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Ihre Bundesvorsitzende, die Medizinerin Claudia Kaminski, begrüßte Bushs Wahlsieg und erklärte: »Offenbar hat Bushs Einsatz für den Schutz ungeborener Menschen im Mutterleib und im Reagenzglas den Ausschlag gegeben.« Zugleich frohlockte sie: »Eine ähnliche Trendwende zeichnet sich auch in vielen Staaten Europas, einschließlich Deutschlands, ab.« In der Tat ist das Wahlergebnis nur dadurch möglich geworden, daß es Bush gelang, die gesamte evangelikale Basis für sich zu mobilisieren, die gegen die Abtreibung, gegen die »Homo-Ehe« und die Homosexualität überhaupt sowie gegen die Evolutionstheorie kämpft. Für die Evangelikalen, die sich um die Southern Baptist Church der Familie Graham als radikales Zentrum scharen, gilt jedes einzelne Wort in der Bibel als von Gott den Schreibern persönlich eingegeben (2.Timotheusbrief 3.16). Sie nennen es »Verbalinspiration«. Jede »eigenmächtige Auslegung« ist verboten (2.Petrus 1.20). Nach Ansicht der frommen Eiferer hält die »Heilige Schrift« für alle Lebenslagen und -fragen auch heute die göttliche Antwort bereit. Deshalb werden sie in den nächsten Jahren den Kampf weiterführen und, streng an den Bibeltexten orientiert, neue Gesetze verlangen. Die könnten so aussehen: Da nach 1.Mose 16.11 eine soeben befruchtete Eizelle der Vorherbestimmung Gottes unterworfen ist, soll im Falle, daß ihr »Schaden entsteht«, das Gebot gelten (Ärzte, aufgepaßt!): »Leben um Leben«(2. Mose 21.23). Die Todesstrafe – und der Angriffskrieg – wird in den göttlichen Bibelbüchern bei allen erdenklichen Gelegenheitern angeordnet, so recht nach dem Geschmack evangelikaler Gemüter: Todesstrafe für fremde Gottesdienste, für Ungehorsam gegen die Priester, für Zauberei, für Ehebruch, für Ehe mit der Schwiegermutter, mit der Frau des Onkels, mit der Schwägerin, für Sexualverkehr mit der eignen Frau »zur Zeit ihrer Tage« (3. Mose 20.18) oder mit einer Verlobten. Die Todesstrafe trifft auch das vor der Ehe entjungferte Mädchen (5. Mose 22.20 f) und jeden Homosexuellen. »Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Greuel ist, und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen« (3. Mose 20.13). Der Apostel Paulus lernte von solchen alten Gesetzen: Über einen »Unzüchtigen«, den die korinthische Gemeinde vergebend in ihrer Mitte behalten wollte, verhängte er das Urteil: »Dem Satan übergeben! zum Verderben des irdischen Lebens« (1. Korinther 5.5), und er schloß Homosexuelle vom »Gottesreich« aus (1. Korinther 6.9 f). Natürlich hat der Bibelgott auch zur Stabilisierung der von den Evangelikalen hochgeschätzten Familie Anordnungen herausgegeben. Zum Umgang mit einem »ungehorsamen Sohn« befiehlt er: »Wenn jemand einen widerspenstigen oder ungehorsamen Sohn hat, der der Stimme seines Vaters oder seiner Mutter nicht gehorcht und auch, wenn sie ihn züchtigen, ihnen nicht gehorchen will, so sollen ihn Vater und Mutter ergreifen und zu den Ältesten der Stadt führen... und sagen: ›Dieser unser Sohn ist widerspenstig und ungehorsam und gehorcht unserer Stimme nicht...‹ So sollen ihn steinigen alle Leute seiner Stadt...« (5. Mose 21.18 ff). An anderer Stelle verfügt der schwarze Bibelgott seine Pädagogik knapper: »Wer Vater oder Mutter flucht, der soll des Todes sterben« (2. Mose 21.17). Zum Kampf der Glaubensstreiter gegen die Evolutionstheorie Darwins ist in Ossietzky 21/2004 (»Anti-Aufklärung auf amerikanisch«) das Wesentliche gesagt worden. Eine Korrektur ist allerdings erforderlich: Da wurde eine Gallup-Umfrage vom Frühjahr des Jahres zitiert, wonach 57 Prozent der Amerikaner an den »Kreationismus« glauben und nur ein Drittel von der Evolutionstheorie überzeugt ist. Unmittelbar vor der Wahl veröffentlichte dasselbe Meinungsforschungsinstitut neue Ergebnisse zu dieser Frage. Danach waren nur noch zwölf Prozent von der Richtigkeit der Evolutionstheorie überzeugt. Welch eine Evolution der Unvernunft! Evangelikale wollen auch missionarisch in der »Heidenwelt« tätig werden. Dafür bieten ihnen die Bush-Kriege gute Gelegenheiten. So kam es vor dem letzten Irakkrieg an der Grenze Jordaniens zu einem Massenaufmarsch von Missionaren, die darauf brannten, im Gefolge der US-amerikanischen Truppen die Bevölkerung des Iraks zu »bekehren«. Initiiert wurde der Aufmarsch von der »Samaritans Purse«, dem »Hilfswerk« des Kreuzzugspredigers Franklin Graham. Christliche Missionare waren zumeist nur dann erfolgreich, wenn sie vom »Schwert« begleitet wurden; sonst scheitern sie. Für diesen Fall oder für den Fall, daß die Bevölkerung gegen fremde Eindringlinge Widerstand leistet, stehen den Glaubenseiferern, die sich in der Nachfolge des erwählten Volkes Israel wissen, Gottesworte zur Verfügung, die das Weitere regeln, zum Beispiel Josua 11: »Da tat Josua (der »Erwählte« Gottes) mit ihnen (den rechtmäßigen Besitzern des Landes, das nach dem Entscheid des Bibelgottes erobert werden sollte), wie der Herr ihm gesagt hatte... Und sie (die Israeliten) erschlugen alle, die in der Stadt waren, mit der Schärfe des Schwertes... und nichts blieb übrig, was Odem hatte...« Bei diesem Gotteswerk hatten sie vielleicht den 137. Psalm auf den Lippen, der ursprünglich auf die Stadt Babylon (Irak) gemünzt war: »... Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und sie am Felsen zerschmettert.« Das ist die Weihnachtsbotschaft der etwa 50 Millionen amerikanischer Evangelikalen an den Rest der Welt.
Erschienen in Ossietzky 23/2004 |
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