Impressum Plattform SoPos |
Schockschwerenot! Der von Ihnen benutzte Internetbrowser stellt Cascading Style Sheets nicht oder - wie Netscape 4 - falsch dar. Unsere Seiten werden somit weder in dem von uns beabsichtigten Layout dargestellt, noch werden Sie diese zufriedenstellend lesen oder navigieren können. Wir empfehlen Ihnen nicht nur für unsere Internet-Seiten, auf einen anderen Browser umzusteigen - z.B. Netscape 6/Mozilla, Opera, konqueror. Das 108. Distel-ProgrammLothar Kusche heißt »Torschußpanik« und ist, was mich weit mehr als dieser Titel beeindruckt, tatsächlich das 108. Programm, das im ehrwürdigen Haus in der Friedrichstraße auf die Beine und Bretter gestellt wurde. Respekt, Respekt. Apropos Beine und Bretter. Jene Beine, die im 1. Distel-Programm (»Hurra! Humor ist eingeplant!«, 2.10.1953) die Bühne belebten, genießen ihre Ruhe. Wir sind vertraut geworden mit den heutigen Torschützen, mit den schönen langen Bastienne-Voss-Beinen, mit dem trainierten Lauftalent des drahtigen Kleinkunst-Nurmis Edgar Harter und der unermüdlichen Energie in Gert Kießlings strammen Waden (natürlich nicht nur in den Waden). Was nun die Bretter betrifft, die Basis des satirischen Ensembles, so sind es nicht mehr die Bohlen von dunnemals, wie man im Interesse der Künstler, der erwähnten Gliedmaßen und des begeisterten Publikums hoffen muß. Der 1953/54 erfolgreiche Regisseur widmet sich heute ausgedehnten Spaziergängen, Konzertbesuchen und der Pflege eines überdimensionalen Gartens; Joachim Gürtner kam damals aus Dortmund nach Berlin. Martin Maier-Bode reiste aus Neuss bei Düsseldorf hierher, stellt sich mit »Wenn der Thierse 2 x klingelt« als Regisseur vor und inszeniert diesmal eine komplizierte Drei-Personen-fast-Nonstop-Revue so konzentriert, zügig und elegant, als wäre das die einfachste Sache der Welt. Voss, Harter und Kießling lassen sich die Strapazen, die ihnen der sozialpolitisch-kritische Langstreckenlauf abfordert, gar nicht anmerken; es ist bewundernswert. Maier-Bode, selber ein bewährter Kabarett-Autor, hat aus dem nördlichen Rheinland noch Christian Ehring und Dietmar Jacobs als Co- und Kontexter mitgebracht. Gemeinsam mit den einheimischen Spezialisten Inge Ristock und Peter Ensikat wurde genügend Munition produziert, die nicht im dramaturgischen Arsenal verblieb, sondern zum Abschuß kam und meistens auch nicht verpuffte. Gemeinsam mit den erstklassigen Akteuren und den wunderbaren Interpreten der Wefelmeyerschn Musik (Franz Josef Grümmer und Falk Breitkreuz) erfreute die Distel uns mit aktuellen und aggressiven Kabarett-Attacken. Dabei gerät manches nicht blütenblattfein. Wie wir alle wissen, soll Satire töten, aber nicht verletzen. Zarte Naturen mögen sich mit dem Song »Mein süßes kleines Handy« trösten, der ein wenig zu spät kommt, aber mit seinem Otto-Julius-Bierbaum-Klingklang kein Öhrchen verletzt. Die »Torschußpanik«, um es kurz zu sagen, verhöhnt die Mächtigen, welche andere Leute veralbern und sich die eigenen Einkünfte vervielfachen, während sie dem sogenannten gemeinen Volke sämtliche Kosten und Preise erhöhen und sich sogar noch die pseudowissenschaftlichen Begründungen dafür bezahlen lassen. Die feine englische oder neudeutsche Art? Die Distel kann Schröders Hirn oder Münteferings Träume kaum anders karikieren, als sie nun mal beschaffen sind. Leider.
Erschienen in Ossietzky 21/2004 |
This page is hosted by SoPos.org website
<http://www.sopos.org> Contents copyright © 2000-2004; all rights reserved. Impressum: Ossietzky Maintained by webmaster@sopos.org |