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Die Botschaft könnte aus der Bewegung des »Weltsozialforums« kommen, die ihren Kampf gegen die neoliberale Weltwirtschaftordnung im Jahre 2001 mit der Parole aufgenommen hatte: »Eine andere Welt ist möglich«. Das war in Porto Alegre, wo das Forum seitdem meistens seine Jahrestreffen abhält. Die brasilianische Stadt ist in diesen Tagen, bis zum 23. Februar, wiederum Gastgeberin für Menschen aus allen Teilen der Welt. Es sind die 3000 Teilnehmenden an der 9. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, eines Zusammenschlusses fast aller protestantischen Kirchen; zur Zeit hat der ÖRK etwa 350 Mitgliedskirchen. Bei seiner Gründung 1948 in Amsterdam nahm er die Gedanken des evangelischen Märtyrers Dietrich Bonhoeffer auf, der 1934 zur Erhaltung des Friedens ein »großes ökumenisches Konzil« vorgeschlagen hatte. Entsprechend hieß die erste Botschaft des ÖRK: »Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein.« Immer wieder ging von den alle sieben Jahre stattfindenden Vollversammlungen des ÖRK eine weltweite Wirkung aus, so von dem Treffen in Uppsala 1968 und dem in Nairobi 1975. Hier wurde auf Antrag der »armen Kirchen« der Kampf gegen das Apartheidsystem zur vordringlichen Aufgabe erklärt. Die deutschen Kirchen hatten damit ihre Schwierigkeiten. Zwar lehnten auch sie, streng theologisch, Rassismus als »Sünde« ab; niemals aber haben sie Gelder in den »Sonderfonds« des »Antirassismus-Programms« eingezahlt, aus dem der ÖRK gegen heftige Interventionen von Industrie und Großbanken die Opfer des südafrikanischen Rassismus unterstützte. Schwierigkeiten hatten und machten die deutschen Kirchen auch, als der Weltkirchenrat 1983 die »Herstellung, Lagerung und Stationierung von Atomwaffen« als »Verbrechen gegen die Menschheit« verurteilte. Der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Lohse, distanzierte sich von diesem Beschluß und verwarf den Widerstand gegen die drohende Stationierung von Pershing-Raketen in Westdeutschland. Als dann gar der ÖRK 1991 auf seiner Vollversammlung in Canberra jegliche Rechtfertigung von Kriegen verurteilte und sich selbst zu einer pazifistischen Organisation erklärte, konnte er das genau eine halbe Stunde lang bleiben. Auf Intervention der deutschen Kirchen, die damals fast die Hälfte des Etats des Weltrates trugen, wurde dieser Beschluß rückgängig gemacht. In den nächsten Tagen stehen den deutschen Kirchen und ihren 19 Delegierten in Porto Alegre erneut Schwierigkeiten bevor (oder den anderen Kirchen Schwierigkeiten mit den deutschen), wenn es zu einer Verurteilung der neoliberalen Globalisierung kommt und zum Widerstand dagegen aufgerufen wird. Ein 50seitiges Hintergrunddokument (AGAPE), das viele Beratungsergebnisse aus der weltweiten Christenheit aufgenommen hat, zeichnet den Weg zu einer solchen Verurteilung vor. Beachtlich darin sind besonders der Beschluß des Lutherischen Weltbundes von 2003, worin die »neoliberale wirtschaftliche Globalisierung« als »Götzendienst« eingestuft wird, und der Beschluß des Reformierten Weltbundes von 2004, der seine Mitglieder verpflichtet, in das ungerechte Weltwirtschaftssystem »verändernd« einzugreifen. Im Frühjahr 2005 ist jenes AGAPE-Papier aus der ÖRK-Zentrale in Genf den einzelnen Mitgliedskirchen mit der Bitte zugegangen, bis Ende 2005 dazu Stellung zu nehmen. Ich konnte nicht feststellen, ob irgendeine der 23 deutschen Landeskirchen eine solche Stellungnahme angefertigt hat; in der größten Landeskirche jedenfalls, der lutherischen Landeskirche Hannovers, konnte die eigentlich dafür zuständige »Arbeitsstelle Ökumene« dazu nichts sagen, weil »sie in die Vorbereitung für Porto Alegre nicht einbezogen wurde«. So werden die Fragen und Ansichten, die Millionen von Mitchristen bewegen, von den Gemeinden hierzulande erfolgreich ferngehalten. Stattdessen bietet die EKD auf ihrer Homepage denjenigen, »die nicht selbst in Porto Alegre dabei sein können,« aber »die ÖRK-Vollversammlung von zu Hause aus begleiten wollen«, folgende Materialien an: Gottesdienstablauf, Liederzettel, Predigt zum Motto, Arbeitshilfen für Gottesdienste und Gruppenveranstaltungen. Deutsches Christenvolk, dann bete mal schön!
Erschienen in Ossietzky 4/2006 |
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