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Den Besuchern des Kirchentages versprach sie, daß »Seelsorger und Soldaten« ihre Fragen beantworten würden. »Sie weichen auch kritischen Fragen nicht aus«. Und dieses waren Fragen, die den »uniformierten Helfern« (im Hauptmannsrang) in den Kojen der Evangelischen Militärseelsorge und der evangelikalen Arbeitsgemeinschaft Soldatenseelsorge gestellt wurden: Welche Aufgaben hat in Afghanistan an der Seite der US-Truppen das »Kommando Spezialkräfte« (KSK), für das die Militärseelsorge zuständig ist (was die »uniformierten Helfer« bestätigen)? Hat es auch Gefangene gemacht? Was ist aus diesen möglicherweise geworden? Und: Wie erklärt die Militärseelsorge den Soldaten zu ihren Auslandseinsätzen das 5. Gebot (»Du sollst nicht töten!«)? Zur ersten Frage können die Helfer in den Kojen nichts sagen; sie wissen jedoch: Gefangene haben die KSK-Kameraden nicht gemacht. Zur zweiten Frage möchte der uniformierte Helfer in der gutausgestatteten Koje der Militärseelsorge lieber einen gelernten Theologen heranziehen. Der ist allerdings gerade nicht erreichbar. So muß der Besucher auf die Auslegung des 5. Gebotes erst einmal verzichten. Am evangelikalen Stand gibt es auch ohne theologischen Beistand eine Antwort. Dort weiß man, daß das 5. Gebot eigentlich lauten müßte: »Du sollst nicht morden« – und wer von den Soldaten mordet schon? Ihnen wird doch, auch das weiß man, in einem Bibelwort von Johannes dem Täufer ausdrücklich zugestanden, als Christen auch Soldaten zu sein, nur dürfen sie dabei nicht andere berauben und erpressen und müssen sich mit ihrem Sold zufrieden geben (nach Lukas 3. Vers 14). Und wenn sie in »ihrem Stande« ihre Feinde töten, dann sollen sie wissen: Der gekreuzigte Jesus hat für sie Vergebung erworben. Die gibt es selbst dann, wenn in ihrem Dienst die Grenze zwischen Töten und Morden einmal fließend wird. Sie sind, wenn sie Jesus nur haben, in jedem Fall »gerechtfertigt«. Diese »gute Botschaft«, so erfährt der Besucher, wird an die anvertrauten Soldaten weitergegeben. Jesus wird auch sonst bemüht, wenn es um die Bundeswehr geht. So beruft sich in der Arbeitsgruppe »Gewalt überwinden« der parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Verteidigung, Hans Georg Wagner (SPD), zur Begründung ihrer Auslandseinsätze und der Militarisierung der EU ausdrücklich auf die Bergpredigt. Vor 22 Jahren hätte er auf dem damaligen Kirchentag in Hannover für eine solche Exegese kein Podium erhalten. Der Publizist Volkmar Deile, der damals mit der Aktion Sühnezeichen eine der größten Friedensdemonstrationen organisierte, widerspricht ihm überzeugend und hofft zugleich, der Verfassungsentwurf der EU möchte wegen der darin festgeschriebenen Militarisierung scheitern. Er erhält Beifall, aber Wagner desgleichen. In der großen Messehalle sind es nur wenige, die sich für dieses Thema überhaupt interessieren. Längst ist die Kirche wieder geworden, was sie seit ihrer Entstehung bis auf eine kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg immer gewesen ist: eine Militärkirche, auf deren Beistand die weltlichen Regenten bei ihren Kriegen nie verzichten mögen – weder die preußischen Könige und Kaiser noch der »Führer« des Großdeutschen Reiches noch Kanzler Schröder im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen Jugoslawien, den er mit Zustimmung des damaligen EKD-Ratsvor-sitzenden Manfred Kock wie auch des damaligen hannoverschen Landesbischofs Horst Hirschler führen konnte. Hirschler ermutigte ihn damals zum Kriegführen und erteilte ihm vorweg Absolution für ein als sündig erkanntes Tun. Merke: »...Ob protestantischer Pastor oder katholischer Pfarrer, sie tragen beide gemeinsam im Kriege unendlich bei zum so langen Erhalten unserer Widerstandskraft...« (»Mein Kampf«, 6.Auflage, S. 124). Entsprechend wurde seit Kriegsbeginn 1939 zwischen Hitler und den Kirchen ein »Burgfrieden« praktiziert, indem Hitler »jede Aktion gegen die katholische und evangelische Kirche für die Dauer der Krieges« verbot (zitiert nach F. Zipfel: »Der Kirchenkampf in Deutschland 1933 – 1945«, S. 226) und die Evangelische Kirche ihrerseits einen dreiköpfigen »Geistlichen Vertrauensrat« (Sprecher: der hannoversche Landesbischof Marahrens) ins Leben rief, der flammende Aufrufe zugunsten des NS-Vernichtungskrieges herausbrachte.
Erschienen in Ossietzky 12/2005 |
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