Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. DamalszutageOtto Köhler Traueranzeigen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland – das sind so Sachen, die dem Blatt viel Geld bringen und die man immer wieder gern anguckt. Besonders wenn sie »In Memoriam« heißen und Leuten gewidmet sind, die in unserem letzten Weltkrieg für Führer, Volk und Vaterland fielen . Jetzt aber hat ein Sven-Rudolf Schotte von Moltke aus D-25355 Barmstedt ein besonderes In-Memoriam-Bedürfnis gegenüber dem 1916 im Bett verstorbenen Generaloberst Hellmuth von Moltke: »Ich verneige mich in Ehrfurcht vor Deinen Leistungen, weil ich weiß, daß sie wieder, selbst heutzutage, nicht in ihrer Bedeutung gewürdigt werden.« Leistungen, die nicht wieder gewürdigt werden, selbst heutzutage? Da wir doch wieder dort angekommen sind, wo Generaloberst Moltke als deutscher Generalstabschef wirkte? Es ist wahr: Friedenssüchtig wie Struck wollte er schon immer das Deutsche Reich überall in der Welt verteidigen, etwa 1911 mit dem Panthersprung nach Agadir, mit dem Kanonenboot Panther in Marokko, wegen gefährdeter Interessen deutscher Firmen im Süden. Der Frau, die sich von ihm hatte heiraten lassen, schrieb Moltke damals: »Wenn wir aus dieser Affäre wieder mit eingezogenem Schwanz herausschleichen, wenn wir uns nicht zu einer energischen Forderung aufraffen können, die wir bereit sind, mit dem Schwert zu erzwingen, dann verzweifle ich an der Zukunft des Deutschen Reiches.« Wo selbst Wilhelm Zwo noch zögerte, wollte er sofort Blut sehen. Im Dezember 1912 beim geheimen »Kriegsrat« im Kaiserlichen Schloß, plädierte Moltke für schnelles Losschlagen: »Ich halte einen Krieg für unvermeidbar und je eher je besser.« Als der endlich herbeigeführt war, 1914, übertrug der Kaiser sofort seine Befugnisse als »Oberster Kriegsherr« auf Moltke. Doch der verpatzte den großen Schlieffen-Plan und erlitt, als er – gottlob – die Marneschlacht verloren hatte, einen Nervenzusammenbruch. So zog sich Moltke, der den Krieg herbeigesehnt hatte, eine moralische Anwandlung zu: »Welch Ströme von Blut sind schon geflossen, welch namenloser Jammer ist über die ungezählten Unschuldigen gekommen… Mir ist zu Mute, als müßte ich dieses Entsetzliche verantworten.« Mußte er nicht, der Kaiser schenkte ihm für »vortreffliche Dienste« ein Eisernes Kreuz allererster Klasse. Wahrscheinlich hatte sich der Generalstabschef seit der versauten Marneschlacht seine rotgelitzte Hose naß gemacht. Jedenfalls konnte er sich – während 13- und 14jährige Soldaten kämpfen und sterben durften – vom Leibarzt des Kaisers wegen »Entzündung der Gallenblase« krank schreiben lassen. Wilhelm Zwo verabschiedete den Helden, nicht ohne zu bedauern, daß er seine »langjährige, unermüdliche und segensreiche Friedensarbeit« – ja so nannte man das schon damalszutage – »nun nicht mehr selbst in weiteren Taten umsetzen konnte«. Moltke starb, 68jährig, und kann seither am geeigneten Ort jenen »spiritistischen Neigungen« nachgehen, die ihm sogar national gesonnene Historiker nachsagen. Und so ist es mutmaßlich zu erklären, daß Moltkes eingeheirateter Nachfahr in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung für Deutschland die Leistungen des Ahns für uns »heutzutage« würdigen muß.
Erschienen in Ossietzky 13/2005 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |