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Enduring Opium
Otto Köhler
So watscht man einen großen Schriftsteller, der zu Recht den Nobelpreis für Literatur bekommen hat, nicht ab. Aber Gerhard Schröder, der alles kann, kann auch dies. Günter Grass hat sich im Wahlkampf mit hoher intellektueller Selbstaufopferung für den Bundeskanzler eingesetzt. Und wünscht eindringlich, daß dem Kriegskanzler von 1999, weil er nicht auch im Irak noch Krieg führt – er unterstützt den Aggressor nur logistisch –, der Friedensnobelpreis beschert werde; ein Anonymus soll so etwas schon beim Nobelpreiskomitee beantragt haben.
Schröders Dank: Als letzte rotgrüne Amtshandlung beschloss sein Kabinet eine Fortsetzung des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan. Und seine Mehrheit im bisherigen Bundestag darf ebenfalls zum Abschied für weitere zwölf Monate diesem Einsatz und einer Erhöhung der Truppenstärke zustimmen.
Jetzt, da mehr und mehr durchsickert, wie zügellos die Bundeswehrgeheimtruppe KSK ihre Art von Ordnung in Afghanistan aufbaut. Das Kommando Spezialkräfte, über dessen Heldentaten kein Verteidigungsausschuß des Parlaments etwas erfahren darf, wurde von dem Rechtsaußengeneral und Hohmann-Freund Reinhard Günzel aufgebaut - und das garantiert eine ganz eigene Qualität. Nachdem Günzel wegen seines Sympathisantenbriefes an den Reserve-Major und inzwischen aus der CDU ausgeschlossenen bisherigen Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann gefeuert worden war, kamen weder Verteidigungsministerium noch Parlamentarier auf die Idee, die wilde Günzeltruppe zu überprüfen und ihren Einsatz sorgfältig zu überwachen. Im Gegenteil, Hindukuschverteidi-gungsminister Peter Struck verband die Entlassung des Generals mit einer aus-drücklichen Ehrenerklärung für »demokratische Integrität« der Bundeswehr.
Bevor noch eine starke Fraktion der Linken im neuen Bundestag versuchen kann, ihre Kontrollrechte auszuüben, wird der Afghanistan-Einsatz hastig vom alten abgesegnet. Immerhin können die deutschen Truppen – neben dem KSK die starken Einheiten zum Schutz der afghanischen Regierung (ISAF)– ein kleines Wirtschaftswunder am Hindukusch auch für sich beanspruchen. Unter ihrem Schutz wurden im vergangenen Jahr die Anbauflächen für Mohn von 80 000 auf 131 000 Hektar erweitert, die afghanische Opiumproduktion stieg in dieser Zeit um 4200 Tonnen. Eine Menge, die einen beachtlichen Beitrag zur inneren Sicherheit unseres Gemeinwesens leisten kann, wenn sie gerecht unter den nicht halbierten Arbeitslosen verteilt wird.
Das zuständige Bundesverteidigungsministerium sorgt dafür, daß alles gut läuft. Den Abgeordneten, die dem weiteren Enduring-Freedom Einsatz zustimmen sollen, teilte es mit: »Die Verantwortung für die Drogenbekämpfung liegt bei der afghanischen Regierung« – und bei diesem auf dem Petersberg bei Bonn zusammengebastelten Kabinett liegt sie sicher –, »sie ist nicht Auftrag des Bundeswehreinsatzes in Afghanistan«.
Erschienen in Ossietzky 20/2005
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