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Eingeleitet wurden die Festlichkeiten mit einem Gottesdienst im Berliner Dom, den die evangelischen und katholischen Militärbischöfe der Bundeswehr, Peter Krug und Walter Mixa, vor erlauchtem Staats- und Militärpublikum zelebrierten. Das Ritual hat im deutschen Kriegswesen Tradition: »Helm ab zum Gebet!« Mit dem Segen der Kirchenmänner moralisch aufgerüstet, versammelten sich die sorgfältig ausgewählten 750 Gäste im weiträumig abgesperrten barocken Innenhof des ehemaligen Zeughauses der Hohenzollern – deren Schloß leider noch nicht wieder zur Verfügung stand –, um den festlichen Worten des Herrn Bundeskanzlers und des Herrn Verteidigungsministers zu lauschen und artig Beifall zu spenden. Es waren schöne, militärisch knappe Reden, die die Entstehung und ruhmreiche Geschichte der Bundeswehr würdigten und zukünftige globale Aufgaben umrissen. Die Redner beschränkten sich auf das Wichtige. Solche nebensächlichen Details wie die führende Rolle der mehr als 100 Nazi-Generale und Admirale, die schwerer und schwerster Kriegsverbrechen schuldig waren, beim Aufbau der neuen deutschen Streitkräfte oder die schon jetzt jährlich zwei Milliarden Euro verschlingenden nichtsnutzigen Auslandseinsätze der Bundeswehr zur Verteidigung des Vaterlandes von Bosnien bis zum Hindukusch konnten da keine Erwähnung finden. Überhaupt hätte ein neutraler Beobachter, so er denn in den glasüberdachten, doppelt und dreifach abgesicherten Schlüterhof gelangt wäre, zuweilen den Eindruck gewinnen können, daß er sich statt auf einem Festakt zu Ehren einer Armee auf einer Manifestation gehobener Kreise der Friedensbewegung befindet. Nachdem bereits die Militärbischöfe im Dom den Friedensdienst der Bundeswehr gepriesen hatten, verkündete Bundesverteidigungsminister Struck das Motto des Jubiläumsjahres, das da lautet: »50 Jahre Bundeswehr – Entschieden für Frieden«, und um jegliche Mißverständnisse auszuschließen, konstatierte er: »50 Jahre Bundeswehr bedeuten 50 Jahre erfolgreiche Sicherung des Friedens.« Noch friedenskämpferischer zeigte sich der Hauptfestredner, Bundeskanzler Schröder, der das Wort »Frieden« mehr als dutzendmal in den Mund nahm. Aus seiner Sicht ist die Bundeswehr »eine Erfolgsgeschichte ohne Beispiel«, hat sie sich »seit ihrer Gründung... als Friedensarmee hervorragend bewährt«, leistet sie einen »wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung« und hat »einen einmaligen historischen Auftrag als Friedensarmee«. Das abstoßende Wort »Krieg« kam in der Festrede nicht vor. Allerdings wäre es beinahe in den Text hineingerutscht, wenn der Kanzler das Manuskript nicht noch rechtzeitig überflogen und einige mißverständliche Absätze gestrichen hätte. Dank einer Indiskretion – nicht des Bundespräsidial- sondern dieses Mal des Bundeskanzleramtes – sind Ossietzky die gestrichenen Passagen bekannt geworden. Nach den ehernen Worten zum »historischen Auftrag als Friedensarmee« fielen dem Rotstift des Kanzlers die nachstehenden Sätze zum Opfer: »Mit welcher Entschiedenheit die Bundeswehr diesen Auftrag erfüllte, hat sie im Frühsommer 1999 an der Seite, ja, mit ihren Tornados an der Spitze unserer Alliierten bewiesen, als sie mit ihren kühnen Aktionen gegen das damalige Jugoslawien in Kosovo eine humanitäre Katastrophe verhinderte und die sogenannte ehemalige jugoslawische Volksarmee aus dieser südserbischen Provinz verjagte. Gegner dieses Vorgehens werfen uns noch heute vor, wir hätten damals unser Grundgesetz verletzt, in dessen Artikel 26 es bekanntlich heißt: ›Handlungen, die geeignet sind und in der Absicht vorgenommen werden, das friedliche Zusammenleben der Völker zu stören, insbesondere die Führung eines Angriffskrieges, sind verfassungswidrig.‹ Diesen Vorwurf, meine sehr verehrten Damen und Herren, weise ich heute wie damals entschieden zurück und bekräftige meine Überzeugung und meine seinerzeitige, inzwischen in die Geschichte eingegangene Erklärung zum Auftakt der Luftschläge auf Belgrad: ›Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen.‹ Der 50. Jahrestag unserer stolzen Bundeswehr wäre ein würdiger Anlaß, um die deutschen Soldaten, die ruhmreich dazu beigetragen haben, weite Teile der jugoslawischen Wirtschaft und Infrastruktur zu zerstören und dabei nicht mehr als einige Tausende Zivilisten zu töten, auszuzeichnen. Leider sind wir aufgrund unverständlicher pazifistischer Stimmungen im Lande nicht in der Lage, unsere Kriegshelden, wahre Vorbilder für unsere Jugend, wie in der Vergangenheit üblich namentlich zu nennen und öffentlich zu ehren. So bleiben sie vorerst stille Helden, deren wir heute still, aber in größter Hochachtung gedenken.« Soweit der gestrichene Text. Laut und stolz verkündete der Kanzler dafür an anderer Stelle: »Überall dort, wo die Bundeswehr im Ausland eingesetzt ist, (ist) sie hoch anerkannt. Exakt dieses, daß sie mit den Menschen, um die es dabei geht, auf gleicher Augenhöhe umgeht, ist ihr besonderes Kennzeichen.« Doch auch hier hielt er es für angebracht, einige Sätze aus dem Manuskript zu entfernen. Diese lauteten: »Mit welcher Freude und Begeisterung unsere Bundeswehrsoldaten z.B. in Kosovo begrüßt wurden, davon konnte ich mich kurz nach der siegreichen Friedensmission überzeugen, als ich sie in unserem Hauptquartier in Prizren besuchte. Der Empfang durch unsere albanischen Freunde, besonders durch unsere Bodentruppe, die UCK, war überwältigend, und das an diesem historischen Ort, wo deutsche Soldaten schon einmal Lili Marleens ergreifendes Friedenslied ›Vor der Laterne, vor dem großen Tor‹ gesungen haben. Leider mußten wir nach dem erfolgreichen Einmarsch so wie auch unsere Verbündeten machtlos zusehen, wie mehr als 250 000 Serben, Roma und andere Nichtalbaner vertrieben und ihre kulturellen Einrichtungen, Kirchen und Klöster zerstört wurden. Ebensowenig waren unsere Offiziere und Soldaten während der antiserbischen Pogrome im Frühjahr 2004 in der Lage, in Prizren, dem Zentrum des deutschen Sektors, zu verhindern, daß acht Kirchen, der Bischofssitz sowie alle Ortsteile, in denen die Serben wohnten. zerstört wurden. Aber, und das verdient gerade heute hervorgehoben zu werden, vorbildlich haben sie sie sich um ihre eigene Sicherheit gekümmert und ihre Kontrollposten rechtzeitig zurückgezogen, so daß kein einziger deutscher Soldat zu Schaden kam.« Daß dieser ursprüngliche Redetext dem erlauchten Publikum nicht zu Gehör gebracht wurde, ist bedauerlich, und das um so mehr, da der Ort, an dem die Feierstunde stattfand, auch unter historischem Blickwinkel bestens geeignet ist, den deutschen Soldaten Ruhm und Ehre zu zollen. Immerhin war das Berliner Zeughaus schon einmal, 1875, zu einer »Ruhmeshalle für die preußische Armee« umfunktioniert worden.
Erschienen in Ossietzky 13/2005 |
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