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Verschämte GeburtstagsfeierIhren 25. Geburtstag haben die Grünen in bescheidenem Rahmen gefeiert, fast verschämt. Das ist verständlich. Arrivierte erinnern sich ungern an ihre Kindertorheiten und Jugendsünden. In ihrer im Januar 1980 ausgefertigten Geburtsurkunde stand ja als Lebensaufgabe und -ziel neben »ökologisch« noch »sozial« und »antimilitaristisch«. Was aus ihrem Antimilitarismus geworden ist, haben sie nicht nur mit der Zustimmung zum Krieg gegen Jugoslawien gezeigt, sondern beweisen es immer weiter, auch mit ihrem Ja zu einer europäischen Verfassung, die Aufrüstung und militärische Intervention gebietet. Genau so halten es die Grünen mit ihrem sozialen Versprechen von einst. In der »Regierungsverantwortung«, die sie immer gern argumentieren, haben sie eifrig an Lohnraub und Sozialabbau mitgewirkt und bekennen sich heute mit ihren Taten, manche auch mit ihren Worten zum rabiaten Neoliberalismus. Ihr einstiger Finanzexperte Oswald Metzger ist ein Musterbeispiel dafür. Ihm gehen die »Reformen« noch nicht weit genug, den Arbeitslosen wirft er frech »Larmoyanz« vor. Deshalb ist er auch Mitglied in der Führungsspitze der »Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft«, die vom Arbeitgeberverband Gesamtmetall mit jährlich neun Millionen Euro gesponsert wird. Metzgers Parteifreundin Christine Scheel, MdB, durfte als »Botschafterin« dieser Propagandakompanie des Kapitalismus landauf, landab verkünden, die Gewerkschaften hätten zu viel Macht und die Lohnnebenkosten seien zu hoch. Und die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Krista Sager, fordert gemeinsam mit ihren Kolleginnen Göring-Eckardt und Andreae: »Die Arbeit muß billiger werden.« Auf wessen Kosten wohl? Sie haben sich gemausert. Brav sind sie auf den Pfad marktwirtschaftlicher Tugenden eingeschwenkt. Und das wird honoriert. Als Metzger nicht mehr in den Bundestag zurückkehrte, fing ihn die »Bertelsmann-Stiftung« auf, die längere Arbeitszeit ohne Lohnausgleich, Steuersenkungen für Unternehmer, Einschränkung des Kündigungsschutzes et cetera verlangt. Er wurde Mitglied in ihrem Kuratorium. Auch andere fallen weich. Die wohl treffendste Zustandsschilderung seiner Partei und ihrer Gesinnung gab dieser Tage ihr einziger Großstadt-Oberbürgermeister, Dieter Salomon (Freiburg), zuvor Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag: »Mit dem Umstand, daß Grüne zu den Privilegierten gehören, muß man entspannt leben. Deshalb haben auch in vielen Gebieten die keine Chance, die zu links sind. Das (er meint das Linkssein; WRS ) ist halt anachronistisch.« Die Grüne Partei ist 25 Jahre alt. Wer will, kann ihr ja gratulieren. Werner René Schwab
Gute GeschäfteDer Aufrüstungseifer der Regierenden hat 2004 dem europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS deutliches Wachstum beschert. Die Geschäftsleitung teilte mit, Umsatz und Gewinne hätten die gesetzten Ziele übertroffen. Kanzler Schröder rühmte EADS bei der Vorstellung des neuen Großraumflugzeuges Airbus 380 in Toulouse als Erfolgsunternehmen »des guten alten Europas«. Die französisch-britisch-deutsch-spa-nische Kooperationsfirma EADS soll mit dem US-amerikanischen Konzern Boeing gleichziehen, nicht nur im zivilen Flugzeugbau, sondern vor allem in der Rüstungsproduktion; als Auftraggeber sind auch die USA willkommen. Große Hoffnungen setzt EADS in das neue Raketenabwehrsystem MEADS, ein Gemeinschaftsprojekt der USA, Italiens und Deutschlands. Der Verteidigungsausschuß des Deutschen Bundestages hat dieses Vorhaben bereits abgesegnet. In den nächsten Wochen muß der Haushaltsausschuß Stellung nehmen, dann kann der Bundestag sein Ja sagen. Ein bißchen Ärger macht der Bundesrechnungshof, er möchte über die Finanzierbarkeit des neuen Waffensystems Näheres wissen. Bisher ist von drei bis vier Milliarden Euro Entwicklungs- und Beschaffungskosten die offizielle Rede, aber Bernd Kubbig, ein Experte der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung, rechnet eher mit zwölf Milliarden, und ein anderer Fachmann, der Ex-Luftwaffengeneral Hermann Hagena, hält selbst diesen Betrag für zu niedrig. Genaueres wird man gewiß erfahren, wenn erst einmal der Bundestag dem Projekt zugestimmt hat. Eine Funktion des neuen Raketenabwehrsystems für die Verteidigung der Bundesrepublik ist nicht zu erkennen, brauchbar könnte es nur bei Großeinsätzen in der weiten Welt sein. Aber wie auch immer – ein Luft- und Raumfahrtkonzern braucht, wie das in der Marktwirtschaft eben so ist, Subventionen. Die kann ihm der Staat am leichtesten über Rüstungsaufträge zukommen lassen. Dafür darf die Masse der Lohn- und UmsatzsteuerzahlerInnen ihre nationale Pflicht erfüllen. Peter Söhren »Vor dem Gebrauch wird gewarnt« So oder ähnlich lesen wir es häufig. Es soll uns vor Schaden bewahren und den Hersteller vor Entschädigungsansprüchen; ganz nebenbei werden wir zum sachgerechten Umgang mit einer mehr oder minder gefährlichen Sache angehalten. Doch ausgerechnet beim gefährlichsten Spielzeug der Welt sucht man diesen Hinweis vergebens. Offenbar setzen die Hersteller, die Gewerbeaufsichts- und die anderen verantwortlichen Behörden als allgemein bekannt voraus, daß der Umgang mit Kriegsgerät gefährlich werden kann. Mit Feuerzeugen geht man weitaus vorsichtiger um; auch alle Zigarettenschachteln tragen eindeutige Aufdrucke. Ausgerechnet für den Gebrauch von Tötungsmaschinen fehlen Sicherheitshinweise . Dabei müßte doch, der Logik der Produkthaftung folgend, auf jeder noch so kleinen Patrone der Aufdruck zu lesen sein: »Der Gebrauch dieses Gegenstandes stellt einen Umgang im Sinne des Sprengmittelgesetzes (wahlweise auch Waffengesetzes) dar. Lebensgefahr! Beim Einsatz gefährden Sie Gesundheit und Leben anderer wie Ihr eigenes. Schon unsachgemäßer Umgang kann zu schweren Schäden führen.« Experten werden meinen Formulierungsvorschlag gewiß noch verbessern können. Wenn dann vor und hinter dem Text auch noch ein weißer Totenkopf auf schwarzem Grund erscheint, werden die meisten Leser wohl sofort die Finger davon lassen. Weil Atomraketen größer sind, sollten auf ihnen ausführlichere Beschreibungen von Strahlenarten und Strahlendosen sowie ihren Wirkungen auf Mensch und Umwelt Platz finden. Bliebe noch zu klären, was unter sachgemäßem Umgang zu verstehen wäre. Auch hier müssen wir nichts Neues erfinden. Wir setzen auf Altbewährtes: den Lehr- und Ausbildungsfilm beim Arbeitsschutz. Zur Steigerung der Aufmerksamkeit und der Arbeitssicherheit könnten Bilder von zerfetzten Körpern und verstümmelten Überlebenden, also von den Zuständen auf einem Schlachtfeld unmittelbar nach einer Beschießung, gezeigt werden. In Archiven gibt es genug Material. Selbstverständlich werden die eigenen Leute in den Mittelpunkt gerückt. Jeder Film könnte mit dem Satz enden: »Auch Du bist dieser Gefahr beim Gebrauch von Waffen ausgesetzt.« Das vertrauliche »Du« aus umherliegenden Körperteilen wirkt. Garantiert. Andreas Schieck
