Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Mein MonopolyWolfgang Bittner Kürzlich wurde bekannt, daß demnächst auf deutschen Autobahnen Maut auch für Personenwagen erhoben werden soll. Wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet, ist ferner geplant, diese Regelung in absehbarer Zeit auf sämtliche Straßen auszudehnen. Auch Motorradfahrer, auch Radfahrer, auch Fußgänger sollen zahlen. Und das wird lediglich der Anfang einer viel weitergehenden Privatisierungskampagne in Bund und Ländern sein, denn bekanntlich sind die Kassen leer – warum auch immer. Schon jetzt bieten einzelne Stadtverwaltungen unter der Hand ganze Straßenzüge zum Kauf an, nachdem bereits Wasserwerke, Müllentsorgung und Kanalisation in private Hand gelangt sind. Ich finde die Chance, durch Eigeninitiative Nutzen aus dem öffentlichen Verkehr zu ziehen, außerordentlich attraktiv. Schon seit längerem spiele ich mit dem Gedanken, eine Ich-AG zu gründen. Jetzt habe ich mich jetzt entschlossen, der Stadt Köln die Straße, in der ich wohne, den Gotenring, abzukaufen. Über den Preis ist noch zu verhandeln. Ich stelle mir vor, daß ich an beiden Straßenenden Kassenhäuschen und Schranken installieren lasse – selbstverständlich so dezent wie möglich und so effektiv wie nötig. Dort wird dann die Maut kassiert. Geschieht das demnächst in Tausenden von Straßen – wovon auszugehen ist –, wäre das auch ein durchschlagender beschäftigungspolitischer Erfolg: mehr Arbeitsplätze, weniger Arbeitslose. Es geht doch nichts über Politiker mit Visionen. Noch lieber hätte ich eine Straße in der City gekauft: die Schildergasse oder die Hohe Straße oder wenigstens den Stadtwaldgürtel. Leider waren sämtliche Einkaufsmeilen, Durchgangs- und Schnellstraßen vorab schon für andere Interessenten reserviert worden, die offenbar viel früher als ich von den zu erwartenden Privatisierungsmaßnahmen erfahren hatten. Immerhin blieb mir noch der Gotenring, der schließlich auch nicht zu verachten ist. Allerdings gibt es hier ein Problem: die Straßenbahnschienen, die durch meine Straße verlaufen. Die städtischen Verkehrsbetriebe, die sich noch in öffentlicher Hand befinden, lehnen eine Abgabe für die Erteilung einer Durchfahrtberechtigung von vornherein rigoros ab. Ich beabsichtige daher, den Verkehrsbetrieben die Durchfahrt ihrer Bahnen zu untersagen, bis eine einvernehmliche Regelung gefunden ist. Bedauerlicherweise kann das Jahre dauern, falls es zu einem Prozeß kommt, was wahrscheinlich ist. Aber die mir dadurch entstehenden Kosten – so habe ich ausgerechnet – würden in kürzester Zeit durch die Einnahmen ausgeglichen, zumal noch weitere Abgaben und Gebühren zu erwarten wären. Zum Beispiel würden sämtliche an meine Straße angrenzenden Parkplätze ebenfalls in meinen Besitz übergehen – eine hübsche, nette Einnahmequelle. Und auch die Post, inzwischen ein gewinnorientiertes Börsenunternehmen, wird für ihre Zusteller zu zahlen haben, die meine Straße täglich in Anspruch nehmen. Außerdem habe ich vor, ganz in der Nähe einen Kinderspielplatz zu kaufen, der allerdings für die Öffentlichkeit gesperrt und eingezäunt werden soll. Ich möchte ihn meinen eigenen Kindern vorbehalten. Wenn alles erwartungsgemäß verläuft, werden wir uns das ohne weiteres leisten können. Sie merken schon: Alles ist von mir bestens durchdacht, die Planungen laufen. Ich warte nur noch auf den gesetzlichen Startschuß.
Erschienen in Ossietzky 23/2005 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |