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ProgrammfehlerTagesschau und heute haben es in den vergangenen Wochen an mehreren Tagen unterlassen, uns den Papst zu zeigen. Die Vertreter der CDU/CSU in den Aufsichtsgremien, besonders aber die für die christliche Missionierung des deutschen Volkes zuständige Familienministerin Ursula von der Leyen, müssen da dringend nach dem Rechten sehen. E. S.
Die richtige RichtungDie Richtung als solche bedeutet noch gar nichts. Es muß nämlich die richtige Richtung sein. Also die Richtung, die einem paßt. Zum Beispiel gefiel anno 1890 dem Berliner Polizeipräsidenten, Freiherrn von Richthofen, Sundermanns Drama »Sodoms Ende« nicht besonders; sein Verbot des Stückes begründete er mit der tiefgründigen wissenschaftlich-kritischen Formulierung: »Die janze Richtung paßt uns nich!« Neulich hatte ein schönes DPA -Foto von Wolfgang Kumm die Unterschrift: »Zum zweiten Mal bereits besucht Bundespräsident Horst Köhler Afrika. Gestern kam er in Maputo, Mosambik, an. Hier gehen die Dinge in die richtige Richtung, sagte er« (laut Berliner Zeitung ). Auf dem Bild spendet der Bun-despräsident einer hübschen jungen Dame aus nächster Nähe sein bekanntes Lächeln, als wolle er sie küssen (oder beißen). Aber man sieht förmlich, daß die Dinge in die richtige Richtung gehen. Mosambik hat eine außergewöhnlich hohe Analphabetenrate (männlich 39 Prozent, weiblich 70 Prozent), über das Ausmaß der Arbeitslosigkeit schweigt man sich dort aus, die Auslandsverschuldung beträgt etwa 4.500 Millionen US-Dollar. Und so weiter. Aber die deutsche Entwicklungshilfe wird alle Probleme in die richtige Richtung bringen, nehme ich an. Die Republik Mosambik hat übrigens nicht nur einen Regierungschef, sondern auch ein Staatsoberhaupt, also einen Präsidenten wie wir. Der betreffende Amts- und Würdenträger ist dort (nach meinen Informationen) allerdings ein Generalmajor. Kein Posten für Horst Köhler, den man wegen jener jovialen Verbindlichkeit schätzt, welche Generälen meistens abgeht. Die Dinge in die richtige Richtung bringen, so lange diese einem paßt, kann man auch in jovialem Stil. Lothar Kusche
Geh doch rüber!»Geh doch rüber!« war der stereotype Satz, den man ins Gesicht geschleudert bekam, wenn man es in der Bundesrepublik vor 1989 wagte, an der DDR nicht nur schlechte Seiten zu sehen. Die DDR ist untergegangen, der Kapitalismus hat auf ganzer Linie gesiegt. Ein schaler Sieg, wie sich inzwischen herausstellt. Wenn auch nicht laut herausgeschleudert, so sind die Signale doch unüberhörbar: Kein Tag, an dem nicht in einem deutschen Fernsehkanal oder einer Tageszeitung ein Bericht kommt, in dem Österreich, Norwegen oder Irland als Rettung für deutsche Arbeitslose gezeigt werden . Warum nicht laut herausgeschleudert? Für das (west-)deutsche Selbstverständnis ist es doch die Bankrotterklärung eines Staates, wenn ihm seine arbeitsfähige Bevölkerung davonläuft. Waren es nicht Millionen von »Brüdern und Schwestern aus dem Osten«, die bis 1961 »mit den Füßen abstimmten«? Hat man nicht selbst mit Verachtung und Überheblichkeit auf Staaten wie die Türkei, Italien, Griechenland, Spanien und Portugal herabgeschaut, deren Arbeitskraft man in den Boomzeiten der Bundesrepublik förmlich absaugte? Inzwischen servieren sogar in Tiroler Skihütten die Deutschen den Österreichern das Essen. Und mich juckt es, wenn ich wieder mal einen deutschen Manager von den niedrigen Kosten, der Arbeitsamkeit und der Genügsamkeit in der hinteren Mongolei schwärmen höre, ihm zuzurufen: »Geh doch rüber! Und komm nie wieder!« Stefan Hug
