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Der Dollarwert wurde nicht mehr auf den tatsächlich vorhandenen Goldschatz der USA bezogen, sondern auf eine Zahlungsverpflichtung der US-Notenbank in Gold (1 Unze Feingold gegen 35 zurückzukaufende US-Dollar). Ein asymmetrisches System zugunsten der USA, das nur ein Vierteljahrhundert hielt. In dieser Zeit importierten die USA weit mehr Warenwerte aus aller Welt, als sie exportierten, und finanzierten zugleich ihren Koreakrieg, den Vietnamkrieg sowie zwei Dutzend weitere, mehr oder weniger heimliche Kriege damit, daß sie immer größere Mengen „ungedeckte“ Dollar druckten und in Umlauf brachten. Die so erzeugte Inflation, behaupten der Kongreßabgeordnete Ron Paul und viele andere Kritiker, war im Grunde nichts anderes als eine Sondersteuer für einen höheren, nicht selbst erarbeiteten Lebensstandard in den USA und für die imperialen Interessen des Landes. Eine Sondersteuer, zu zahlen vom Rest der Welt. Als feststand, daß die USA weder willens noch in der Lage waren, für bereits bezogene Waren und Dienstleistungen in reellen Gegenwerten zu bezahlen – die US-Notenbank war 1971 unfähig, Frankreichs Dollarguthaben in Gold einzulösen –, reagierten die Märkte, voran der Ölmarkt. Es folgte die globale Rezession, vernebelnd „Ölkrise“ genannt, weil einige erdölexportierende Länder sich geweigert hatten, ihr „Schwarzes Gold“ weiter gegen papierene Dollar zu verkaufen; ihr monatelang durchgehaltenes Lieferembargo hatte schwere Folgen für die Weltwirtschaft. Erst 1973 begann ein Erholungsprozeß. Die USA schufen als Ersatz für den dahingeschiedenen „Golddollar“ und das Wechselkurs- und Zollsystem von Bretton Woods den „Petro-Dollar“. Das ging so vor sich: Washington gab dem vom Umsturz bedrohten, korrupten saudischen Königshaus – ein nicht minder blutrünstiges Regime als das des Saddam Hussein – sowie der saudischen Ölgesellschaft ARAMCO militärische Schutzgarantien. Genauer: Die USA verzichteten offiziell darauf, in Saudi-Arabien einzumarschieren und die dortigen Ölfelder militärisch zu besetzen. Im Gegenzug verpflichtete sich Riad, Öl nur noch gegen papierene US-Dollar zu verkaufen. Eine Form von Schutzgeld-Erpressung auf internationaler Ebene. Saudi-Arabien, der Weltmarktführer im Ölgeschäft, förderte schon damals rund ein Viertel des globalen Ölbedarfs. Die übrigen OPEC-Staaten, die, wie zum Beispiel die arabischen Emirate, ebenfalls am US-„Schutz“ für ihre diktatorischen Eliten interessiert waren, schlossen sich dem Übereinkommen der Saudis mit den USA an. Das machte den Dollar wieder stabil. Der Dollar blieb Leitwährung und war jetzt „ölgestützt“ – eine nach Ansicht vieler Experten törichte Vorstellung: Die Wechselbeziehungen zwischen den Währungen seien nicht auf so simple Weise zu klären, das Geschehen auf der Welt größtem und bedeutendstem Markt, dem für Öl und Gas, sei zwar ein wichtiger Faktor, aber nicht allein wertbestimmend für den US-Dollar. Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang auch, daß nur knapp 20 Prozent des in den USA verbrauchten Öls aus nahöstlichen Ländern (Saudi-Arabien, Kuwait, Emirate, Irak, Iran) stammen. 15 Prozent sprudeln aus lateinamerikanischen Quellen (überwiegend Venezuela und Mexiko), sieben bis acht Prozent aus kanadischen und US-amerikanischen Lagerstätten. Mehr als die Hälfte ihres Bedarfs decken die USA in Westafrika (vorrangig in Nigeria). Die Lieferungen von dort sind für Washington weitaus preisgünstiger als der Einkauf arabischen Öls. In Westafrika fördern US-Multis selber, und zwar zu niedrigsten Kosten auf der Grundlage von Knebelverträgen. Neuen Überlegungen, ein „Petro-Euro“ könne den „Petro-Dollar“ allmählich ablösen und schließlich der Leitwährungsfunktion des US-Dollar den Rest geben, vielleicht gar das Imperium USA einstürzen lassen, treten international tätige Banker wie der Franzose Jerome a Paris und Wissenschaftler wie der US-Amerikaner James D. Hamilton entschieden entgegen. Der regelmäßig in der Internet-Zeitung Daily Kos publizierende a Paris behauptet, eine iranische Ölbörse werde auch diesmal nicht zustande kommen (womit er bisher Recht behielt), es werde folglich bei der Londoner International Petrol Exchange (IPE) und der New York Mercantile Exchange (NYMEX) als einzigen Handelsplätzen für Öl bleiben. Ein neuer Ölmarkt auf Eurobasis werde allenfalls eine Nische im Weltölmarkt darstellen. Und wie Hamilton glaubt aParis, daß der Devisenmarkt den Wechselkurs zwischen Euro und Dollar „vernünftig“ ausgleichen werde, falls iranisches Öl auch gegen Euro erhältlich sein sollte. Hamilton räumt allerdings ein, daß ein solcher Ausgleich zu Lasten des Dollarkurses gehen werde und den Kurs des Euro steigen lasse. Längerfristig könne ein Wertverlust des Dollar Macht und politische Stabilität der arabischen Herrscherhäuser bedrohen. Zudem drohe Gefahr, wenn ein geschwächter Dollar die ohnehin negative Leistungsbilanz der USA verschlechtere – wenn nämlich die Vereinigten Staaten fortgesetzt mehr importierten als exportierten und den Importüberschuß mit immer höheren Summen ihrer kränkelnden Währung bezahlen müßten.
Erschienen in Ossietzky 8/2006 |
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