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Aus der TierweltDas war ein gefundenes Fressen für die Medienhaie: Oskar Lafontaine, Repräsentant der Linksfraktion im Bundestag, hat Politiker oder Unternehmer, die kapitalistische Wolfsgesetze exekutieren, eine »Schweinebande« genannt. Prompt verlangten etliche Platzhirsche im Poli-tikrevier eine Entschuldigung des Saarländers. Wäre der doch nur bayerischen Sprachgewohnheiten gefolgt und hätte, wie seit vielen Jahren beim CSU-Aschermittwoch üblich, von einer Saubande gesprochen; das verstößt nicht gegen verbale political correctness. Möglicherweise sind die Zicken oder (politbayerisch) Krampfhennen in der Linksfraktion daran schuld, daß Lafontaine in Mißkredit geraten ist, denn »das Schwein« ist begrifflich geschlechtsneutral; »die Sau« hingegen, jedenfalls in polemischer Wortverwendung, setzt weibliche Lebewesen herab. Besser, auch realitätsnäher, wäre es gewesen, Lafontaine hätte von einer Eber- oder Keilerbande gesprochen. Bei alledem bleibt freilich die Frage offen: Wird der zerstörerischen Energie so mancher Politiker und Wirtschafts-manager gerecht, wer diese Akteure in die Tierwelt versetzt? Marja Winken
HausbesuchVor einer Woche lag eine Karte der WOBA, der Dresdner städtischen Wohnungsbaugesellschaft, im Kasten: Ein Gespräch in der Wohnung, ein Hausbesuch sei erforderlich. Ich rief an. Die Sozialarbeiterin, Frau Jung, sagte mir, es lägen merkwürdige Schreiben vor. Wegen Ruhestörung, Möbelrücken. Gestern zierte ein Aushang die Eingangstür zum Gang der dreizehn Wohnungen in der Etage: Es sei verboten, längere Zeit Personen zu beherbergen oder zur Untermiete aufzunehmen, Zuwiderhandlung werde mit fristloser Kündigung bestraft. Vorhin 15 Uhr standen die beiden Damen vor der Tür, Frau Paulus, die Verwalterin, und Frau Jung, die Sozialarbeiterin. Ich ließ sie herein. Sie kamen nicht etwa wegen eines Beschwerdebriefs des Mieters unter mir, sondern wegen diffuser Telefonanrufe an die WOBA vor einiger Zeit. So sagten die Damen, und sie glaubten in meiner Bücherwelt selbst nicht, daß ich die Ruhe störe und Möbel rücke. Wie man hört – eine Bekannte vom Räcknitzweg erzählte es mir –, tauchen in vielen Wohnungen von Niedrig-Geld-Beziehern Leute auf, die kontrollieren sollen, ob darin nicht noch ein arbeitender Herr wohnt, der Geldzahlungen von Staats wegen unnötig machen würde. Auch Frau Paulus sagte nebenher, in vielen Wohnungen würden drei, vier verschiedene Leute wohnen, was die WOBA schädige. (Auf diese Weise spart man vernünftigerweise Miete.) Die gesamte WOBA mit fünfzigtausend Wohnungen in Dresden wird nach dem 31. März privatisiert – unser gesellschaftliches Vermögen aus DDR-Zeiten wird in US-amerikanische Hände gegeben. Frau Paulus und Frau Jung zittern um ihre Arbeitsplätze. So tun sie, was ihnen befohlen wird. Man nennt das Spitzelei. Der Staatssicherheitsdienst der DDR hatte eine Diversionsakte über mich angelegt, lang und dumm genug, aber er betrat nicht meine Dresdner Wohnung. Das gelang erst der städtischen Wohnungsgesellschaft an ihrem Ende. Werner Standfuß
An die LokalpresseAls Optiker weiß ich, wie wichtig eine gut angepaßte Brille ist. Deshalb mache ich mir Sorgen um das Augenmaß unseres neuen Außenministers Frank-Walter Steinmeier. Nach meinem Eindruck benutzt er eine viel zu kleine Sehhilfe, die seine Optik auf das bunte Weltgeschehen einschränken kann. Außerdem kneistet er oft, wenn er etwas erklärt, und dann weiß man nicht, ob er es ernst meint oder ob es an der Brille liegt. Zum Beispiel: Noch am 22. Januar hatte er in Hinsicht auf das deutsche Verhalten gegenüber dem Iran vor einer »Militarisierung des Denkens« gewarnt und »diplomatische Lösungen« gefordert. Wenige Tage später unterstützte er die wesentlich härtere Gangart seiner Regierungs-chefin. Jetzt mache ich mir ernste Sorgen um den Durchblick unseres obersten Außenexperten. Ich biete ihm deshalb einen