Eine Hochzeit in IsraelZwei Publikumspreise in zwei Festivals – das sagt viel über den Unterhaltungswert des Films »Die syrische Braut«, einer israelisch-deutsch-französischen Ko-produktion in der Regie von Eran Riklis. Das Drehbuch hat eine handfeste Fabel: Eine Hochzeit wird gezeigt, welche die Braut von der eigenen Familie für immer trennt. Ist sie erst dem künftigen Mann nach Syrien gefolgt, wird ihr die Rückkehr nach Israel verwehrt bleiben. Wunderbar, wie Clara Khoury von der Bet Zwi Schauspielschule die seelischen Konflikte der jungen Braut spürbar macht und Makram J. Khoury die Zerrissenheit des Familienoberhaupts. Daß der Schauspieler vom Haifa Municipal Theatre im Film wie im Leben Clara Khourys leiblicher Vater ist, wäre für sich genommen keine Garantie für Glaubhaftigkeit. Seine Darstellung ist glaubhaft: Der Stolz eines Drusen in Israel, seine Fürsorge, die Liebe zur Tochter, sein Schmerz über den endgültigen Abschied, der Widerstandswille auch, den er während einer Demonstration im Ort und im militärischen Grenzgebiet zeigt – das alles ist zutiefst nacherlebbar. Er überzeugt wie all die anderen Mitwirkenden überzeugen, selbst die in kleinen und kleinsten Rollen: israelischer Polizeioffizier, israelischer Grenzbeamter, israelische und syrische Soldaten, die sich wechselweise hart und nachgiebig zeigen, ablehnend und verständnisvoll, den Vorschriften ergeben und dann doch bereit, diese zu umgehen – kurzum: Menschen und keine Schablonen. Ohne die Leistungen anderer Darsteller schmälern zu wollen, muß ich Hiam Abbass als Schwester der Braut hervorheben, die sich durch die Hochzeit der eigenen Wünsche und Sehnsüchte bewußt wird, und auch Evelyn Kaplun als die russische Ärztin Evelyna und Frau des Bruders der Braut sowie Ashraf Barhoum, der den aus Italien angereisten zweiten Bruder der Braut gibt, einen zwielichtigen Geschäftsmann und Frauenheld. Mit einer Ausnahme sind sie alle Israelis palästinensischer Herkunft, was zur Echtheit ihres Spiels beiträgt, zur inneren Wahrhaftigkeit. Der Film (ab 17. März im Kino) ist hervorragend ins Bild gesetzt. Er greift ein Thema von universeller Bedeutung auf und vermittelt zugleich Einblicke in den traditionsgebundenen Alltag der Drusen in einer Region des Nahen Ostens, in der die Israelis das Sagen haben. Walter Kaufmann
Einmal Moskau und zurückAuf den Märkten, auf denen Erzeugnisse aus Geschichtswerkstätten feilgeboten werden, herrscht ein Überangebot an Historiengemälden, die in Schock- und Schreckfarben zeigen, was den Ostdeutschen vier Jahrzehnte hindurch aus der Sowjetunion an Unheil zugekommen ist. Beginnend in den Tagen, da die Soldaten sowjetischer Armeen die Reichsgrenze kämpfend überschritten. Die Spätbefreiten sollen das Erreichte endlich richtig schätzen. Die Kauflust ist gering. Nach alternativen Offerten, die mit differenzierten, realistischen Bildern aufwarten, muß freilich gesucht werden. Eine unterbreitet der Berliner Historiker Gerd Kaiser. Als Frucht eigener Erinne-rungen sowie vieler Gespräche und Stu-dien in Lebensberichten hat er ein Büch-lein über deutsche Studenten an sowje-tischen Universitäten geschrieben – in Moskau und bald auch in weiteren Städten des geschundenen Landes, kaum daß seit dem Kriege sechs Jahre vergangen waren. Der Autor gehörte zur ersten unter komfortablen Bedingungen in die Hauptstadt der UdSSR reisenden Gruppe