Gegen den StromArno Klönne, der am 4. Mai 75 Jahre alt wird, war in den 1960er Jahren einer der Sprecher der Ostermarschbewegung. Durch die Unterstützung von Arbeiterjugendverbänden, kirchlichen Gruppen, Gewerkschaftern, Künstlern und Pädagogen entwickelte sich diese Bewegung gegen die von Adenauer und Strauß geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr zu einer von Partei- und Gewerkschaftsvorständen unabhängigen Kampagne für Demokratie und Abrüstung. Sie bezog den Protest gegen den Vietnam-Krieg ebenso ein wie die Opposition gegen die Notstandsgesetze und das sich herausbildende Medienmonopol der Springer-Presse. Arno Klönnes besondere Leistung war es, die politischen Alternativen in die Öffentlichkeit zu bringen. Er schrieb für Tages- und Wochenzeitungen, nutzte extensiv die Möglichkeiten des Leserbriefs und beteiligte sich an Zeitschriftengründungen wie pläne , links , Studien zu Zeitfragen bis hin zu Ossietzky . Immer wieder führte er Jugend-, Arbeiter- und Friedensbewegung zu Diskussion und Aktion zusammen und wurde in solchen Bündnissen zu einer der Schlüsselfiguren, die die Tradition unabhängigen sozialistischen Denkens und Handelns aufrecht erhielten. Dabei halfen ihm seine Geduld, seine Hilfsbereitschaft, sein profundes Wissen und die eigene praktische Erfahrung in diesen Bewegungen. Keine politische Gruppe, keine Bildungsstätte, kein Ort linken Aufbruchs in der westdeutschen Republik, die der bescheidene, anspruchslose, von professoralem Hochmut freie Arno Klönne in den letzten Jahrzehnten nicht aufgesucht hätte. Und immer wieder faszinierte er dabei durch die Fähigkeit, über schwierige historische oder aktuelle Probleme zu referieren – gut vorbereitet oder aus dem Stand –, wobei er seine Pflichten als Hochschullehrer in Göttingen, Bielefeld, Münster und Paderborn nicht vernachlässigte und eine Unzahl an Diplomarbeiten und Promotionen betreute. Als vorzüglichen Pädagogen und brillanten Redner erlebten ihn auch die Teilneh-merInnen seiner Universitätsseminare. Stark geprägt hat ihn der 25 Jahre früher (am 2. Mai 1906) geborene Marxist und Antifaschist Wolfgang Abendroth, der vor allem die Erfahrungen aus der Schlußphase der Weimarer Republik vermittelte: ökonomische Krise, sechs Millionen Arbeitslose, Abbau des Sozialstaats. 1930 hatte August Thalheimer in Gegen den Strom , der Zeitschrift der KPD-Opposition, angesichts des Aufstiegs der faschistischen Massenbewegung vor einer Diktatur des Monopolkapitalismus gewarnt, die durch eine einheitlich handelnde Arbeiterbewegung verhindert werden müsse. Dieses Denken beeinflußte die historisch-politi-schen Analysen der Abendroth-Schule in Marburg, auch die von Arno Klönne, einem der ersten Schüler Abendroths, bei dem er 1956 mit einer Arbeit über die Hitlerjugend promovierte. 1960 veröffentlichte er das Ergebnis eines vom Hessischen Jugendring vergebenen Forschungsauftrags unter dem Titel: »Gegen den Strom. Ein Bericht über die Jugendopposition im Dritten Reich«. Aus beiden Büchern entstand das Standardwerk »Jugend im Dritten Reich. Die Hitler-Jugend und ihre Gegner«, das immer neu aufgelegt wurde und Klönne als international hochgeschätzten Kenner der Faschismus-Forschung ausweist. Ähnliche Bedeutung erlangte er mit »Die deutsche Arbeiterbewegung. Geschichte – Ziele – Wirkungen«, einer bisher unübertroffenen sozialgeschichtlichen Gesamtdarstellung, ergänzt 1984 um eine »Kurze Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung«. Hier begründete er die These: »Das Jahr 1933 markiert die äußere Niederlage der Arbeiterbewegung in Deutschland; dem ging eine sozusagen innere Niederlage der traditionellen Formationen von Arbeiterbewegung voraus, die sich, will man sie im Ereignis fassen, auf das Jahr 1914 datieren läßt.« Vor nationalistischen Verirrungen warnend, zu friedenspolitischen internationalen Verpflichtungen mahnend, die Geschichte des Kapitalismus und der imperialistischen Kriege als Kriminalgeschichte thematisierend, die Abbrucharbeiten am Sozialstaat mit scharfen Argumenten bekämpfend, umsichtig alle sich bietenden außerparlamentarischen Wirkungsmöglichkeiten nutzend hat Klönne mehr als jeder andere seit Abendroth dazu beigetragen, linkes Bewußtsein in der BRD zu formulieren. Am Abend seines Geburtstags sollte er aber auch einmal wieder Zeit finden, zur Balalaika zu greifen. Was wird er dann singen? »Dem Morgenrot entgegen«, das alte Lied der Arbeiterjugend? Oder »Verlaßt die Tempel fremder Götter, glaubt nicht, was ihr nicht selbst erkannt«, das Bundeslied der dj 1.11., der im Widerstandskampf gegen das Hitler-Regime aktiven deutschen jungenschaft? Jörg Wollenberg
