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Es liegt auf der Hand: Niemand in Washington befürchtet ernsthaft, daß der Iran nach nuklearen Massenvernichtungswaffen strebt, um sich zur Führungsmacht des Mittleren Ostens aufzu-schwingen. Sorge bereitet führenden Politikern der USA vielmehr der iranische Plan, Öl gegen Euro zu verkaufen, denn der »Petro-Euro« gefährdet den US-Dollar als Leitwährung. Washington reagiert darauf mit äußerstem politischem und wirtschaftlichem Druck. Eine US-Invasion wie zuvor in den Irak gilt allerdings nicht als wahrscheinlich. Die USA wollen dem Iran die Anreicherung von Uran verbieten lassen, obwohl das nach dem Atomwaffen-Sperrvertrag nur dann rechtens wäre, wenn sie militärischen Absichten diente. Beweise dafür fehlen jedoch. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien ist trotzdem Washingtons Wünschen gefolgt und hat den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen angerufen. Die USA, so meldeten am 5. März einige Nachrichtenagenturen, hätten bereits eine ultimativ gehaltene Resolution entworfen: Verzichte der Iran nicht innerhalb von 30 Tagen auf seine Urananreicherung, solle ihm jeglicher Verkauf von Öl verboten sein. Mit einem solchen Embargo wären alle iranischen Pläne »Öl gegen Euro« vom Tisch. Weshalb hegt Teheran solche Absichten? Die Gründe, meint Petrov, seien in der Furcht des Iran und vieler anderer asiatischer Staaten vor einer neuen Dollar-Inflation und einer durch Spekulation vorangetriebenen Krise wie 1997/1998 zu sehen. Auslöser jener »Asienkrise« waren große Offshore-Fonds, mit denen der Multimilliardär George Soros spekulierte. Die Volkswirtschaften Thailands, Malaysias, Indonesiens und der Philippinen wären daran fast zugrunde gegangen (s. Ossietzky 4/98). Längerfristig, so Petrov, gefährde das Aufkommen einer Euro-Alternative zur Dollar-Leitwährung wegen der extrem hohen Staatsverschuldung der USA die wirtschaftliche Basis der Supermacht und bringe das US-Imperium ins Wanken. F. William Engdahl (»Mit der Ölwaffe zur Weltmacht«) und viele andere Autoren weisen, unisono mit internationalen Wirtschaftsfachleuten, seit Jahren darauf hin, daß die imperiale Überlegenheit der USA nicht allein auf militärischer Übermacht beruhe sowie auf der einzigartigen Weltgeltung der überragenden und exportstarken US-Rüstungsindustrie, sondern zugleich auf der fragwürdig werdenden Eigenschaft des Dollar als einziger Reservewährung der Welt. Falls die USA durch eine Dollarinflation ihre Stellung als wirtschaftliche Garantiemacht der Welt verlören, sei ihre politische Vormachtstellung trotz militärischer und rüstungsindustrieller Überlegenheit infrage gestellt. Ron Pauls Rede vor dem Kongreß in Washington (unter dem Titel »End of Dollar Hegemony« veröffentlicht), die sich anschließende Parlamentsdebatte und zuletzt Petrovs im Januar veröffentlichter Aufsatz »The Proposed Iranian Oil Bourse« kursieren im Internet, in Wirtschaftszeitungen und Fachblättern wie dem Energy Bulletin um die Welt. Sie werden in hunderten von Beiträgen diskutiert. Nur im deutschen Karton herrscht Ruhe. Kommt die Dollarkrise? Droht eine weltweite Rezession? Was steckt hinter den angeblichen Bestrebungen, einen »Petro-Euro« einzuführen und damit die Funktion des US-Dollar als Leitwährung der Welt infrage zu stellen? Wie realistisch ist das von Iran, Venezuela und neuerdings sogar von Norwegen geförderte und angeblich von der Russischen Föderation sowie der Volksrepublik China wohlwollend beobachtete Projekt? Könnte es funktionieren? Wie würde sich sein Zustandekommen auf die Internationale Gemeinschaft auswirken, auf Weltwirtschaft und Welthandel, Währungsbeziehungen, Devisenwerte, Energieproduktion und Energieverbrauch, auf die Umwelt und auf die Entwicklung zur Erzeugung Alternativer Energie? Da sind noch viele Fragen offen. Die USA nutzen ihre Führungsrolle über die Welt seit dem Ende der Sowjetunion so »unilateral«, so instinkt- und rücksichtslos, daß viele Nationen begonnen haben, ihre Beziehungen zu Washington (und zum Dollar) zu überdenken. Sie wünschen ihre Abhängigkeit zu verringern, weil sie die Imperialmacht nicht (mehr) als Schutz, sondern zunehmend als Bedrohung empfinden. Als jüngsten und besonders gefährlichen Ausdruck der beklagten Rücksichtslosigkeit Washingtons betrachten asiatische Staaten die gerade zwischen den USA und Indien geschlossenen Verträge über nukleartechnische Zusammenarbeit, die einen Keil zwischen Indien und die VR China treiben und zudem die beginnende Annäherung zwischen Indien und Pakistan schnell beenden sollen. Eine Begründung, warum Washington den Iran, einen Signatarstaat des Atomwaffensperrvertrags, beweislos wegen angeblich geplanten Atombombenbaus unter Druck setzen, hingegen dem Atombombenbauer und -besitzer Indien Nukleartechnik liefern, obwohl dieser Staat sich weigert, dem Sperrvertrag beizutreten, eine vernünftige, einleuchtende Begründung dafür könnte die Bush-Connection schwerlich liefern. Die Absicht ist unverkennbar: Teile und herrsche. Zugleich aber verstärkt sich die Zusammenarbeit der einst von den USA inspirierten, antikommunistischen, gegen den Ostblock gerichteten ASEAN-Gruppe wirtschaftlich aufstrebender südostasiatischer Länder mit Japan, Südkorea, China und sogar Rußland und Indien, und zwar zunehmend an den USA vorbei. Die neue Kooperation sieht auch vorsichtige Schritte weg vom Dollar und hin zum Euro vor – (Wird fortgesetzt)
Erschienen in Ossietzky 6/2006 |
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