordnung der Bundesregierung willfährig und vorbehaltlos schweren Völkerrechts- und zugleich Verfassungsbruch begangen hat, indem sie unter anderem mit Tausenden von Soldaten dem Imperium Americanum Beihilfe zu einem eindeutigen Aggressionskrieg leistete, sich nunmehr zum Opfer desjenigen stilisiert, der nichts weiter getan hat und auch weiterhin tun wird, als diese Wahrheit öffentlich kundzutun«. Red. der Lehrerschaft bis hoch zur Kulturminister-Konferenz als Unterrichtsstoff zu verordnen. Motto: Der Mensch lernt nie aus Unser couragierter Oberstleutnant Jürgen Rose, der uns zu dieser kleinen Serie in den letzten Heften bewegte, bekam jetzt ein Disziplinarverfahren samt Geldstrafe an den Hals. Als ich 1988 mein Buch mit dem Tucholsky-Titel »Soldaten sind Mörder – Die Deutschen und der Krieg« herausbrachte , ernteten wir 25 Ermittlungsverfahren und eine wiederholte Hauptverhandlung mit Freispruch 2. Klasse. So schließen wir mit einem herzlichen Antikriegsgruß an Uri Avnery und die israelische Gruppe Gush Shalom. Es geht gegen alle Krieger und ihre apokalyptischen Vorreiter. Kaum hatte ich das letzte Wort niedergeschrieben, las ich in der FAZ die zwei Seiten lange Grass-Beichte wegen verschwiegener SS-Vergangenheit. Im Jahre 2006 eignet sich das für die Buch-PR gut. Franz Schönhuber wußte es schon 1981 mit »Ich war dabei« . Der Rechte wagt so etwas eben früher als der Sozi. In dieser Serie zitierte ich aus meinem Antikriegszyklus, geschrieben während der Schlacht in Monte Cassino, gedruckt 1962 bei Kiepenheuer und Witsch im heiligen Köln. Hier noch drei unsterbliche Vierzeiler daraus:
euch soll der teufel in der hölle braten elektrisch und ganz langsam heiß und wenn euch hungert nehme man oblaten und klebe sie auf euren steiß
und wenn euch dürstet sollt ihr feuer saufen man gieß es euch mit Kannen in den schlund und solltet ihr den bart euch raufen befehle ich: kv – gesund
und ab mit euch gleich in die nächsten schlachten im gleichschritt marsch drei vier so wills die order von dem wiederaufgewachten auferstandnen musketier
Erschienen in Ossietzky 16/2006 |
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