Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Nullrunde bei 36 Grad im SchattenLothar Kusche Es war gar nicht so einfach, die »Distel« zu finden, obwohl das Kabarett seit mehr als 50 Jahren »am Bahnhof Friedrichstraße« spielt, hinter dem überdimensionalen Staublappen, der seit langem die Fassade ziert, zwei Treppen hoch, der Fahrstuhl ist außer Betrieb, wegen der Hitze (oder Sonnen-Brandgefahr). Das neue Programm von Christian Ehring, Dietmar Jacobs, Martin Maier-Bode (mit guten Beiträgen von Peter Ensikat und Frank Lüdecke) heißt »Nullrunde«. (Beim Null-Skat darf der Spieler keinen Stich bekommen, oder?) Nullrunden werden nicht erklärt im Programmheft, das zwei Interviews enthält, zäh wie Teer zu lesen, und dem Berliner Publikum nicht verrät, woher die neu verpflichteten Gäste kommen. Die weißblonde Dorina Pascu, sehr schlank und sehr beweglich, singt feiner, aber auch kräftiger und vielseitiger als irgendein Star unter den Kanarienvögeln, wirkt aber ebenso hüpfgesund wie diese: eine satirische Girlitz-Dame. Timo Doleys präsentiert sich in der Jacobs-Nummer »Jammerton A« (der sogenannte Kammer- und Normalton wird mit kleinem a bezeichnet) als junger Mann, der alle Leute im Publikum zum Mitsingen auffordern muß. Sowas ist in Karnevalslokalen schon unangenehm, im Kabarett aber entsetzlich. Timo, der gute Onkel im Kinderhort; »Nun wollen wir, wenn ich ›jetzt‹ sage, laut krähen wie die Raben, auch du, Friedbert, versteck dich nicht unterm Bett!« Mein Platznachbar murmelte: »Herr Doleys kommt mir vor wie ein stolzer Knabe, der bei der Schulabschlußfeier unbedingt noch ein Gedicht aufsagen will.« Die bewährten Alt-Stars Edgar Harter und Gert Kießling brachten mit nachdenklicher (und auch unbeschwerter) Heiterkeit gehörigen »Glanz in ihre Hütte«. Harter hypnotisierte uns als Demotivationstrainer (Ehring) mit der magischen Silbe des Brahmanismus: Om! Pascu, Harter und Kießling machten das große Geschäft in Klein-Sulzbach (Maier-Bode). Kießling differenzierte mit Lüdeckes Worten Adler und Hühner, Lüdeckes Kindergarten-Geschichte wurde von Frau Pascu mit Ensikats Kinderlied nett ergänzt. Viel Ärgerliches, auch Nebensächliches kam ins Spiel. Wenn man aber über eine Biolek-Parodie (Jacobs), also über die Paradie des Mannes, der sich seit Jahren mit geradezu rührendem Eifer unentwegt selber parodiert, noch so viele Tränen lachen kann, so liegt dies an der intelligenten, brillanten, tiefschürfenden Kabarettistik von Kießling & Harter! »Faulheit braucht Talent« dichtete und komponierte Pianist F. J. Grümmer, begleitet von Falk Breitkreuz, dem Saxofonisten der Lautstärke. Wie glänzend ist dieses Lied – und wie wahr! (Wem sagen die beiden das?)
Erschienen in Ossietzky 13/2006 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |