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Es referieren, na klar, Joseph Fischer, Renate Künast, Jürgen Trittin, Katrin Göring-Eckardt, Fritz Kuhn, schließlich will eine Partei bei einer solchen Gelegenheit ja auch Eigenwerbung betreiben, das ist ihr nicht zu verdenken. Mich interessieren mehr die externen Referenten, und da staune ich: Es sprechen Norbert Walter (Chefökonom der Deutschen Bank), Heinrich von Pierer (Vorstandsvorsitzender bei Siemens) und Michael Rogowski (BDI-Präsident). Doch halt – damit es nicht zu eintönig wird, ist auch Peter Wahl (attac) um ein Impulsreferat gebeten. Und der Schriftsteller Henning Mankell darf für eine halbe Stunde über »Anatomie der Armut« sprechen. Es wird wohl nichts aus meiner Teilnahme. Denn die Leitplanken, die dort gezeigt werden, kenne ich schon. Marja Winken Zu viel Staat?Der Bundespräsident spielt die Rolle, für die er gewählt wurde. Schon vor einigen Wochen hat er – der Bundeskanzler tat es ihm dann nach – die überzogene »Anspruchsmentalität« der Deutschen gerügt und besonders den Osten aufgefordert, sich zu bescheiden. Und nun beklagt er »zu viel Staat«, und das wieder in Deutschlands Osten, wo vier von zehn Arbeitsfähigen ohne Arbeit, drei von zehn Jugendlichen ohne ordentliche Ausbildungsstelle sind. Wo die Kommunen pleite sind, die Länder am Tropf der Transfergelder hängen und der »Markt« die grausamsten Auswirkungen zeigt. Herr Bundespräsident! Wir haben nicht zu viel Staat, wir haben zu wenig davon. Denn dieser Staat kommt seiner sozialen Verpflichtung nicht nach, treibt die Steuern der profitablen Unternehmen nicht ein, senkt gar – in zynischer Parallelität zur Einführung von »Hartz IV«– die Steuern der Spitzenverdiener, überprüft nicht ernsthaft die Steuerehrlichkeit der Einkommensmillionäre und be-kämpft die illegale Steuerflucht ebenso wenig (schon der frühere Finanzminister Waigel schätzte den jährlichen Verlust auf 50 Milliarden Euro), wie er die legale Steuerhinterziehung – sprich: - ver-meidung – korrigiert. Wir haben einen Staat, der sich selber schwächt und sich allmählich ruiniert, indem er auf Vermögenssteuer, Börsenumsatzsteuer und Spekulationssteuer verzichtet und an einem ungerechten Erbschaftsteuerrecht festhält, so daß heute die Lohn- und Einkommensteuerzahlenden das Gros der Einkünfte des Gemeinwesens aufbringen. Und indem er das, was er hat, zu einem großen Teil verschwendet, vor allem für Rüstung, die Schulen dagegen verfallen läßt. Indem er die organisierte Schwarzarbeit nicht verfolgt, der Wirtschaftskriminalität Raum gibt und, statt die Arbeitslosigkeit mit einem umfassenden Beschäftigungsprogramm zu bekämpfen, die Arbeitslosen verfolgt. Indem er die Menschen in unserem Land mutlos macht und eine ganze Generation in »no future« hineindrängt… Johannes M. Becker Walter Kaufmanns LektüreRegina Scheers »Im Schatten der Sterne«, ein Buch über die jüdische Widerstandsgruppe Herbert Baum, deren Mitglieder fast alle in die Klauen der Gestapo gerieten, gefoltert und in den Jahren 1942 und 1943 hingerichtet wurden, schnürt einem die Kehle zu. Wieder und wieder unterbricht man sich beim Lesen, um die Fotos im Buch zu betrachten, in die Gesichter derer zu blicken, die sterben mußten – und ist ihnen nah. Das kommt, weil man von Anbeginn in die Nachforschungen der Autorin einbezogen wurde und erleben konnte, wie aus Berichten der wenigen Überlebenden, aus Briefen, Kassibern und Gnadengesuchen, aus Unterlagen der Gestapo und Stasi-Akten die jungen Widerständler Gestalt annehmen, sich in ihren Hoffnungen, Sehnsüchten, Träumen offenbaren. Wunderbare Menschen! Im Mittelpunkt steht die Liebe der Edith Fraenkel und des Richard Mohn, der an den Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof einen Brief mit folgenden Zeilen richten wird: »Ich bitte Sie, Herr Oberreichsanwalt, mir einen Menschen zu erhalten...« Die Bitte erfüllt sich nicht, seine Worte gehen ins Leere. Das Todesurteil wird zwar abgewendet (nicht des Briefes wegen), die Verschleppung der Geliebten nach Auschwitz jedoch wird vollzogen. Richard Mohn überlebt die braune Pest, Regina Scheer spürt ihn in den Neunziger Jahren in Westberlin auf. Was sie bei den vielen Besuchen in der Wohnung des inzwischen alten Mannes erfährt, ist ergreifend: eine Ballade über Liebe und Tod, über den Versuch eines Neubeginns auch mit einer anderen Frau, der nicht mehr als ein Versuch sein konnte, denn nie hat er den Verlust der Geliebten verwinden können. Balzacs Glaube, was das Leben schreibe, übertreffe jede Erfindung, bewahrheitet sich wieder und wieder in diesem Buch. Zum Beispiel der Fluchtversuch der schönen, erst 20jährigen, nach tragischem Unfall einarmigen Hilde Loewy, die es schafft, ihr Bettlaken zu zerreißen, einen Strick daraus zu knoten, um sich damit durch die Gitterstäbe ihrer Zelle ins Freie zu hangeln, ist so nicht zu erfinden – noch was ihr nach der Entdeckung ihres Fluchtversuches angetan wird. Ihre Worte vor der Hinrichtung, der sie wie all die anderen nicht entgehen wird, sind von biblischer Schlichtheit: »Ich bin ja noch so jung und möchte so gerne leben...« Wie Mosaiksteine hat Regina Scheer Wesentliches über die Widerstandsgruppe Baum zusammengetragen, hat dem Leser ihr Aufbegehren, ihre Lebenslust nacherlebbar gemacht, hat ihre Tollkühnheiten, Ängste und tragischen Verstrickungen nicht verschwiegen und so ein bewegendes und zugleich überzeugendes Buch geschaffen. Wurde der von Herbert Baum und seiner Gruppe geplante Brandanschlag auf eine antisowjetische Ausstellung im Berliner Lustgarten auch nicht zu dem erhofften Fanal, die Kunde von der mutigen Tat junger Juden wird sich, auch dank dieses Buches, mehr und mehr verbreiten, und für immer wird man wissen: Selbst im Schatten der Sterne hat eine jüdische Widerstandsgruppe den Nazis getrotzt. W. K. Regina Scheer: »Im Schatten der Sterne«, Aufbau Verlag, 478 Seiten, 24,90 €
Zuschriften an die LokalpresseWenn Ihre Redaktion glaubt, wir adligen frommen alleinstehenden Kränzchenschwestern aus Güterglück-Gütersloh und Umgebung sprechen in unseren Kränzchen nur über unsere guten Familientraditionen, über Häkelarbeiten und den Umgang mit unzuverlässigen Dienstboten, liegen Sie ganz schön falsch. Uns interessiert sehr vieles, ob es nun die schlimmen Umweltschäden sind oder der Hunger in der dritten Welt. Wir haben erst neulich eine Erdbeer-Sahne-Baiser-Torte auf dem Luftwege nach Luanda geschickt, mit einer selbstkolorierten Glückwunschkarte von unserer Kränzchenschwester Fräulein von Eschenbach. Die macht das immer sehr hübsch. Auch wir adligen alleinstehenden Damen sind empört über die vielen Skandale, über Bestechungen und darüber, daß sich die Unternehmensvorstände ihre Gehälter aufbessern. Jetzt haben wir uns mal dafür interessiert, mit welchen Fragen sich das niedere Volk so beschäftigt. Und da haben wir zu unserer tiefen Enttäuschung festgestellt, daß es auch da nur ums Geld geht. Da will ein Arbeitsloser eine Zuzahlung für seinen Zahnersatz, eine alleinstehende Mutter mit vier Kindern (das hätte ja wohl nicht sein müssen!) verlangt 40 Euro mehr Mitzuschuß, Metallarbeiter (die sollen doch froh sein, daß sie noch Arbeit haben!) wollen ihr Weihnachhtsgeld behalten und so weiter. Die sollten mal an die armselige Krippe denken, in der unser Erlöser zur Welt kam! Gibt es denn keine höheren Themen mehr? Kunst, Kultur, Ideale? Ob Arm oder Reich, überall geht es nur ums Geld! Was ist nur aus unseren Werten geworden! – Friedegund von Runkel auf Rübenstein (71), Vorsteherin der Vereinigung adliger frommer alleinstehender Kränzchenschwestern, 39264 Güterglück-Gütersloh * Da hat sich die Deutsche Post doch endlich mal etwas einfallen lassen! Alle meckern über Schröders Reformen, vergraben ihre Edelsteine im Garten unter der Fäkaliengrube, verschleudern ihrer Oma ihr klein Häuschen, versaufen ihre Lebensversicherungen, überziehen maßlos ihre Dispo-Kredite und fahren die Sparbücher ihrer Kinder auf Null, und just in diesem Moment setzen die Nachfahren vom Generalpostmeister Stephan mit dem runden Strahlemond-Gesicht ein so wunderbares lebergelbes Zeichen! Wenn Dir jetzt das Päckchen mit den vielen Fragebogen für die Berechnung des Arbeitslosengeldes II ins Haus flattert oder wenn Dir der Polizeipräsident einen persönlichen Brief mit bereits ausgefertigter Spenden-Überweisung zwischen die Werbekataloge in den Briefkasten schmuggelt oder wenn Dir Dein Vermieter mitteilt, daß er wegen der Ölkrise die Kosten für das Treppenfegen leider nochmals verdoppeln muß, grient Dich die neugestylte Olympiavisage auf dem gefurchten Hinterteil der Briefsendung an und läßt Dich den Kummer vergessen, bevor Du ihn überhaupt zur Kenntnis genommen hast! Deutschland freut sich, verkünden die Gelben Engel der selbstklebenden Überraschungspostillen, auch, wenn der Arsch auf Grundeis geht! – Walter Hartleib (43), Außendienstmitarbeiter, 76855 Knochenmühle Wolfgang Helfritsch
Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Brief aus Beijing über die LiebeIn der chinesischen Zeitung Wenchaibao stand kürzlich diese kleine Notiz: Ein Liebespaar an einer Universität in Chengdu hatte am Abend im Klassenzimmer sich geküßt und am Boden liegend geschmust. Ein Mitarbeiter der Verwaltung hatte es zufällig beobachtet. Daraufhin beschloß die Universität: Die beiden dürfen nicht weiterstudieren; wegen eines illegalen sexuellen Verhältnisses wurden sie von der Uni geworfen. Die Studentin ließ sich danach im Krankenhaus untersuchen. Ergebnis: Sie war noch Jungfrau. Doch das nützte ihr nicht, die Uni blieb hart. Die jungen Liebenden nahmen daraufhin einen Rechtsanwalt, um für ihr Grundrecht gegen die Uni zu klagen. Das Verfahren ist noch nicht entschieden. Düstere Artikel über China und die dortigen Verhältnisse kann man in allen deutschen Zeitungen zur Genüge lesen. In der Regel werden darin jene Freiheiten eingeklagt, die bei uns vermeintlich selbstverständlich sind, zum Beispiel Meinungsfreiheit. So wird die Überlegenheit der bürgerlich-kapitalistischen Demokratie gefeiert. In China haben im Vergleich zur Kulturrevolution, aber auch zur Zeit davor Freiheit und Möglichkeit individuellen Glücks stark zugenommen, zumindest in den Städten, wenn das nötige Kleingeld nicht fehlt. Die sogenannte sozialistische Marktwirtschaft brachte in China auch hervor, was bei uns einmal als Warenästhetik kritisiert wurde: Die Models mit ihren makellosen Körpern dienen als Vorbilder und verschmelzen die sexuellen Wünsche und Phantasien mit der ausgestellten Warenwelt. Ein Teil der Popkultur tut ein Übriges. Sexualität, die sich selbst genügt, war immer der Feind der herrschenden Systeme. Mao hatte wohl gewußt, daß brutale Unterdrückung der sexuellen Wünsche eine Voraussetzung dafür war, daß die Massen in ihm ihren Retter und Heilsbringer sahen. Sigmund Freud und seine marxistischen Schüler kannten diese Zusammenhänge; ein Grund, warum in der deutschen Arbeiterbewegung einst Sexualaufklärung mit dem Ziel selbstbestimmter Sexualität organisiert wurde. Jetzt betreibt auch in China die Werbung, ohne die ein »marktwirtschaftliches« System nicht denkbar ist, die Sexualisierung der Warenbeziehungen. Gleichzeitig sind wachsende Freiheiten im Geschlechterverhältnis unübersehbar; Studentinnen und Studenten befreunden sich, wenn der harte Konkurrenzkampf ihnen Zeit und Kraft läßt. Die bisherige sexuelle Repression verwandelt sich in eine soziale. Manche StudentInnen haben Wohnungen außerhalb der Uni, andere zahlen nicht wenig Geld, um in Hotelzimmern zu zweit allein sein zu können, was in der überfüllten chinesischen Uni unmöglich ist. Das Bildungsministerium regierte gegenüber den Studenten, die eigene Wohnungen haben, mit einer Verordnung, daß sie in der Universität wohnen müssen. In anderen Universitäten wurden Studenten für solche Vergehen wie das eingangs geschilderte nur verwarnt, nicht rausgeschmissen. Welche Triebkräfte wirken hier? Die Körper werden durch die Warenästhetik Teil des Tauschgeschäftes. Die Schönheitsindustrie wächst in China beängstigend. Manche Studentin verdient mit ihrem Körper dazu. Die frühere Sexualrepression veraltet. Vielleicht blättern einzelne chinesische Marxisten nach, wie die Heroen darüber dachten, Marx und vor allem Engels, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg oder auch Lenin. Oder studieren, was andere kluge Leute über dieses Thema schreiben. Soziologen und Journalisten forschen und schreiben heute über das wirkliche Leben in China. Oder junge Leute erkämpfen sich die Freiheit, von der sie glauben, daß sie zu ihrem Glück gehört, nutzen sie und zahlen auch dafür. Und natürlich lastet der Alp vergangener Traditionen mächtig auf dem Heute. Alle Faktoren wirken. Der stärkste ist vielleicht jene Dialektik der Herrschaft, die den bisher verbotenen Bereich der Sexualität unmittelbar in den Dienst der Marktwirtschaft stellt. Ich wünschte, mit der Jugend würden sich intelligente Kommunisten verbinden, die keine Bedrohung der sozialistischen Gesellschaft sehen, wenn ein junges Paar sein Glück im körperlichen Genuß sucht und findet. Lothar Kühne, ein gescheiter Marxist aus der untergegangenen DDR, sagte einmal, daß die Menschen für den Kommunismus nicht aus Gründen der Askese, sondern des Genusses kämpfen (sollten). Vielleicht findet sich ja ein Richter, der sich an seine eigene schwere Jugend in den 60er und 70er Jahren erinnert und den beiden erwähnten Studierenden in ihren Nöten Recht gibt. Wolfgang Haible
Press-KohlLudwig Güttler, geboren 1943 zu Sosa, Solotrompeter namhafter Orchester, Stargast im In- und Ausland, vielfacher Laureat, wurde von der in Berlin erscheinenden Zeitschrift Super-Illu (Burda-Verlag) auch mit der »Goldenen Henne« ausgezeichnet (gestiftet zum Gedenken der außerordentlich populären Schauspielerin Helga Hahnemann). Diesen Preis erhielten im Lauf der Jahre viele bekannte Leute wie beispielsweise Genscher, Gorbatschow, G. Jauch und so weiter, vor allem aber Publikumslieblinge: André Rieu, Siegfried & Roy, Heinz Quermann und Güttler. Den bezeichnete die Super-Illu kürzlich nicht etwa (wie man ihn auch nannte) als »Staatstrompeter der DDR«, sondern als »Geigen-Virtuose«. – Wußten Sie, womit Paganini so berühmt geworden ist? Durch sein einmaliges Paukenspiel. Er war der größte Posaunist seiner Zeit und erfand die Piccolo-Harfe. * Aus dem Berliner Kurier weiß ich jetzt, daß die Schauspielerin Alexandra Maria Lara (25) »zwar als sanftmütig gilt, aber auch anders kann. ›Ich kann ungeheuer zickig sein, bin ungeduldig und bringe meinen Freund auf die Palme, wenn ich etwas zum 20. Mal ausdiskutieren will‹, gibt sie zu.« Wahrscheinlich hatte A. M. Lara, wie heute üblich, eine schwere Kindheit. Das Blatt teilt mit: »Die in Rumänien geborene Schauspielerin ist als Vierjährige mit einem Lada aus ihrer Heimat nach West-Berlin geflohen.« Vermutlich in einem Lada, da sie als Vierjährige wahrscheinlich noch kein Auto lenken konnte, nicht mal eins vom Typ Lada. Oder doch? Zickig genug dürfte sie gewesen sein. Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 21/2004 |
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