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Sie erinnern sich schon nicht mehr? Also: Es ging den Ratgebern und Abgesandten, den Berichterstattern und Beobachtern, den Kommentatoren und ins Land geschickten Rednern, den Helfern und Kontrolleuren einzig darum, daß die Werte der westlichen Demokratie und Zivilisation den Dortigen nicht länger vorenthalten, daß fremde Einmischungen abgewehrt, Wahlbetrügereien künftig verhindert würden, also am Dnjepr des Volkes Wille herrschen und befreiende Ordnung einkehren könne. Danach, so die Verheißung, könnten sich auch die Deutschen mit dem fernen Land aussöhnen und befreunden, aus dem – wie nicht vergessen – mancher Sohn 1945 mit einem Sowjetstern an der Mütze, schießend, sogar im Panzerfahrzeug in Deutschland eingedrungen, Frauen vergewaltigt und sich auch sonst wenig zivilisatorisch benommen hatte. Konrad Schuller hat in der FAZ in einem Beitrag »Westwärts in Kiew«, der den Untertitel »Widerruf« oder, wenn das zu scharf, »Richtigstellung« hätte vertragen können, klargestellt: »So, wie sich Rußland entwickelt, ist es besser für Europa, wenn die Ukraine nicht zu dessen Vormachtbereich gehört. Die EU kann kein Interesse an einem ›einheitlichem Wirtschaftsraum‹ im Osten haben, wenn nicht klar ist, ob er nicht eines Tages zu einem Reservat der Oligarchenwirtschaft wird. (...) Rußland ist zwar nicht die Sowjetunion, doch daß die ukrainische Steppe nie wieder zur Aufmarschfläche für westwärts gerichtete Panzerkeile werden darf, ist ein konstantes geopolitisches Interesse Europas. Moskau ohne Kiew ist besser für den Kontinent als Moskau mit Kiew.« Und so ist uns Lehre geworden. Und die Redaktion, Verfechterin europäischer Wirtschafts- und Friedensinteressen, konnte erhobenen Hauptes und ganz frei von Gewissensbissen eintreten ins Jahr 2005. Kurt Pätzold Der Hein-Skandal»Wenn Christoph Hein und Berlins Kultursenator Thomas Flierl anno 2004 ein Ost-West-Faß aufmachen und Kulturkampf spielen...«, schrieb einer, der, kaum daß Heins Berufung zum Intendanten des Deutschen Theaters ab 2006 bekannt wurde, selbst den »Kulturkampf« in Berlin eröffnete, in einer Phalanx mit westdeutschen Feuilletonkollegen. Von einem »Roll-Back gen Osten« war die Rede, und blumenreich wurde die einst führende hauptstädtische Bühne der DDR als »Phantom des Ostens« beschworen. Es stecke »etwas Dunkles, Kontraproduktives in den Wänden des DT«, entdeckte der zitierte Tagesspiegel-Kritiker Rüdiger Schaper, und in der FAZ ekelte sich Gerhard Stadelmeier vor dem »Haus, an dem die DDR klebt wie ein unsichtbarer Pechschleier«. In der Diffamierung der DDR-Intel-lektuellen im westdeutschen Feuilleton zeigt sich ein immer noch funktionierender Kalter-Krieg-Reflex. Der kann sich an einem für Heins Berufung verantwortlichen PDS(!)-Senator besonders gut abreagieren. Den als DDR-kritischen Schriftsteller immer gelobten Hein dagegen suchte man nur als »völlig unerfahrenen« Theaterpraktiker und »äußerst dürftigen« Dramatiker – was beides nicht stimmt – abzuqualifizieren, ansonsten attestierte man ihm eine »durch und durch liebenswürdige Erscheinung« (alles lt. FAZ). »Dennoch gehört er seit der Wiedervereinigung zu den Schriftstellern, die hartnäckig an dezidiert linken Grundüberzeugungen festhalten«, gaben stirnrunzeld Autoren der Berliner Morgenpost zu bedenken. Für den Intendantenposten ungeeignet machte ihn in westlichen Augen, daß er kein »Machtmensch« sei (Tagesspiegel) und »es vielleicht weniger auf den ganz großen geistigen Entwurf ankommt als auf merkantile Fähigkeiten« (Stuttgarter Zeitung). Da zählte es nicht, daß Hein, wie er bei der Verleihung des Schiller-Gedächtnispreises erwähnte, »seit 4 Monaten 15 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche nur fürs Theater gearbeitet« und im Gespräch mit der Berliner Zeitung vom 11.10.04 vielversprechende Pläne für seine Intendantenzeit dargelegt hatte. Den »massiven Vorverurteilungen« wollte sich der sensible Autor schließlich nicht länger aussetzen und erklärte seinen Rücktritt als Intendantenkandidat. Als Ersatz hat bereits ausgerechnet Christoph Schlingensief sein Interesse an einer Kandidatur angemeldet. In der gegenwärtigen beliebigen, oft von nur originalitätssüchtigen Inszenierungen geprägten Berliner Theaterlandschaft