Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Was im Gebet verfrühstückt wirdHartwig Hohnsbein Die Ansprache kam bei den Zuhörern gut an. Sie war eine Mischung aus Büttenrede, Traueransprache für tödlich verunglückte Astronauten, Regierungserklärung in Form von Gottesworten und Gebetsanliegen. Der Sprecher, Präsident Georg W. Bush, hielt sie anläßlich des 51. »Nationalen Gebetsfrühstücks« in Washington, und zum Schluß drohte er – der Angriffskrieg gegen Irak war längst geplant – mit dem »Frieden Gottes in den Angelegenheiten der Menschen«. Das war im Februar 2003. Im Gebetsfrühstück 2005 enthüllte der Präsident, »welche Prioritäten Gott setzt«, und er nannte »die Hilfe für die Armen«, besonders für die, die »in Afrika unter Aids leiden«. Er rühmte »die Kirchen, Synagogen und Moscheen«, die anfingen, »dagegen zu wirken«. Er rief auch zu »mehr Demut und Gottvertrauen« auf. Unklar blieb, ob die von Gott gesetzten »Prioritäten« auch für ihn selbst gelten, oder ob er zwecks weiterer Kriege davon Dispens erhalten hat. Die 4000 geladenen Zuhörer, neben der gesamten Führung der USA Politiker, Diplomaten, Geschäftsleute und Journalisten aus über 150 Ländern, zeigten sich wiederum von der Veranstaltung angetan. Die Leiterin der sechsköpfigen Parlamentariergruppe des Bundestages, Brigitte Schulte (SPD), gelernte Volksschullehrerin mit dem Fach Religion, 1998 bis 2002 parlamentarischen Staatssekretärin bei Militärminister Scharping, erkannte darin das Wirken des Heiligen Geistes; ihr Zunftkollege Rainer Eppelmann (CDU) behauptete, »die Welt sähe ohne Gebetsfrühstücksbewegung dunkler aus«, und ihr Minister Otto Schily, der immer hochgestimmt ist, wenn er mit den Kriegsherren (und Frau Rice) in Washington zusammentreffen darf, bekundete: »Es war sehr eindrucksvoll.« Ähnlich fasziniert äußerte sich auch der bayerische Innenminister Günter Beckstein, der als evangelischer Landessynodaler dafür sorgt, daß Kirche und Staat im Gleichschritt marschieren: »Auch wir in den Kirchen müssen mehr unseren Glauben bekennen, sonst geht Christliches in Deutschland verloren.« Vor soviel geistlichem Überschwang klang die Stellungnahme des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen (Zusammenschluß fast aller protestantischen Kirchen der Welt), Samuel Kobia, wie kleinliche Mäkelei: »Ich bin sehr besorgt darüber, wie Bush und andere hochrangige Mitglieder seiner Administration versuchen, Gott für ihre Zwecke einzuspannen.« Die maßgeblichen Kirchenleute und Politiker in der Bundesrepublik wird diese Sorge der Ökumene genauso wenig beeindrucken wie seinerzeit deren Warnung, sich auf das Abenteuer des »Kriegs gegen den Terror« in Afghanistan einzulassen. Dafür werden schon die 15 Manager, Pastoren und Journalisten sorgen, die als Troß die Bundestagsabgeordneten begleiteten, unter ihnen der stellvertretende Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios, Peter Hahne. examinierter Theologe und Autor mehrerer Bücher in Millionenauflage. Im fünfzehnköpfigen Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vertritt er energisch die Interessen der deutschen Evangelikalen. Beim Empfang des deutschen Botschafters hielt er eine Andacht, in der er den christlichen Glauben in den USA lobte, der nicht wie in Deutschland zur Privatsache degradiert, sondern, wie beim Gebetsfrühstück, öffentlich bekannt werde. Sein Fazit daraus, das er in seinem letzten Bestseller (»Schluß mit lustig«) und in Talkshows entwickelt, lautet: Holt Gott zurück in die Politik! Nach ihrer Pilgerfahrt in die USA wollen die Gottesstreiter des Bundestages die »Gebetsfrühstücksbewegung« als Werk des Heiligen Geistes im Bundestag und in den Landtagen verstärkt wirken lassen. Das hatte schon 1982 Bundespräsident Karl Carstens gewünscht – nicht ohne vorweg klargestellt zu haben, daß die Bergpredigt für politische Entscheidungen untauglich sei – und als Erster der Bundestagsabgeordnete, spätere Verteidigungsminister und NATO-Generalse-kretär Manfred Wörner. Und nun sollen wie in den Landtagen von Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Schleswig-Holstein Gebetsgruppen auch in den Landtagen von Bayern und Niedersachsen entstehen. Die frühstückende Gebetsrunde des Bundestages, die bisher an jedem Freitag einer Sitzungswoche 30 bis 50 Teilnehmer zählt, erfreut sich ebenfalls wachsenden Interesses. Die Abgeordneten dürfen sich da mit Bibelstellen, persönlichen Erlebnissen und dem Glauben beschäftigen. Politische Fragen werden – wie in den USA – mit Gottvertrauen ohne großen Widerspruch an oberster Stelle beantwortet.
Erschienen in Ossietzky 6/2005 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |