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(1939-1958) entdeckt – eines der vielen frommen oder unfrommen Märchen, die man dort erfährt und mit denen in diesen Tagen die Weltöffentlichkeit heimgesucht wird. Aus der langen Kette der Päpste will ich hier einige herausstellen, und zwar solche, die sich um die Herausbildung der abendländisch-christlichen Werte besonders verdient gemacht haben. Leo I., der Große (440-461). Durch Fälschung, worin sich auch viele seiner Nachfolger als wahre Meister erweisen sollten (wie man im »Heussi«, dem Standardwerk der Kirchengeschichte, nachlesen kann), begründete er den Vorrang des römischen Bischofs vor allen anderen Bischöfen. Die KPG preist ihn »als die ideale Gestalt des römischen Papstes und als Beispiel für die kommenden Jahrhunderte«. Deshalb wurde er auch »heiliggesprochen«. Urban II. (1088-1099), »seliggesprochen« . Über ihn teilt die KPG mit: »Er organisierte den ersten Kreuzzug, um das Heilige Grab zu befreien« – ein Vorbild für alle Freiheitsfreunde, darf der Besucher schließen. Tatsächlich war er einer der bösesten Haßprediger aller Zeiten. Mit seiner Predigt »Gott will es« begründete er die Zeit der Kreuzzüge gegen »das Böse«, die bis zum heutigen Tage andauert. Innozenz IV. (1241-1254). Er führte 1252 die Folter in das abendländische Gerichtswesen ein, die auch für die Kirchen selbst in den kommenden Jahrhunderten das Hauptherrschaftsinstrument war. Die KPG teilt zu seinem Pontifikat bedauernd mit, daß der siebte Kreuzzug »mit einem Mißerfolg endete«. Alexander VI. (1492-1503). Als Besucher der Vatikanischen Museen hätte man in den »Borgia-Gemächern« gern einen Hinweis gefunden, wo es dieser Borgia-Papst mit seiner Tochter, der schönen Lukretia, trieb oder in welchem Saal im Oktober 1501 der »Kastanienball« stattfand, bei dem 50 der schönsten Freudenmädchen Roms splitternackt auf allen vieren für die hohe Geistlichkeit Kastanien aufsammeln mußten. Geschah das im heutigen »Saal der Madonnenbilder« (mit einem sehr eindrucksvollen Bild von Paula Modersohn-Becker) oder im »Saal der Heiligen«? Keiner der Aufseher weiß eine Antwort darauf, auch die KPG schweigt dazu. Sie kennt wohl »den Nepotismus, die Korruption, die Verschwendungssucht des Papstes«, hebt allerdings rühmend hervor, daß er »auf salomonische Weise« Amerika zwischen Portugal und Spanien aufteilte (im Vertrag von Tordesillas, der die Neue Welt zur Ausplünderung und zur Ausrottung der dortigen Bevölkerung freigab). Aufgrund dieser Verdienste steht er am 18. August im Heiligenkalender – dem Tag, an dem er »wahrscheinlich« (KPG) durch das Gift eines Kardinals dieser »heiligen, alleinseligmachenden Kirche« endete. Clemens VIII. (1592-1605). Die KPG rühmt ihn als »kultiviert« und »gebildet«. Einen Beweis seiner Kultiviertheit lieferte er 1600, als er den Philosophen Giordano Bruno »unter Anwendung der angemessenen Formalitäten« verbrennen ließ. Pius IX. (1846-1878), der Papst mit der bisher längsten Regierungszeit. Er brachte 1864 eine Enzyklika heraus, in der er die »80 hauptsächlichen Irrtümer unserer Zeit« wie zum Beispiel Rationalismus, Liberalismus, Demokratie, Presse- und Gewissensfreiheit verdammte. Damit sein Verdammungsurteil Bestand habe, ließ er 1870 auf dem 1.Vatikanischen Konzil das Dogma von der Unfehlbarkeit des Papstes »in Ausübung seines Amtes« beschließen. Desgleichen kre-ierte er die Lehre von der »unbefleckten Empfängnis der Maria«. Dadurch war er dem letzten Papst in besonderer Weise geistig verbunden. Der sprach ihn deshalb im September 2000 selig. Pius XII. (1939-1958). Als Kardinalstaatssekretär schloß er im Sommer 1933 mit den deutschen Faschisten das »Reichskonkordat« und machte sie damit international hoffähig. Durch sein Schweigen zum Massenmord an den Juden verstrickte er sich in den Holocaust; gegenteilige Behauptungen widerlegt Daniel Goldhagen in seinem neuen Buch »Die katholische Kirche und der Holocaust«. Dieser Papst unterstützte auch den kroatischen Schlächter von 750 000 Serben, Ante Paveliæ; dessen Komplize, Kardinal Stepinac, wurde 1998 seliggesprochen. In der KPG heißt es über Pius XII.: »Während des Krieges organisierte er ein breitangelegtes Hilfsprogramm für Juden und Oppositionelle«. Der verstorbene Papst Johannes Paul II., der 1992 schon den Gründer des »Opus Dei« und Franco-Bewunderer Escrivá selig- und 2002 heiliggesprochen (und ihn damit zur Anbetung freigegeben) hat, soll nach Mitteilung des vatikannahen Dienstes www.kreuz.net vor seinem letzen Spitalaufenthalt gesagt haben: »Ich werde nicht sterben, bevor ich Papst Pius XII. nicht seliggesprochen habe.« Dazu ist er nicht mehr gekommen, das wird sicher der neue Papst erledigen.
Erschienen in Ossietzky 8/2005 |
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