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Streikende. Man will Sie um die Arbeitszeitverkürzung bringen, für die Sie einst mit Lohnverzicht haben zahlen müssen. Man will Sie betrügen. Bleiben Sie standhaft. Ihnen gebührt jede Solidarität. Notwendig ist eine neue, radikalere Verkürzung der Arbeitszeit als wirksamstes Mittel gegen wachsende Arbeitslosigkeit. Norbert Walter, Sozialreformer. Als Chefvolkswirt der Deutschen Bank fordern Sie eine systematische Kürzung der Löhne für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Gesetzgebung und Tarifpartner müßten dafür sorgen, daß bei zunehmendem Alter das Arbeitseinkommen absinke, die »Lebenseinkommenskurve« müsse »deutlich vor 60 Jahren ihren Höhepunkt überschritten haben«. Allerdings wollen Sie Ausnahmen zulassen: Wenn Erwerbstätige über »Netzwerkwissen« verfügen, dann könne es durchaus sein, daß sie »am Ende ihres Arbeitslebens zu recht das höchste Einkommen erzielen«. Ihr Preismodell für den Arbeitskräftemarkt ist geschichtlich betrachtet nicht originell. Schon im Handel mit Sklaven wurde die Ware nach der biophysischen Kondition bewertet, ältere Sklaven hatten wenig Chancen, in die höhere Preisklasse zu gelangen. Aber auch da gab es Ausnahmen: bejahrte Sklaven, die über Insiderkenntnisse verfügen. Sie waren wertvoll. Zurück in die Gegenwart: Sie selbst haben von Ihrem Reformmodell nichts zu befürchten. In den Netzwerken kennen Sie sich aus. Ihre Lebenseinkommenskurve hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht. Gerhard Schröder, Musterknabe. Trotz Ihrer vielen anderen Engagements haben Sie Zeit gefunden, beim Jubiläum der Hedgefondfirma »Superfund« von Christian Baha in Wien als Festredner aufzutreten. »Sie bleiben noch bei der Party?«, hat Baha Sie nach Ihrer Rede gefragt. »Aber klar doch«, haben Sie geantwortet, und Sie werden Grund zu dieser guten Laune gehabt haben. Vermittelt hatte Sie die US-amerikanische PR-Agentur Harry Walther, von der Ihre besondere Eignung für derartige Präsentationen nicht einfach nur mit der Ex-Kanzlerschaft, sondern auch mit folgender Herkunftsangabe herausgestellt wird: »Born into a struggling working class family« der lebende Musterfall also dafür, daß die Unterklasse keinen Anlaß hat, am Kapitalismus herumzumäkeln; ein Arbeitersohn kann über die Arbeiterbewegung zum Arbeiteraristokraten werden. Wolfgang Sofsky, Präventionsgelehrter. Ihr jüngstes Buch »Das Prinzip Sicherheit« (bei S. Fischer) bietet eine sozialphilosophische Begründung für die neuen Aufgaben der deutschen Militärpolitik an: Im Krieg gegen den »Terror« sei »Courage zur Gegenwehr« vonnöten, »vorbeugende« Militärschläge seien Völkerrecht her, Völkerrecht hin dafür »probate Mittel«. Gewaltneigungen anderer müßten »durch überlegene Gewalt« im Keim erstickt werden. Das klingt alles noch ziemlich theoretisch, und deshalb haben Sie in einem Artikel in der Tageszeitung Die Welt nachgelegt: Schätzungsweise sieben Millionen »militante Djihadisten« stünden weltweit »zum Angriff bereit«, dieser »Mob der Frommen« wolle »seiner ungläubigen Todfeinde habhaft werden, sie schächten und verbrennen«, da sei »der Westen insgesamt im Visier«. Als »Privatgelehrten« stellt die Springer-Zeitung Sie vor; aber dabei wird es gewiß nicht bleiben »viel Feind, viel Ehr«, auch für den Feindfinder. Hans Dieter Schütt, Journalist, Berlin. Wir bewundern den Fleiß, mit dem Sie sich bemühen, den Lesern des Neuen Deutschland gesellschaftliche Veränderungen auszureden, und zwar bei jeder Gelegenheit, auch wenn Sie zum Beispiel Müller/Gladkows »Zement« am Leipziger Schauspielhaus rezensieren. Aber wenn Sie über Gladkow schreiben, Gladkow auch wieder mal lesen! Denn die »Blutergüsse« der Revolution, die Sie beim Ansehen von »Zement« so erschrecken, daß Sie Ihren Lesern abermals von Revolutionen abraten, stammen nicht von Gladkow, sondern von Müller (zum Beispiel »Daschas Rache«). In Gladkows Roman hingegen warnt gerade der Beauftragte der Tscheka, Tschibis, vor »revolutionären« Erschießungen angeblicher »Volksfeinde«. Aber auch Müller mal wieder lesen! In seinem letzten ZDF -Interview antwortete Heiner Müller auf die Frage, welcher rote Faden sich durch sein Werk ziehe, mit einem Benjamin-Zitat: »der praktische Glutkern des Marxismus«. Dies zur Auffrischung Ihres Gedächtnisses. Dietrich Kittner, Ossietzky-Autor, Hannover. Zu Clara Thümmlers Artikel »Tamiflu oder fort bist Du« ( Ossietzky 5/06) teilen Sie uns ergänzend mit, daß es Ihnen am 15. Februar nach langen Mühen gelang, das Bundesinstitut für Tiergesundheit Friedrich Löffler auf der Insel Riems vor Rügen telefonisch zu erreichen. Sie erfuhren dort, im hauseigenen Labor werde tatsächlich seit längerem mit dem »Vogelgrippe-Virus« H5N1 experimentiert. Auf die Frage, ob man mit völliger Sicherheit ausschließe, daß der Erreger nach außen gelangt sei, erhielten Sie die Antwort: »Dazu äußern wir uns nicht.« Das wollen wir dann auch nicht kommentieren. Papst Ratzinger (Künstlername Benedikt). Im fundamentalistisch zugerichteten Polen wurde der einstige Regierungssprecher Jerzy Urban jetzt zu einer Strafe von 5000 Euro verurteilt, weil er vor vier Jahren den Papst Woytila alias Johannes Paul, Nummer soundso, als »Breschnew des Vatikan« bezeichnet hatte. Damit soll Urban nicht Breschnew, sondern Woityla beleidigt haben. Wissen Sie was? Wir schmähen Sie als Gorbatschow des Vatikan. Sie meinen, dies sei keine Beleidigung? Haben Sie eine Ahnung. Gorbatschow hat die Sowjetunion zugrundegerichtet. Und das, lieber Ratzigorbi, können Sie gern mit dem Vatikan machen. Unseren Segen haben Sie.
Erschienen in Ossietzky 6/2006 |
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