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Aber diese wichtige Episode bietet guten Anlaß, endlich einmal die leidige Geschichte aus der Welt zu schaffen, die zwischen uns schwebt. Er meint, ich hätte aus Versehen seinen Faksimile-Band der Weltbühne von 1933 mitgenommen. Und obwohl ich leugne, schon weil ich die ganze Ausgabe selbst besitze, glaubt Eckart Spoo im Grunde seines Herzens doch, ich hätte seinen Band. Wer unter den Ossietzky -Mitarbeitern in Wahrheit diesen Band genommen hat, möge sich jetzt melden. Es ist nie zu spät, wie Ulrikes Beispiel zeigt. Ansonsten scheint nur der Vater Nutzen aus diesem Buch (Bettina Röhl: »So macht Kommunismus Spaß! Ulrike Meinhof, Klaus Rainer Röhl und die Akte konkret «, Europäische Verlagsanstalt, 678 Seiten, 29,80 ) zu ziehen, das die Autorin auf ihrer Homepage in der Sprache, die sie versteht, sicherlich zu Recht als »ultrasupres Dokument« bezeichnet. Klaus Rainer Röhl bekennt, er habe »durch dieses Buch sehr vieles erfahren«, was er »bis dahin nicht gewußt« habe. Kunststück. Als ich ihn Anfang der Sechziger fragte, ob konkret Geld aus dem Osten bekomme, wußte er davon auch nichts. Die Tochter wiederum will wissen. »wie es eigentlich dazu kam, daß meine Eltern, die beide in bildungsbürgerlichen Familien aufgewachsen waren, sich wenige Jahre nach dem« – so schreibt sie – »Zusammenbruch des Dritten Reiches erneut« – das schreibt sie auch – für »Ideologie und Diktatur des Arbeiter-, Bauern und Soldatenstaates der Sowjetunion entschieden hatten. Warum begeisterten sie sich nicht für die Demokratie und die soziale Marktwirtschaft ...?« Um das herauszufinden, hat sie eine Kiste mit alten Briefen und die SED-Akten über die Röhl-Zeit von konkret durchforscht und alle ultrasupren Dokumente – ungelesen von einem Lektor – in dieses dicke Buch gepackt. Der Vater, der heute mit seinem Katzenjammer und seinem bei Ernst Nolte zum akademischen Ausklang eines reichlich gefüllten Lebens erworbenen Doktortitel in Köln lebt, ihm hat's gefallen. Röhl-Freund Peter (Lyngi) Rühmkorf hat der Tochter ein Vorwort spendiert. Ulrike, heißt es da, habe sich in der Hamburger Society gut aufgehoben gefühlt. Rühmkorf: »Bis dann eines Tages eine andere Frau in Klausens Leben auftauchte, und da fühlte sie sich aus dem Nest hinausgeworfen. Ein aus dem Nest geworfenes Vöglein, traurig, tragisch, und dann zog sie eines Tages die Konsequenz und setzte sich nach Berlin ab, um dort ein Gegennest zu gründen. Einen Adlerhorst, wie sich später zeigen sollte, aber verschmähte Liebe ist zu allem fähig, zu Mord, Selbstmord, Totschlag und Weltbrandstiftung.« Ich fürchte, daß Vöglein Ulrike zum mordenden weltbrandstiftenden Adler wurde, daran sind wir schuld: Monika, die Frau, die mich geheiratet hat, und ich. Vögleins Töchterchen hat uns die Augen geöffnet. Bettina Röhl schildert auf den Seiten 582 ff. die erste und letzte Party des Ehepaars Röhl in der Villa auf Ferdinandshöh mit Rebhühnern und Wachteln und norwegischem Ziegenkäse. Und einem Schießstand im Keller, in dem ich das einzige Mal in meinem Leben ein Gewehr in die Hand nahm, auf die Kerze neben der Schießscheibe zielte und statt des Lichts die Zwölf traf, ich schämte mich sehr. Ja, wir müssen sagen, wir sind dabei gewesen. Und haben alles verursacht, was dann kam. Doch bis heute hatten wir keine Ahnung, was wir anrichteten. Irgend jemand hatte uns gesteckt, worüber sich Röhl am meisten freuen würde. Und so flocht Monika aus Lederstreifen eine mächtige Peitsche, die brachten wir mit. Wir hätten es nicht besser treffen können: Da funkelten seine Äuglein, und beschwingt eilte er mit der Peitsche zu Danae, der von ihm erkorenen Ehefrau des WDR -Redakteurs Coulmas. Und da funkelten beider Äuglein, Klaus und Danae verschlangen sich fast schon auf offener Szene und verschwanden. Und dann geschah das, was Röhl, laut Tochter, später so beschrieb: »Es war wie das Hochzeitsfest. Aber nicht mit der Ehefrau, sondern mit der Geliebten.« Ulrike aber blieb mit den Gästen allein. So kam es zur Scheidung. Ulrike ging. Bald in den Untergrund. So haben, wenn es denn wahr ist, was Peter Rühmkorf verkündet, letztlich auch wir wegen unseres Partymitbringsels Hanns Martin Schleyer gemordet. Recht so, Lyngi?
Erschienen in Ossietzky 9/2006 |
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