hätte eine Rückbesinnung auf Traditionen des Deutschen Theaters aus den achtziger Jahren mit einem festen hochrangigen Ensemble, klaren dramaturgischen Konzeptionen und einem ihnen folgenden durchaus modernen Regietheater ohne l’art pour l’art tatsächlich Neuerung bedeutet. Nicht der im Ästhetischen gewiß auch beteiligte Generationenkonflikt, sondern der weiter schwelende Ost-West-Konflikt war Hauptmotiv der Anti-Hein-Kampagne. Bei allem Verständnis für die Verletzungen hätte man sich gewünscht, daß Hein mehr Stehvermögen bewiesen hätte. Mit seiner Kapitulation vor Böswilligkeit und Ignoranz wurde nicht nur eine Chance für das Ostberliner Deutsche Theater, sondern für das deutsche Theater überhaupt vertan. Heinz Kersten Gegen Standort-DemagogieDer angebliche Ausweg aus wirtschaft-licher Stagnation (in Wahrheit der Kö-nigsweg zur weiteren Profitsteigerung), den uns die Wirtschaftsfürsten und ihre beflissenen rosa, grün, schwarz und gelb gewandeten Herolde weisen, ist gar nicht so neu. Vor 100 Jahren wollte ihn schon Hugo Stinnes sen. gehen: Er ver-langte von seinen Bergarbeitern an der Ruhr die Verlängerung der Arbeitszeit ohne Lohnausgleich. Sein Sohn und gleichgesinnter Nachfolger an der Konzernspitze wurde später konsequenterweise ein finanzieller Förderer Hitlers und dessen NSdAP genannter kriminel-ler Vereinigung. Damals aber, vor 100 Jahren, haben die Beschäftigten gezeigt, was Solidarität bewirken kann: Spontan traten kurz vor Weihnachten 1904 die Kumpel seiner Herner Gruben in den Streik, nachdem Stinnes verkündet hatte, jetzt müßten mehr Schichten bei gleichbleibendem Lohn gefahren werden. Sein Argument, der Wettbewerb verlange das, ist uns auch aus heutiger Zeit bekannt. Andere Konzernherren und Grubenbesitzer folgten ihm sogleich. Die heute gängige Propagandaparole, der Wirtschaftsstand-ort Deutschland sei sonst gefährdet, gab es noch nicht, aber die Wettbewerbsflos-kel bedeutet ja das Gleiche. Damit brachten Hugo Stinnes und seine Kumpane das Faß zum Überlau-fen. Zuvor hatten sie schon das 1889 von ihnen unterschriebene Friedensprotokoll verletzt, das die achtstündige Normalschicht vorsah. Zehn Stunden galten inzwischen wieder als normal. Auch mit anderen Mitteln hatten sie den Kumpels in die Tasche gegriffen. War zum Beispiel eine Lore nicht ganz voll oder entdeckte der Obersteiger in ihr unreine Kohle, hagelte es Strafgelder. Der Streik breitete sich wie ein Grubenfeuer aus. Zu Beginn des Jahres 1905 waren 215 000 Bergleute in über 200 Zechen (75 Prozent der Belegschaft) im Ausstand. Dies ist um so bemerkenswerter, als sogar die sozialdemokratische Gewerkschaft ihn anfangs nicht unterstützte. Doch als immer mehr Kumpel sich weigerten, in die Gruben zu fahren, als ein breite Solidaritätswelle die Arbeiterschaft im ganzen Kaiser-reich erfaßte, mußte sie deren Sache zur eigenen machen; die christliche Gewerkschaft und sogar die wirtschafts-freundlichen gelben »Gewerkvereine« (Hirsch-Duncker) schlossen sich an. Der Widerstand und die deutschland-weite Solidarität nahmen ein solches Ausmaß an, daß die Regierung die For-derung von Stinnes und anderen Zechen-herren ablehnen mußte, Militär gegen die Streikenden einzusetzen. Der Streik endete erfolgreich am 9. Februar 1905. Die Kumpel hatten nicht nur erreicht, daß eine staatliche Untersuchungskommission zur Prüfung ihrer Beschwerden einberufen wurde, sie hatten nicht nur den massiven Angriff auf Lohn und Freizeit abgewehrt, sie hatten außerdem eine Novellierung des Berggesetzes er-zwungen, die ihnen wenigstens ein paar Verbesserungen brachte. Hundert Jahre ist es jetzt her, da haben organisierte Arbeitnehmer bewie-sen, daß sich Widerstand lohnen kann. Und daß man Gewerkschaftsführer zur Tat zwingen muß. So wie heute. Werner René Schwab
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Press-KohlFreund Benny, der an sowas selber schuld ist, las in der Zeitung Neues Deutschland: »... als die Terroranschläge vom 11. September nach der Wiederherstellung der Ehre der Vereinigten Staaten verlangten... erklärte das Weiße Haupt Bin Laden zum Feind Nr. 1...« Ob weiße Häupter auch immer weise Häupter sind? Wer weiß. Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 1/2005 |
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