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Jahr für Jahr importieren und verbrauchen die USA fast acht Prozent mehr Waren und Dienstleistungen, als sie selbst exportieren. Es gibt kaum ein Land auf der Welt, das nicht im Handel mit den USA Überschüsse erzielt. Bei den Europäern, den Ölstaaten und ganz besonders bei den asiatischen Notenbanken lagern diese Überschüsse in Form von Dollar-Noten, US-Schatzbriefen und -Schuldverschreibungen. Die größere Leistungskraft und die Rücklagen vieler Länder sind in Dollar gebunden. Dies ist die eine Stütze der US-Währung, die andere ist der Ölhandel auf Dollarbasis. Eine so gestützte Währung ist aber nach den Worten des Kongreß-Abgeordneten Ron Paul (Texas) »nur bedrucktes Papier. Bei den asiatischen Handelspartnern der USA türmen sich die Bündel dieses bedruckten Papiers. Wie hoch die Stapel sind, ist nicht genau bekannt. Japans Dollar-»Reserve« wird aber auf 700 Milliarden Dollar geschätzt, die der VR China auf mindestens 350 Milliarden; die gegenüber sämtlichen asiatischen Handelspartnern eingegangenen Verpflichtungen sollen sich auf weit mehr als drei Billionen US-Dollar belaufen. Denn weitere, bedeutende Dollar-Gläubiger sind Taiwan und Südkorea sowie die meisten ASEAN-Staaten (Thailand, Indonesien, Malaysia, Singapur, die Philippinen, Brunei und Indonesien). Vermutlich wurden fast 95 Prozent der Überschußdollar in Fernost zusammengetragen. Wenn ein Staat tatsächlich bankrott gehen könnte, wären die USA längst pleite. Wenn China und Japan versuchten, ihre Dollarberge zu verkaufen, würden die USA in wirtschaftliche Agonie stürzen. Wie wollten sie ihre riesigen Schulden jemals tilgen, wie ihr Leistungsbilanzdefizit abbauen? Das wäre nur mit Steuererhöhungen machbar, mit sofortiger Beendigung aller militärischen Auslandseinsätze und mit Ausgabenkürzungen für das Militär sowie die Geheimdienste um 75 Prozent. Also mit dem Verzicht auf die wichtigsten Instrumente dieser Weltmacht. Häufig ist die Ansicht zu lesen, besonders das mit den USA verbündete Japan, aber auch die VR China würden sich keinesfalls auf die Einführung einer zweiten Leitwährung einlassen und lieber ihre Stützungskäufe für den US-Dollar fortsetzen, weil sie sonst einen nicht mehr zu heilenden Wertverlust ihrer Devisenreserve hinnehmen müßten – und weil die USA für beide Länder der wichtigste Exportmarkt seien. Das erkläre die Dollar-»Stützungskäufe« der Staatsbanken in Tokio und in Peking. Als ob diese Kursstützungshilfe bei der fehlenden Aussicht auf eine Trendwende unbegrenzt so weitergehen könnte. In der weltweiten Debatte im Internet wird gelegentlich argumentiert, ganz Asien könne Verluste und eine die Fundamente erschütternde Wirtschaftskrise nicht riskieren, die bei umfangreichen Dollarverkäufen eintreten würden. Je höher die Dollarberge in fremden Notenbanken reichten, desto höher sei dieses Risiko und desto unwahrscheinlicher eine absichtlich herbeigeführte inflationäre Dollarschwemme. Neuere Entwicklungen in Fernost – und dazu gehört nicht allein Irans geplanter Ölhandel auf Euro-Basis – widerlegen diese Einschätzung. Bis vor wenigen Jahren bezahlten die asiatischen Länder auch im Handel untereinander nur mit US-Dollar. Dann mehrten sich Berichte, daß Japan, Indien, Südkorea und die ASEAN-Staaten in ihrem zwischenstaatlichen Zahlungsverkehr internationale Anleihen und eigene staatliche Schuldverschreibungen verwendeten. Daß diese Berichte zutrafen, zeigte sich gleich: Zeitweise fiel der Dollarwert auf 0,78 Euro. Die meisten Währungsfachleute geben zu, daß die gewaltigen Dollarüberschüsse im Mittleren und im Fernen Osten schon bald zur »Diversifizierung« zwingen werden, zur Wertsicherung in anderer Währung oder in Rohstoffen. Washington kann eine Flucht aus dem Dollar nicht mehr ausschließen. Die Bush-Administration mußte reagieren: entweder auf wirtschaftlicher Ebene (Verbesserung der US-Leistungsbilanz mittels Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen) oder auf dem politischen Feld (verstärkter und unterschiedlicher Druck auf einzelne Staaten). Die USA entschieden sich bekanntlich, unfähig zur zivilen Leistungssteigerung und gewaltbereit wie eh und je, für die zweite Variante. In diesem Lichte betrachtet, erklären sich viele außenpolitische Manöver der US-Regierung selbst. So wird plausibel, weshalb sie den Iran auf die »Achse des Bösen« setzte (obwohl Teheran unmittelbar nach dem Anschlag auf die Zwillingstürme in New York umfassende Hilfe angeboten und sich bereit erklärt hatte, die Beziehungen zu allen gewaltbereiten Organisationen wie zum Beispiel der palästinensischen Hamas und der Hisbollah vollständig zu kappen). Der »Atomstreit«, erkennt man, könnte ein gigantisches Ablenkungsmanöver im Kampf um die Wert- und Funktionserhaltung des US-Dollars sein. Ein Ablenkungsmanöver, zu dem nun allerdings Teheran mit seiner offensiven Atompolitik ein gehöriges Teil beiträgt. Möglich, daß die Bezeichnung »Petro-Dollar« im Hinblick auf die Wertsicherung des »Greenback« aus Expertensicht nicht viel taugt. »Kriegs«- »Bomben-« oder »Mord-Dollar« beschrieben das Wesensmerkmal der US-Währung tatsächlich genauer. So wie der »Atomstreit« mit dem Iran kennzeichnet auch der Atomkonflikt mit Nordkorea das Herrschaftsgebaren der USA, denn er zwingt Südkorea zur (Dollar-)Gefolgschaftstreue mit den USA. Die US-Störmanöver und Einflußnahmen zur beständigen Vergiftung des Verhältnisses zwischen der VR China und der Republik China (Taiwan) fügen sich in dieses Bild, und auch, daß die USA mit Singapur ein Freihandelsabkommen schlossen, mit den anderen ASEAN-Staaten aber nicht. Washington teilt und herrscht – weltweit.
Erschienen in Ossietzky 9/2006 |
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