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Bofi und das Lächeln
Lothar Kusche
Derpfiffige Charme des Berliner Humoristen, Satirikers, Cartoonisten, Illustrators, Autors und Zeichners Manfred Bofinger macht diesen schlicht Bofi genannten Burschen vielen Menschen sehr sympathisch. Kinder lieben ihn, weil er sie nicht bevormundet oder mit dem Zeigefinger belehrt. Mag sein, daß an ihm ein Lehrer verloren gegangen ist, aber kein Pauker oder Rohrstock-Didakt. Bofi weiß, wie man mit Leuten umgeht, weil er sich für sie interessiert und die meisten von ihnen auch ganz gern hat. Er meistert den Umgang mit ihnen, wenn ich das mal so ausdrücken darf, mit seinem fein entwickelten Bofingerspitzengefühl. Dazu gehört auch sein Talent, den Menschen zuzuhören. Zuhören können weniger Menschen, als man annimmt. Manche hören nicht mal auf ihre innere Stimme.
Im Büchlein »Ein dicker Hund« (Aufbau-Verlag 2003) beschreibt Papa Bofi seinen Umgang mit Menschen: »›Wo hast du denn so gut zeichnen gelernt?‹ werde ich oft von Kindern gefragt. Ich sagen ihnen dann, nachdem ich mich für das Lob bedankt habe: ›Zuhause, ich hab mir das selber beigebracht.‹ Die beste Antwort, die ich bisher darauf bekam, war: ›Schade, wir ham für alles Lehrer.‹«
Der Humorist Bofi sieht nicht immer wie ein Humorist aus. Oder so, wie ein Humorist nach unserer vagen Vorstellung aussehen müßte. Der uns lächeln und lachen macht, ist kein notorischer Schmunzler. Spaßmacher müssen manchmal ernsthaft arbeiten. Er auch. Sein Lachen hat er aber nie vergessen (oder sogar verloren wie Timm Thaler in dem fabelhaften Kinderroman von James Krüss). Bofi hat sicher einen hoch entwickelten Nervus supratrochlearis. So heißt der Nerv, der die Haut des nasalen Augenwinkels, des Oberlids, der Nasenwurzel und angrenzenden Stirn versorgt. Ohne den könnte keiner lächeln oder lachen.
B. besitzt eine solide Schippe, auf die er (scheinbar mühelos) nicht nur andere Leute, sondern auch sich selber nehmen kann. Außerdem hat er Charakter. (Es gibt heute nämlich immer noch Menschen mit Charakter. Auch Künstler!) Früher trug B. einen Bart der Größe XXL, nicht um wie ein Künstler auszusehen, sondern weil man darunter keinen unbequemen Schlips tragen muß. Dieser vollste aller Vollbärte wurde inzwischen, damit den Träger nicht mit einem politischen Klassiker verwechsle, hübsch gekürzt.
Kürzlich eröffnete Sabine Röske in der Galerie der Berliner Graphikpresse, Gabelsbergerstraße 6 (U-Bhf. Samariterstraße) die sehenswerte Ausstellung »Manfred Bofinger zum Geburtstag. Zeichnungen aus vier Jahrzehnten«. Auf engstem Raum können Sie dort (bis zum 13. Oktober 2005 mittwochs bis freitags 13–19 Uhr, sonnabends 11–15 Uhr) eine große Wunderwelt kleiner Bilder bestaunen und belächeln.
Galeristin Sabine Röske und Gabi Bofinger haben die Exponate mit viel Geschick und Geschmack zusammengefügt. Applaus auch dafür. Der Künstler, der am 5.10.05 vierundsechzig Jahre alt wird, kam nicht zur Vernissage. Manfred Bofinger erlitt Ende Dezember letzten Jahres eine Gehirnblutung und liegt seither nahe von uns und doch weit entfernt in einer Klinik; seinen Zustand nennen die Mediziner Wachkoma.
Am 16.9.05 meldete AFP: »Damit die biometrische Gesichtserkennung funktioniert, muß das Gesicht auf den Ausweisfotos mit möglichst neutralem (!) Ausdruck zu sehen sein. Ein breites Lächeln, so sympathisch es wirken mag, kann deshalb nicht akzeptiert werden.«
Lieber Bofi! Wir wünschen uns, daß Du bald diese aufschlußreiche Meldung wahrnehmen kannst, und freuen uns auf Dein erfrischendes und trostreiches Lachen, das Du, ein gebildeter Mitmensch, gewiß als homerisches Gelächter hören lassen wirst...
Bis bald!
Erschienen in Ossietzky 20/2005
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