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Der heroische Widerstand gegen den Minister konstruiert eine heimliche Verbindung zwischen SPD und PDS und führt meine Bundestagsrede vom 24. April 1998 an, aus der hier der Aktualität wegen zitiert sei: »60. Jahrestag der Bombardierung von Guernica – Tagesordnungspunkt 12 in der 231. Sitzung des Deutschen Bundestages – Gerhard Zwerenz (PDS): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe drei Minuten Zeit, für die Gruppe der PDS vorzuschlagen, Beschlußempfehlung und Antrag des Innenausschusses um einen Punkt 4 zu ergänzen, in dem nichts anderes als die Umbenennung von Kasernen gefordert wird, die immer noch den Namen deutscher Helden der Legion Condor tragen. Hörte die Bundeswehr und hörte diese Bundesrepublik endlich auf, jene hitlergehorsamen Franco-Söldner zu ehren, die den unerklärten, illegalen Krieg gegen die legale spanische Republik geführt haben, so wäre dies das wirklich menschliche Signal. Im vorigen April, zum 60. Jahrestag der Stadtvernichtung durch deutsche Bomber, ließ Bundespräsident Herzog in Guernica immerhin eine Entschuldigungsbitte verlesen. Ich finde, das war schon viel zu spät. Immerhin ist es geschehen. Jetzt will der Bundestag zum 61. Jahrestag nachziehen. Es wird aber nichts Neues geschehen, es wird nichts geschehen, was wirklich zählt. Längst Versprochenes wird nicht gehalten. Selbst die entschuldigenden Worte kommen nur zögerlich. Denn in diesem Lande zählen immer noch die Mölders, Rommel und Heusinger – egal, ob sie nun in Spanien, Afrika oder Rußland ihrem Führer beim Blutvergießen gehorsam zur Hand gingen – mehr als die anderen, die dagegen Widerstand geleistet haben.« Ich nannte internationale Kulturleute, die für die Republik und gegen Franco gekämpft hatten: von Hemingway über Koestler und Kantorowicz bis Orwell und Malraux – »… das wären alles beste Namen und beste Adressen für unsere Kasernen und Straßen, und es wäre ein Beginn der vielbeschworenen Europäisierung und Universalität an Stelle des nationalsozialistischen deutschen Sonderweges gegen Europa und gegen die ganze Welt. Ich finde es beschämend, daß es in diesem Hause einen irren, zähen Zustand gibt, der dazu geführt hat, daß man so lange um eine solche Erklärung hat ringen müssen. Ich meine, man hätte die Zivilcourage aufbringen müssen, wenigstens in diesem Jahr in eindeutigeren Worten zu sprechen, als es jetzt geschehen ist. Wer Guernica oder Dresden sagt, muß wissen, daß es dazwischen eine Verbindungslinie gibt.« Das Bundestagsprotokoll verzeichnet Beifall bei der PDS, die SPD ist nicht erwähnt. Unser Antrag auf Umbenennung von Kasernen wurde von PDS und Grünen bei Stimmenthaltung der SPD angenommen. Die Mehrheit kam zustande, weil die Masse der CDU/CSU/FDP-Abgeordneten offenbar fleißig diversen Nebenbeschäftigungen nachgehend dem Plenum fernblieb. Daß Struck sieben Jahre später unseren Bundestagsbeschluß mindestens partiell vollzieht, dürfte ihm höchstens wegen der erheblichen Verspätung verübelt werden. Der Versuch, Hitlers luftigen Lieblingskatholiken Mölders der Bundeswehr als Vorbild zu erhalten, gehört zu einer breit angelegten Werbekampagne. Wie für strahlend weiße Zähne wird für die Unschuld von Hitlers Soldaten Reklame gemacht. Jeder Tag im Kalender soll ein Heldengedenktag sein. Das Geschäft läuft immer besser. Daran wird verdient. Das öffentliche Match Struck gegen Mölders geht mittlerweile in die zwölfte Runde. Der Militärminister will Mölders am Hindukusch nicht dabei haben. Die Pimpfe von 1939 sowie deren Söhne aber beten die Fotos ihrer Fliegerhelden Mölders, Galland, Rudel an. Die Herren schossen doch nur für Franco und Hitler. Ist das Ritterkreuz erst hakenkreuzfrei gefeilt, ersteht der deutsche Übermensch als entnazifizierter Widerstandsgermane. Mölders zum Beispiel wagte sogar katholisch zu heiraten. Wir salutieren in Ehrfurcht. In der Wochenzeitung Der Freitag ficht der einsame Bundeswehr-Oberstleutnant Jürgen Rose fortgesetzt und unverdrossen gegen den grassierenden Mölders-Wahn der Luftwaffennarren. In der FAZ vom 22. März dagegen heiligt Vizeadmiral a.D. Günter Fromm das Luftkriegs-Aß. Und dem Friedenskatholiken Jakob Knab, Sprecher der »Initiative gegen falsche Glorie«, der für seine unbeirrbare Aufklärungsarbeit von den zahlreichen Luftkämpfern attackiert wird, bescheinigt ein braver Herr Jochen Weder, daß Knab für »die Begriffe Soldatsein, Heldenmut, Kameradschaft, Einsatzwille, Verteidigung des Vaterlandes ...« keinen Sinn besitze. Herr Weder ist Oberstleutnant a.D., Betriebsrat in einer florierenden Aufrüstungsfirma, Mitglied im Wehr- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreis der CSU, ein untadeliger Christenmann also. Wir Antikrieger sollten uns korrigieren und den fliegenden Kistengehirnen ihre geliebten Namen von Mölders bis Galland zurückgeben. Zwischen ihnen und Hitlers Ritterkreuzern besteht eine unauflösbare Blutsverwandtschaft. Inzwischen fand sich der ganze lausige Kriegsadel, der schon die Wehrmachtausstellung bekämpfte, als gelte es die Schlacht von Stalingrad doch noch zu gewinnen, zur heldenhaften Mölders-Verteidigung ein. Inklusive Barrikadenheld und Haßprediger Arnulf Baring, der nicht will, daß »alle, die zwischen 1933 und 1945 gedient haben, unter Generalverdacht« stehen. Bisher galt der Begriff »Aufstand der Offiziere« den Männern des 20. Juli 1944, jetzt sind die Möldersverteidiger gemeint. Dies ist das Resultat von Innerer Führung. »War Fliegerheld Mölders ein Nazi?« fragt so ein heutiger Fliegenheld im Internet Wir wissen nun: Wer für Franco und Hitler, für die katholische Kirche sowie das Ritterkreuz mit Schwertern, Eichenlauf und Brillantine focht, der war kein Nazi. Nazi war einzig und allein der Führer, der zwar auch katholisch war, doch nicht katholisch geheiratet hat. – Fortsetzung folgt im nächsten Wehrmachtsbericht
Erschienen in Ossietzky 7/2005 |
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