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Während der Konterrevolution in Chile 1973 kontrollierten Opus-Dei-Mitglieder die wichtigste Zeitung des Landes und leiteten die faschistische Organisation »Patria y Libertad«, arbeiteten die Verfassung Pinochets aus und berieten dessen Regierung in Wirtschaftsfragen. Nach dem Militärputsch 1976 in Argentinien übernahmen Vertreter des Ordens auch dort führende politische Positionen. Heute sitzen Angehörige von Opus Dei in den Regierungen und Parlamenten vieler Länder. Wenn vom Einfluß des Opus Dei die Rede war, ging es gewöhnlich um Spanien, Portugal, lateinamerikanische Länder, Italien oder Österreich, aber niemals um Polen. Gemessen an der Zahl der nominellen Katholiken steht Polen an vierter Stelle in Europa, gemessen am regelmäßigen Gottesdienstbesuch aber ist es das katholischste Land der Welt. In vierzig Jahren Volkspolen wurde es auch noch das Land mit der größten Priesterproduktion der Welt und den meisten Kirchen im Verhältnis zur Einwohnerzahl. Einen innerkirchlichen Pluralismus gab es nicht. Der Episkopat herrscht mit unumschränkter Macht über die Gläubigen und nicht nur über sie. Die Stellung des katholischen Klerus in Polen war so stark, daß er des Laienordens Opus Dei nicht bedurfte. Das hat sich seit 1989 geändert. Wie die antiklerikale polnische Zeitschrift Fakty i mity 2/2006 berichtet, hat die geheimnisvolle Organisation heute in Polen 350 aktive Mitglieder unterschiedlichen Ranges und rund tausend Sympathisanten. Zu letzteren zählen hohe Kleriker, die als Geistliche nicht Mitglied eines Laienordens sein dürfen. Nach Polen eingeführt wurde der Orden vom Szczeciner Bischof Kazimierz Majdanski. Weitere Niederlassungen schuf das OD sich in Warschau, Krakow und Poznan. Heute verfügt der Orden auch in Polen über ein beträchtliches Vermögen, er unterhält eigene Vorschulen und Schulen, allerdings mit einem anderen Etikett, denn das Opus Dei tritt niemals öffentlich unter seinem Namen in Erscheinung. Mit besonderer Sorgfalt nehmen sich die Ordensväter der Rekrutierung und Schulung von Managern an, diese Kader werden vor allem aus den Parteien »Recht und Gerechtigkeit« (PiS) und »Bürgerplattform« (PO) ausgewählt. Gegenwärtig wird in Piotrków eine Schule für künftige Funktionäre des Ordens gebaut. Zu den Parteigängern des Opus Dei im polnischen Episkopat gehören heute der Sekretär der Polnischen Bischofskonferenz, Bischof Piotr Libera, der Metropolit von Gdansk, Erzbischof Tadeusz Goclowski, der fürs Militär zuständige Erzbischof Slawoj Leszek Glodz und Bischof Piotr Jerecki. Experten schätzen, daß rund ein Drittel der Sejm-Abgeordneten der Regierungspartei PiS Mitglieder des Opus Dei oder mit ihm verbunden sind. An der Spitze stehen Kulturminister Kazimierz Ujazdowski, Sejm-Marschall Marek Jurek und der Vizemarschall des Senats, Ryszard Legutko. Im Kulturministerium gehören auch die stellvertretenden Minister Jaroslaw Sellin und Tomasz Merta dem Opus Dei an. Premierminister Kazimierz Marcinkiewicz bereitet seinen Eintritt in den Orden vor. Die von der PiS gestellte Minderheitsregierung ist die erste Regierung Polens überhaupt, in der das Opus Dei mit Ministern und Vizeministern vertreten ist. Neben dem Kultur- befinden sich auch das Finanz- und das Schatzressort fest in der Hand des Ordens. Zita Gilowska, ehemals stellvertretende Vorsitzende der PO, trat im Januar 2006 zur PiS über und wurde dafür Vizepremier und Finanzministerin. Ihr Stellvertreter Cezary Mech ist Absolvent einer spanischen OD-Universität. Seinen Aufstieg zum Minister haben die Brüder Kaczynski (der Staatspräsident und der PiS-Vorsitzende) blockiert, mit denen er zerstritten ist. Auch der zweite Stellvertreter der Finanzministerin, Marian Banas, ist Funktionär des OD. Der Verantwortliche für die Steuerpolitik der Regierung, Marian Moszoro, hat die OD-Universität in Barcelona absolviert. Der wichtigste Vertreter des Opus Dei im Finanzressort ist indes der Berater der Ministerin, Alberto Lozano-Platonoff. Bis zum 4. Januar 2006 leitete das OD-Mitglied Andrzej Mikosz das Schatzministerium. Als er zurücktreten mußte, gelang es dem Orden, den Posten erneut mit einem Mitglied zu besetzen: mit Pawel Szalamacha, der zuvor das Sobieski-Institut geleitet hatte, das finanzielle und programmatische Rückgrat der PiS. Seine Vizeminister, Maciej Heydel und Piotr Rozwadowski, sind dem Orden verbunden, ohne bisher Mitglieder zu sein. Das Ministerium für Transport und Bauwesen leitet Jerzy Polaczek, seine rechte Hand ist Piotr Styczen, beide sind Ordensmitglieder. Im Innenministerium stehen die Vizeminister, Arkadiusz Czartoryski und Pawel Soloch, dem »Werk Gottes« nahe. Im Wirtschaftsministerium befaßt sich Piotr Naimski, ein Sympathisant des Opus Dei, mit Polens Gasversorgung. Im Verteidigungsressort ist Aleksander Szczyglo dem Orden verbunden, in dem für Gesundheit Boleslaw Piecha, im Außenministerium die Vizeministerin Anna Fotyga, im Umweltministerin die Vizeministerin Agnieszka Bolesta, im Arbeitsministerium der Minister Krzysztof Michalkiewicz und sein Stellvertreter Kazimierz Kuberski. Die breite Streuung der Ordensleute im Regierungsapparat findet ihr Pendant in den Parteien. Der Orden fährt gern mehrgleisig, und so finden wir seine Mitglieder auch als Abgeordnete nicht nur der PiS, sondern auch der »Bürgerplattform« (so die frühere Staatsbankpräsidentin Hanna Gronkiewicz-Waltz) und der »Liga polnischer Familien« (hier der Vorsitzende Roman Giertych). Darüber hinaus konzentriert das Opus Dei in Polen seine Mitglieder auf die Medien. Faktisch steht hinter diesem Netz einflußreich plazierter Ordensvertreter die katholische Kirche Polens, auch wenn die Interessen des Opus Dei mit denen des polnischen Episkopats nicht identisch sind. Was die neue Machtposition des Opus Dei für die Verfassungswirklicht Polens bedeutet, kann sich jeder ausrechnen, zumal das Konkordat nach wie vor in Kraft ist. Eines ist auf jeden Fall klar: Die Bedürfnisse und Interessen des polnischen Volkes sind für diese Väter kein Maßstab, allenfalls Kalkül.
Erschienen in Ossietzky 5/2006 |
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