kostenlosen Sehtest und eine weitsichtigere Brille an. – Adalbert Adler (42), Optiker, 23936 Seefeld * Da hat der Bundestag uns jungen Arbeitslosen mit dem Hartz-IV-Änderungsgesetz ja ein tolles Ei auf die Schiene genagelt! Von der Stütze kann ich mir keine eigenen vier Wände mehr leisten und muß meine Erzeuger fragen, ob sie mir mein Kinderzimmer wieder freiräumen! Auf die Art von Stallpflicht habe ich überhaupt keinen Bock! Sobald ich 18 war, bin ich aus der Käseglocke von Elternhaus getürmt, und seitdem ist Ebbe mit den blutsverwandtschaftlichen Beziehungen! Nun habe ich noch ein anderes Problem: Ich bin sehr tierliebend, deshalb habe ich ja auch Tierpflegerin gelernt. Leider bin ich seit meinem Abschluß arbeitslos, aber ich habe mir einen Papagei und zwei Rosenköpfchen zugelegt, die sich bei mir sehr wohl fühlen und mich sogar duzen. Wegen der Vogelgrippe müssen die ja nun auch hinter Schloß und Riegel. Und nun meine Frage: Sind meine Alten verpflichtet, die Exoten auch aufzunehmen, oder gilt die Stallpflicht nur für Jugendliche? – Daniela Hühnerbein (20), arbeitslose Tierpflegerin, 98711 Stützerbach * In seiner Rede auf der Münchner Militärkonferenz im Februar hat sich US-Verteidigungsminister Rumsfeld zum weiteren kompromißlosen militärischen Vorgehen gegen den Terrorismus bekannt. Er stellte sich damit konsequent an die Seite von Vizepräsident Cheney, der bereits 2001 nach Beginn der Luftangriffe auf Afghanistan geäußert hat, daß ein vierter Weltkrieg vielleicht unser ganzes Leben lang dauern könnte. Als Patriot und Oberleutnant der Reserve finde ich es sehr gut, daß sich Dick Cheney nicht nur theoretisch zur militärischen Auseinandersetzung bekennt, sondern auch persönlich an der Waffe übt. Seine Schüsse aus der Hüfte haben nicht nur Wachteln das Fürchten gelehrt. Daß dabei auch mal ein Schuß einen alten Jagdgefährten zerschroten kann, ist normal und sollte von der Presse nicht derartig schamlos ausgeschlachtet werden. Wir wissen aus der Geschichte der unzähligen Kriege für Freiheit und Demokratie längst, daß Kollateralschäden nicht völlig zu vermeiden sind. – Dagobert Draufzu (56), Oltn. d. R., 25712 Quickborn * So einen strengen Winter haben wir lange nicht erlebt. Für die Kinder ist es ja schön, aber die Obdachlosen erfrieren im Dutzend, und die Krankenhäuser können sich vor verdrehten Gelenken und gesplitterten Knochen kaum retten. Der Berliner Kurier hat jetzt endlich den Verursacher benannt: den »brutalen Rus-senfrost!« Das einzig Positive, was noch aus dem Osten kommt, ist die Sonne. Es wird höchste Zeit, die Ostgrenzen stär-ker zu sichern, damit unsere Demokratie vor gewöhnlichen Kriminellen und un-gewöhnlichen Witterungsbedingungen geschützt werden kann. – Erika Eisbarth (42), Kaltmamsell, 63936 Schneeberg Wolfgang Helfritsch
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Press-KohlSchon vor Jahren las man in einem Bericht des Nachrichtenbüros Reuters : »Der Bundesrat hat den bisherigen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, zum Präsidenten des Gerichts gewählt. Mit Papier wird ein Hochschulprofessor Verfassungsgerichtspräsident, der im Gegensatz zu seinen Vorgängern nie ein politisches Amt inne hatte...« Da Kohl nach Meinung älterer Hausfrauen besonders gut schmeckt, wenn man ihn aufwärmt, darf ich mal eben aufwärmen, wie Reuters Herrn Papiers politische Askese beschreibt: »Der gebürtige Berliner mit CSU-Parteibuch ... Der konservative Jurist wurde Anfang der 90er Jahre als Vorsitzender der Kommission zur Überprüfung des DDR-Parteienvermögens, die der PDS das Recht auf den Großteil des SED-Vermögens versagte ...« Zu jener Zeit wurde in Berlin, da manche Leute Allergie gegen Rotes haben, zur Curry-Wurst statt der roten die grüne Soße eingeführt und ausprobiert. Sie hat sich nicht durchgesetzt. Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 6/2006 |
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