Über Schuld und StrafeNach Kant gibt die Menschenwürde der Täter ihnen ein Anrecht auf Strafe und Sühne. Das Wort des Philosophen ist Balsam für Richter, die etwa Skrupel haben, Strafen zu verhängen. Oder auch für Psychologen, von deren Gutachten es oft abhängt, ob und in welchem Maße Angeklagte bestraft werden. Auch Erich Wulff, der ebenso durch sein antiimperialistisches, pazifistisches Engagement wie durch seine wissenschaftliche Arbeit bekannte Sozialpsychiater, zitiert in seinem neuen Buch über Strafverfahren, an denen er beteiligt war, Kants These als mögliche Hilfe, sich von Schuldgefühlen zu befreien, die ihm zusetzen können, wenn er einen Angeklagten für schuldfähig erklärt hat. Er weiß, daß Strafe nicht unbedingt bessert, sondern daß manche Jugendstrafanstalt geradezu »zur Ausbildungsstätte für Berufskriminelle geworden ist«. Wenn Wulff Angeklagte zu begutachten hat, befragt er sie gründlich, das heißt er versucht die Komplexität ihrer Lebensgeschichte zu ergründen. »Normale Menschen« gibt es nicht, schon gar nicht auf der Anklagebank des Schwurgerichts. Psychische Störungen, die zu Gewalttätigkeiten disponieren, lassen sich oft auf elterliche Gewalt zurückführen, auf Versagen von Autoritäten, auf soziale Ausgrenzung. Das zeigt Wulff (einige Fälle waren in Ossietzky dargestellt) besonders deutlich am Beispiel junger Straftäter, die es aus der zerfallenen Sowjetunion nach Deutschland verschlagen hatte. Nie stellt er sich als denjenigen dar, der von vornherein durchblickt. Immer beteiligt er uns an seinen Abwägungen, wobei er auch die eigenen Emotionen offenlegt. Er verschweigt zudem nicht die bleibenden Zweifel, ob er das eine oder andere menschliche Rätsel richtig gelöst hat. Mir – das sei angemerkt – sind Strafbedürfnisse, wie sie in den Medien unentwegt formuliert werden, immer suspekt. Gegenüber allem Strafrecht bin ich skeptisch. Deswegen freut es mich, daß Wulff dem Kant-Zitat ein Fragezeichen anhängt und im Nachwort seine Sorgen über einen Sicherheitsdiskurs äußert, in dem Politiker verheißen, durch noch schärfere Gesetze, noch härtere Strafen die braven Bürger schützen zu können. Ein unterhaltsames Buch, das aber auch schon wegen dieses Schlußworts empfohlen sei. E.S.
Erich Wulff: »Das Unglück der kleinen Giftmischerin«, Psychiatrie Verlag, 178 Seiten, 12,90
Walter Kaufmanns LektüreWarum nicht auch einmal den Blick in ein Kinderbuch tun – Ossietzky -Lesern wird es nicht an Kindern oder Kindeskindern fehlen, die lesen und sich an einem Kunststück wie »Der Zauberer, Der Häßliche und Das Schamrote Buch« freuen können. Seien Sie versichert, ihre Kinder werden sich allein schon an den phantasievollen Collage-Illustrationen ergötzen und natürlich an dem mit viel Humor erzählten Märchen von Fröschen, Drachen, Königen und einem Herrn Leitmeritz, der mit seinem Zauberbuch die sehnlichsten Wünsche erfüllen kann – nur leider nicht jedem ... Der Maler und Erzähler Pablo Bernasconi hat das Buch mit einer Widmung versehen: »Für meine Monster« – und die werden dann wohl die ersten unter seinen abertausend Bewunderern in der englischsprachigen Welt gewesen sein. Der deutschen Ausgabe bei Bloomsbury Kinderbücher & Jugendbücher im Berlin Verlag ist kein geringerer Erfolg vorauszusagen. Das Buch kostet 12.90 Euro. W. K.