junger DDR-Bürger. Wo sein Bericht vom Allgemeinen zum Individuellen gelangt, spricht er zuerst vom Schock, den die Einweisung in Säle eines Wohnheims auslöste, dessen hygienische Bedingungen selbst an die Gewöhnungsfähigkeit der Unverwöhnten einige Ansprüche stellten. Kaiser verklärt nichts. Er berichtet von Bewährung und Versagen während der Ausbildung und, da er von der Arbeit der Absolventen nach der Rückkehr wenigstens in Umrissen handelt, auch von politischen Schwierigkeiten, die nicht wenige hatten, wenn sie auf ihren Fachgebieten ungefragte Wege beschreiten wollten. Doch er besteht auf zweierlei: zuvörderst auf dem Verdienst, das sich Professoren von Universitäten und speziellen Hochschulen (der Medizin und der Technik, des Bergbaus, der Künste und der Musik), unter ihnen international hoch angesehene Gelehrte, um die Ausbildung der Gaststudenten erwarben – und das betrachtet er nach der deutsch-sowjetischen Vorgeschichte zum wenigsten als selbstverständlich. Und auf dem Anteil der Rückkehrer als Minister, Diplomaten, Hochschullehrer, Betriebsdirektoren an wirtschaftlichen, sozialen, geistigen und kulturellen Prägungen des ostdeutschen Staates, gegen deren Totalverteufelung sich neue Erinnerung eben bildet. Kurt Pätzold Gerd Kaiser: »Arbeit hat bittre Wurzel ... aber süße Frucht. Reflexionen über die Anfänge des Auslandsstudiums deutscher Studenten in der UdSSR«, edition bodoni Berlin, 154 Seiten, 12.80
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Press-KohlDie Straße in Berlin-Grünau, in der Stefan Heym bis zu seinem Tode gewohnt hat, solle nunmehr seinen Namen tragen, beantragte die PDS im zuständigen Stadtbezirksparlament von Treptow/Kö-penick. Die dortigen sozialdemokratischen, christdemokratischen und freidemokratischen Abgeordneten lehnten den Vorschlag ab. »Die PDS hatte die Anregung von Grünauer Anwohnern aufgegriffen«, meldete die Berliner Zeitung , »die ihren einstigen berühmten Nachbarn ehren wollten. Die SPD führte formale Gründe an: Der Senat bevorzuge für Straßenbenennungen Frauennamen, zudem sei die Straße zu kurz.« Tja, wenn Heym den Vornamen Steffie geführt hätte! (Lang genug war ihm die Straße.) Die CDU verlautbarte, man (also die CDU) wolle keine »Huldigungs-Szenarien«. Außerdem habe Heym »seine eigenen Lebensziele für Demokratie und Freiheit verraten, da er sich für die SED-Nachfolgepartei PDS engagiert« habe. Wer sich nämlich für die PDS engagiert, die gemeinsam mit der SPD Berlin regiert (offenbar mit Ausnahme von Berlin-Grünau), verrät seine eigenen Lebensziele, welche bei der CDU zu erfragen und erwerben sind. Als der ehrenwerte antifaschistische Kämpfer Stefan Heym (ein in Amerika und Europa hochgeschätzter Schriftsteller, wie ich gehört habe) noch am Leben war, schwiegen die Köpenicker Patentchristen und bastelten an Huldigungs-Sze-narien für ganz andere Leute. * Irene Bazinger plaudert in der oben zitierten Zeitung über Spielplan und Programmpläne des Maxim Gorki Theaters: »Die Masse, heißt das bei Goethe, könnt ihr nur durch die Masse zwingen, weshalb die Forschungsreisen in die ostdeutsche Vergangenheit so tiefgründig als möglich geraten werden.« Was Goethe, der die Masse nur durch die Masse zwingen konnte, mit den Forschungsreisen des Gorki Theaters zu tun haben könnte, bleibt Bazingers Geheimnis – so dunkel als möglich. Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 3/2005 |
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