Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Bukowskis schnelle ReitereiWalter Kaufmann Oliver Bukowski, Hausautor des Berliner Theaters 89, hat in seinem jüngsten, soeben uraufgeführten Stück Pegasus die Sporen gegeben. Das Roß fliegt davon und die Darsteller jagen ihm hinterher, so daß Anstrengung geboten ist, dem Geschehen zu folgen. Es beginnt damit, daß der biedere Herr Röpenack mit seiner »Kuhchen« genannten Frau zur Kneipe des Majo-Hajo aufbricht, um dort den dreißigsten Geburtstag des arbeitslosen Robbi zu feiern. Der ist mit Majo-Hajos Tochter liiert, entbrennt jedoch für die junge Russin Jule, die sein Freund Dieter eingeladen hat, damit sie singend und tanzend für Stimmung sorgt. »Entbrennt« ist milde ausgedrückt! Robbi, das große Kind, entdeckt den Ernst des Lebens, schämt sich seiner sozialen Lage, die er ändern will, um mit Jule eine Familie zu gründen. Das wiederum berichtet Jule ihrer Schwester, die sich empört: »So dreckig kann‘s uns gar nicht gehen, daß du auf den Strich gehen mußt. Niemand, hörst du, wird jemals sagen: Die Garetscheva, die Studierte, das Ingenieurswesen in der Familie, das Schachwunderkind des Rayons, die Stimme des Jolka-festes, ernährt ihre Bälger als Fritz-Hure! Niemand und niemals!« (Dieser Wortschwall plus weitere Kraftwörter wie Russenvotze, Stalinorgel, Lenins Rache sind dem Programmheft entnommen – von der Bühne kam ein unverständliches Sprachengemisch.) Kurzum, in Bukowskis »Nach dem Kuß« geht es rund. Nicht bloß zwischen den Schwestern, sondern zwischen allen Beteiligten: Majo-Hajo, der von seiner Frau verlassene Kneipier, verkündet lauthals die Sinnlosigkeit aller Hoffnungen und empfiehlt, sich in der Wirklichkeit einzurichten – was bislang auch für Röpenack galt. Dessen Frau »Kuhchen« aber hat am Beispiel von Robbi und Jule Lust auf neues Liebesglück erfahren. Was Röpenack verstärkt zur Flasche greifen läßt, wodurch er seine Anstellung bei Siemens einbüßt. (Stark die Szene seiner imaginären Auseinandersetzung mit dem Chef!) Dieter, dem Robbi die Bekanntschaft der Russin verdankt, scheitert an dem Versuch, ein anderer, »trockener« Mensch zu werden. Und Reni, Robbis einstige Geliebte, bringt sich in einem Anfall rasender Eifersucht um – was erhebliche Konsequenzen hat. Es genügt zu wissen, daß sich ein Jahr später alle – außer den russischen Schwerstern, die verschwunden sind, um irgendwo ein Bordell zu gründen – an Renis Grab wiederfinden. Dort zeigt sich, daß Robbi inzwischen gehirngeschädigt ist (die Ursache war zu erleben) und sein Freund Dieter dem Suff verfallen. Nur die beiden Alten, die Röpenacks, blicken zufrieden in die Zukunft. »Kuhchen« hat ihre Liebesträume ausgeträumt, und beide vertragen sich wieder blendend, zumal Röpenack deutlich kleinlauter geworden ist. Das wär's – und wohl nicht so sehr dem Stückeschreiber als Hans-Joachim Franks Regie und dem prallen Spiel der Darsteller (allen voran Bernhard Geffke als Röpenack und Vera Seemann als Jule) ist der Schlußapplaus zu verdanken, der lange anhält. Weitere Aufführungen am 30. Juni, 1. und 2. Juli jeweils um 20 Uhr
Erschienen in Ossietzky 13/2006 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |