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Er ist zwar in London, Delhi, Hongkong, Tokio und New York, um nur die wichtigsten Börsenplätze für das Edelmetall zu nennen, bis auf mehrere Stellen hinter dem Komma gleich zur Zeit werden durchschnittlich 550 US-Dollar für die Unze Feingold verlangt , aber mehr als zwei Drittel aller Goldvorkommen sind bereits abgebaut, die Produktion wird, bei zunehmender Schädigung und Gefährdung der Umwelt, teurer und weniger ergiebig. Zugleich steigt die Nachfrage. Gold wird gebraucht für hochkomplexe Industriegüter, für die Medizintechnik und die Schmuckindustrie, und es dient, weil es wertbeständiger ist als inflationsgefährdetes Papiergeld, auch als Reserve für Staatsbanken und für private Kapitalanleger. Es ist nicht mehr in solchen Mengen verfügbar, daß man es noch als Zahlungsmittel im gesamten Welthandel verwenden könnte. Alle Goldminen und Goldaktien der Welt zusammen haben einen Marktwert von 110 Milliarden US-Dollar weniger als die Firma Microsoft , und die geschätzten 33.000 Tonnen Gold aller Staatsbanken summieren sich auf einen Wert von derzeit rund 580 Milliarden US-Dollar. Auch der Ölpreis steigt, mit noch häufigeren und mindestens ebenso starken Ausschlägen wie der Goldpreis. Zur Zeit werden 60 US-Dollar pro Barrel (=159 Liter) erzielt. Innerhalb von fünf Jahren hat der Ölpreis um mehr als 80 Prozent zugelegt. Marktwirtschaftler erklären das mit erheblich steigender Nachfrage bei annähernd gleich gebliebener Ölfördermenge sowie mit Spekulation. Im Unterschied zu den Weltmärkten für Gold oder Kupfer, Kakao oder auch Uran gibt es auf dem Ölmarkt keine genauen Angaben über die Fördermengen. Die Ölstaaten (auch die, die nicht der Organisation erdölexportierender Länder, kurz OPEC, angehören) bremsen Rechercheversuche aus. Wenn Saudi-Arabien verkündet, es wolle den Ölpreis stabilisieren und erhöhe deshalb die Tagesförderung von neun auf elf Millionen Barrel, dann kann das niemand überprüfen. Selbst die multinationalen Ölgesellschaften bekommen nur vage Angaben. Ein gefundenes Fressen für Spekulanten. Präzise ist hingegen die Statistik des globalen jährlichen Ölverbrauchs. 2005 lag er bei 3,8 Milliarden Tonnen (1 Tonne = 1.110,7 Liter). 920 Millionen Tonnen verbrauchten die USA, der Welt größter Energieverschwender. Es folgten die Volksrepublik China mit 270 Millionen, Japan mit 155 Millionen, die Russische Föderation mit 150 Millionen und Deutschland mit 130 Millionen Tonnen. Die Ölmultis Exxon, BP und Shell teilten mit, weltweit gebe es nur noch 171,7 Milliarden Tonnen bestätigte Ölreserven. Alle Experten schließen aus, daß irgendwo auf der Erde noch neue große Ölfelder entdeckt werden könnten. Die letzten bedeutenden Funde wurden vor 25 Jahren in der Kaspischen Region gemacht. Vorausgesetzt, die noch vorhandenen Lagerstätten ließen sich bis zum letzten Tropfen leeren und der Verbrauch steige nicht mehr wesentlich an (beide Prämissen sind unrealistisch), dann verfügt die Menschheit noch für 171,7:3,8 = 45 Jahre über den kostbaren Rohstoff Öl. Doch diese Berechnung der engen zeitlichen Grenzen des Ölkonsums erklärt die Preisgestaltung am Ölmarkt bei weitem nicht. Viele Faktoren rationale, ökonomische, politische und spekulative wirken dort mit: aktuelle Nachfrage, zum Verkauf stehende Mengen, Füllstand der Lager, Transportkapazitäten, Kriegsereignisse, politische Stabilität, Besitzverhältnisse über Ölquellen und der fiktive Wert des Zahlungsmittels. Die Preise im Ölhandel werden in Dollar ermittelt und ausgedrückt, nicht erst seit 1971. Der Ölpreis wiederum ist einer der Faktoren bei der Wertermittlung der globalen Leitwährung Dollar. Eine Wechselbeziehung, die in ihrer Verfilztheit alle marktwirtschaftlichen Grundsätze verhöhnt. 1971 war nicht, wie heute noch oft behauptet wird, das Jahr der ersten großen Ölkrise. In jenem Jahr bescherten die USA dem Rest der Welt eine Dollar-Inflation und in deren unmittelbarer Folge eine Wirtschaftskrise. Sie drückte sich zuerst in einer Ölpreisexplosion trotz eines Überangebots an Öl aus. Verantwortlich war der damalige US-Präsident Richard Nixon. Er hatte, Rechtsbruch hin oder her, auf alle internationalen Verpflichtungen seines Landes gepfiffen und der US-Notenbank die Rücknahme von Dollar gegen Gold verboten. Die USA, infolge des Vietnam-Kriegs praktisch bankrott, zahlten nur noch mit Papiergeld oder mit Schuldverschreibungen und Schatzbriefen ihrer Notenbank. Die Folge: Inflationsängste und gesteigerter Verkaufsdruck auf die Dollardevisen. Es gab Klagen, die US-Notenbank FED bringe erheblich mehr Papiergeld in Umlauf als offiziell mitgeteilt. Dergleichen Gerüchte konnten nie eindeutig widerlegt werden und kamen erst jüngst, als Alan Greenspan nach 18 Dienstjahren an der Spitze der FED in Rente gegangen war, in konkreterer Form erneut auf. Da erscheint es als ein schlechter Witz, daß die USA Nordkorea, einem der von ihnen auf der »Achse des Bösen« verorteten Länder, nicht nur die Entwicklung von Atomwaffen vorwerfen, sondern auch unterstellen, Dollars zu drucken und in den Handel zu bringen. Wird fortgesetzt
Erschienen in Ossietzky 7/2006 |
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