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Anteilnahme für die Kranke kam auf, sogar Verständnis für deren scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber dem Unfalltod der eigenen Tochter. Die Weaver hatte sich in eine Autistin verwandelt: Sie war die Autistin. Syriana : Großes Staraufgebot mit George Clooney, Matt Damon und anderen. Doch streckenweise gingen deren Leistung in einem Strudel von Episoden unter. Die Intrigen im internationalen Ölgeschäft und die Korruption, in die neben einem reformfreudigen arabischen Prinzen auch texanische Bohrfirmen und die CIA verwickelt sind, hätten gradliniger offengelegt werden können. Wie dem auch sei, an der Gewaltbereitschaft von Ölmagnaten ließ der Streifen keinen Zweifel. Insofern wurde Stephen Gaghan als Regisseur dem eigenen Drehbuch gerecht, das in dem Mord an dem arabischen Prinzen kulminiert. Wal-Mart, The High Cost of Low Price : Daß der amerikanische Supermarkt-Gigant Gewerkschafter ungestraft auf die Straße setzen kann, scheint bezeichnend für jüngste Entwicklungen in den Staaten zu sein. In Deutschland gelang das dem Konzern bisher nicht – was auch im Film betont wird. Alles was hier zutage tritt, schreit nach einem neuen Karl Marx. Da werden quer durch Amerika kleine Betriebe ruiniert, die Umwelt wird verschmutzt, die Innenstädte der Verödung preisgegeben. Billigwaren aus Indien und China treiben die heimischen Arbeiter in den Notstand, indessen schuften Inderinnen und Chinesinnen für weniger als drei Dollar am Tag: Wal Mart‘s Lohnsklaven, die in unbeschreiblichen Löchern hausen müssen. Der Filmemacher Robert Greenwald von der Brave New Films Company zeigt ihr Elend. Entlarvend! No.2 : Handelte Toa Frasers Film nicht von Menschen von den Fidschi-Inseln, die es nach Neuseeland verschlug, ich hätte vom Titel her kaum aufgemerkt. Ein beachtlicher Film wäre mir entgangen, einer voller Lebensfreude, Lebenslust, der aus kleinster Sicht weite Ausblicke gewährt. Die Fabel ist denkbar schlicht: Großmutter Nannas Familienclan hat sich auseinandergelebt, ein Fest muß her, das alle zusammenbringt, nicht irgendwann, sondern sofort. Und schon erleben wir neuseeländischen Alltag: Die Verwandten werden aus ihren Häusern getrommelt, von ihren Arbeitsstellen und vom Markt weg, aus einer Autowerkstatt, vom Hafen, auch vom Strand – das Fest kann steigen. Und was für ein Fest das wird! Die Großmutter, aufs trefflichste besetzt mit der New Yorkerin Ruby Dee, ist zufrieden – und zum Ereignis wird es, die Schauspielerin später auf der Bühne des Kinos zu erleben: eine schwarze Stimme für den Frieden ... Congo River : Nahezu zwei Stunden lang folgen wir dem Kongo-Fluß von der Mündung bis zur Quelle stromaufwärts – durch grandiose Landschaften, in Sturm, Regengüssen und Gewittern. Stromschnellen lassen Schiffe kentern, der aufgewühlte Strom schwemmt Ertrunkene an Land, und auf dem Schleppkahn, den die Kamera begleitet, klammern sich die Menschen fest, Mensch und Tier, wacht ein alter Mann bei seiner dahinsiechenden Frau – letztendlich ist es eine Reise ins Herz der Finsternis, dorthin, wo die Kriege wüteten, vergewaltigte Frauen ihr Elend beklagen, Soldaten von ihren Feldzügen prahlen, ein Mai-Mai-Anführer von den Taten seiner Krieger, und wo sich der Urwald schon des einstigen Schlosses von Mobutu bemächtigt hat, jenem blutigen Diktator ... Diese Flußfahrt auf dem mächtigen Kongo, die durch Landgänge immer wieder unterbrochene Reise, bringt uns das Land nah. Dem Belgier Thierry Michel ist eine fesselnde Dokumentation zu danken. Und wenn sie nicht gestorben sind … : Barbara und Winfried Junges Langzeitchronik über die Kinder von Golzow hat nach mehr als vier Jahrzehnten ihr Ende gefunden. Fürs interessierte Publikum war es ein Gewinn, die Arbeit über all die Zeit zu verfolgen. Das gilt auch für den letzten Abschnitt der Chronik, wo es um den Diplomingenieur Winfried geht, dem zu DDR-Zeiten allerlei Unbill zugestoßen war: Parteistrafe, Bewährung in der Produktion, sprich harte Knochenarbeit im Stahlwerk (was er blendend wegsteckte), Beendigung seines Studiums und der Dienst als schneidiger Kommandeur einer Kampfgruppe. Wie schafft so einer es in die gewendete Zeit? Nicht leicht, anfangs. Da ist die räumliche Trennung von Frau und Kindern, die Scheidung dann, und – nach einer Reihe von Tätigkeiten im Westen – früher Ruhestand plus neuer Ehe: der Neubeginn in München, schmucker Wagen, Haus in Mallorca ... Geschafft! Es ist, als erlebte man ein Doppelleben – zwei grundverschiedene Männer. Daß ich nach der Vorführung diesem Namensvetter des Filmemachers für seine Offenheit dankte, war nicht zuletzt eine Reaktion auf die Verschlossenheit anderer »Golzow-Kinder«, die nach dem Mauerfall nicht mehr an dem Filmprojekt mitwirken wollten.
Erschienen in Ossietzky 5/2006 |
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