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Günther Beckstein, Antiterrorist. – Als bayerischer Innenminister haben Sie sich bei der Präsentation Ihres Verfassungsschutzberichtes selbst ein Lob erteilt: Im Kampf gegen gewaltbereite Jünger Allahs sei Ihnen ein großer Erfolg zu verdanken, Sie hätten es nämlich zuwege gebracht, »zahlreiche V-Leute in islamistischen Kreisen zu rekrutieren«, noch dazu »billiger, als zu erwarten gewesen war«. Da ist wohl einiges zu befürchten, denn mit dieser Methode haben die Verfassungsschutzämter ja schon bei der NPD zur Aufstockung des personellen Bestandes und zur Vitalisierung extremistischer Tätigkeit beigetragen und das Bundesverfassungsgericht in Verlegenheit gebracht.

Wolfgang Huber, Metaphysiker. – Vom Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland erwartet man, Ihrer eigenen Aussage nach, »ein offenes Ohr für die Ängste und Nöte der Menschen«, und so sind Sie in einem AP -Interview zu dem messerscharfen Satz gekommen: »Es kann nicht sein, daß derjenige am Aktienmarkt gut dasteht, der zwar seinen Gewinn steigert, aber gleichzeitig Arbeitsplätze abbaut.« Bitte mal bei Christian Morgenstern nachblättern! Oder auch bei Wilhelm Busch.

Hans Eichel, Zauberkünstler. – Sie beharren darauf, daß die Körperschafts-steuern für deutsche GmbHs und Aktiengesellschaften gesenkt werden. Die Unternehmen, so sagen Sie, brauchen dringend finanzielle Entlastung. Zugleich beteuern Sie, in die Staatskasse würden dann zusätzliche Steuermilliarden fließen, weil die Unternehmer hierzulande bei niedrigeren Steuersätzen künftig zahlungsbereit seien. Das soll Ihnen mal jemand nachmachen: Ein und dieselbe Firma zahlt dann sowohl mehr als auch weniger Steuern – ein Wunderwerk!

Roland Berger, ideeller Gesamtpolitiker. – Der Staat, fordern Sie in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel , dürfe nicht länger »den Starken in den Arm fallen, wenn diese die Gesellschaft nach vorne bringen und dabei Geld verdienen wollen«, und die deutsche »Macher-Elite« müsse endlich »für politische Aufgaben gewonnen werden«. Damit beides »durchgezogen« werden könne, brauche die Bundesrepublik wenigstens für zwei Jahre »eine große Koalition«. Danach könnten die Politiker »sich wieder getrennt zur Wahl stellen«. Jetzt wissen also Schwarz und Rot, was zu tun ist, schließlich sind Sie laut Tagesspiegel »der erfolgreichste deutsche Unternehmensberater«. Auch Gerhard Schröder und Edmund Stoiber haben Ihre Dienste schon in Anspruch genommen. Demnächst werden Sie also, zumindest befristet, Sozial- und Christdemokraten mit einem gemeinsamen Beratungstermin bedienen können.

Martin Kannegießer, Schwarzhumorist. – Die IG Metall hatte Sie zu ihrem Sozialstaatskongreß nach Berlin eingeladen, als prominenten Sozialpartner – Sie sind Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall. Da die ­Gewerkschaft, wie die Zeitungen kommentierten, dort tagte, um »aus der Neinsager-Ecke herauszukommen«, sprachen Sie den versammelten Gewerkschaftsdelegierten Mut zu: Vonnöten sei »mehr Courage zu mehr sozialen Unterschieden«. Die jetzt amtierende Bundesregierung habe mit einem solchen Reformwerk immerhin angefangen, das werde von Ihnen anerkannt, obwohl Sie »weder Rot noch Grün gewählt« hätten. Warum auch hätten Sie Ihre Stimme Schröder oder Fischer geben sollen, wenn diese noch hinreichend andere WählerInnen fanden, um dann eine Politik zu machen, für die sie nicht gewählt worden waren, die aber Ihren Wünschen entspricht. Wer als ArbeitnehmerIn den Schaden hat, braucht für den Spott eines Arbeitgeberpräsidenten nicht zu sorgen.

Erschienen in Ossietzky 8/2005