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Press-KohlDr. Koblischke verriet schon in seinem Großen Abkürzungsbuch: VIP bedeutet: »Very important person(s) = sehr wichtige Person(en)«. Vielleicht kann man mit VIPs auch Leute meinen, die imposing sind, nämlich aufdringlich. Nicht jeder Affe, der auf einer VIP-Schaukel herumspringt, muß eine sehr wichtige Persönlichkeit sein; damit soll selbstverständlich nichts gegen wirkliche Affen gesagt sein. * Vor einiger Zeit beschäftigte sich Stefan Strauss mit dem Thema Denkmalpflege: »Landesdenkmalamt kritisiert Reinigung von Denkmälern«, also nicht den Umstand, daß Denkmäler gereinigt werden, sondern wie dies geschieht. Eine Firma hat Denkmäler mit ungeeigneten Chemikalien von farbigen Sprüchen befreit und dabei den Marmor angegriffen. Denkmäler machen ja öfter Ärger – in diesem Falle sogar, wenn man es gut mit ihnen meint. Überschrift: »Die beschädigten Generäle werden jetzt im Labor untersucht« ( Berliner Zeitung ). Was sein muß, muß sein. Manche Generäle haben, soweit ich mich dunkel erinnere, schon viel beschädigt. Da sollen die sich ruhig mal im Labor untersuchen lassen. * Das Mai/Juni-Programm des auch wegen seiner künstlerischen Veranstaltungen geschätzten Cabinett-Café & Bistro am Berliner Tiergarten kündigt eine literarische Premiere an: »6. Mai, 20.00 Uhr Nightmare on Reichstag ... diese satirische Vision von VEB Breitenschrott, gelesen von Michael Bootz & Markus Linke, führt Sie mit Mitteln des Sitzkabaretts in eine heuschreckliche Zukunft.« Was ist ein Sitz kabarett? »Im übrigen«, sagte der große Werner Finck, »stehe ich hinter jeder Regierung, bei der ich nicht sitzen muß, wenn ich nicht hinter ihr stehe.« * Über das, was jedermann unbedingt über die neuesten Abenteuer von Prinzessin Eugenie wissen muß, informierte AFP : »Die Feier zum 16. Geburtstag der jüngsten Tochter von Prinz Andrew und seiner Ex-Frau Sarah Ferguson artete in ein derartiges Besäufnis aus, daß es einen Tag brauchte, um die Schäden zu beheben. Die rund 50 jungen Gäste nahmen das Motto ›Piraten der Karibik‹ offenbar allzu wörtlich: Die Feier lief völlig aus dem Ruder, erzählten Augenzeugen. Eugenie und ihre Schwester Beatrice seien sichtlich betroffen gewesen.« »Betroffen«. War vielleicht ein Druckfehler. * »Fernsehserien leisten, so der bisherige Stand der Forschung, einen unauslöschlichen Beitrag zur Verblödung der Jugend«, erzählte Andreas Kurtz in der Berliner Zeitung seinen Lesern, die das wahrscheinlich schon lange wußten, ohne den »bisherigen Stand der Forschung« zu kennen. »Manche Lehrer haben angesichts der Übermacht der TV-Stars ihre Bemühungen um die Aufmerksamkeit ihrer Schüler längst aufgegeben. An den Lippen von Jessica Ginkel, studierte Grundschullehrerin für Kunst, Sachkunde und Mathematik, werden die Kinder allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit hängen. Bloß eben nicht in der Schule, sondern vor der Glotze. Die Pädagogin hat sich kurz nach dem Examen für das Grundschullehramt von der Dauerserie ›Gute Zeiten, schlechte Zeiten‹ anwerben lassen.« Mag sein, daß die berüchtigte Fernsehserie wegen ihrer primitiv berechneten Effekte etwas mit Mathematik zu tun haben könnte. Von Kunst oder Sachkunde indes keine Spur. Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 9/2006 |
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