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Bärbel Höhn, grüne Ministerin, Düsseldorf. – Ihre Partei gewinnt bei den Wahlen jetzt immer ein bißchen dazu, auch bei den Komunalwahlen im Lande Nordrhein-Westfalen war das so, und Sie haben sich Gedanken darüber gemacht, woran das liegen könnte: »Unsere Wähler sehen die harten Einschnitte durch die Sozialreformen bei guten Argumenten ein.« Die Argumente Ihrer Partei werden Ihren Wählerinnen und Wählern vor allem deshalb einleuchten, weil die Einschnitte andere, weniger gut gestellte Bevölkerungsgruppen treffen. Vorerst jedenfalls. Franz Müntefering, SPD-Vorsitzender. – Bei den Kommunalwahlen im größten deutschen Bundesland habe sich, so Ihr Kommentar, die SPD »nun endlich wieder durchgesetzt«, die Trendwende sei da. Diese Äußerung verwirrt zunächst, denn tatsächlich ist der Stimmenanteil Ihrer Partei weiter abgesunken, er liegt jetzt so niedrig wie noch nie in der Geschichte Nordrhein-Westfalens. Sie meinen offenbar etwas anderes, als Sie sagen – Sie wollen uns klarmachen: Es macht der SPD gar nichts aus, wenn sich Menschen von ihr abwenden, vorausgesetzt, die konkurrierende »Volkspartei« verliert noch mehr. Dann hat Ihre Partei die Chance, Regierungsämter zu behalten, auch wenn das von dieser Regierung repräsentierte Volk zusammenschmilzt. Jürgen Peters, IGM-Vorsitzender. – Sie präsidieren der Otto-Brenner-Stiftung, die demnächst, von Ihnen eingeleitet, über das Thema konferiert: »Den Sozialstaat neu denken – Eine Herausforderung für die deutschen Gewerkschaften«. Im Programm der Tagung fehlt es bei den Referenten und Dikutanten nicht an illustren Namen: Prof. Frank Nullmeier (vormals Mitglied der Rürup-Kommission), Prof. Gesine Schwan (fast Bundespräsidentin), Martin Kannegiesser (Präsident des Metall-Arbeitgeberverbandes) und so fort. Die SPD ist durch Parteivorstandsmitglied Andrea Nahles und den Ex-Ministerpräsidenten Sigmar Gabriel vertreten. Nicht vertreten sind andere Parteien, auch nicht Soziale Bündnisse oder Initiativen, schon gar nicht aufmüpfige GewerkschafterInnen oder alternative SozialwissenschaftlerInnen. Wir sagen Ihrer Tagung einen ruhigen Verlauf voraus. Falls aber aus dramaturgischen Gründen vielleicht doch noch ein Kontrast eingeplant werden soll, können Sie einfach aus Reden und Schriften von Otto Brenner rezitieren lassen. Helmut Schmidt, Altkanzler. –»Sagt dem Volk endlich die Wahrheit!« titelte die Bild-Zeitung mit diesem Ihrem Appell. Bitte sehr: Wegen weiterhin steigender Produktivität könnte es allen immer besser gehen – bei abnehmender Arbeitsbelastung. Nur gerade diese Wahrheit meinten Sie wohl nicht, sondern die üblichen neoliberalen Dogmen und Legenden, mit denen Sie schon wieder ein Buch vollgeschrieben haben. Solche »Wahrheiten« werden Sie in Ossietzky vergeblich suchen. Wir sind doch keine Lügner. Peter Sloterdijk, nicht Philosoph Gebliebener. –Kürzlich haben Sie über die Generation der Achtundsechziger und deren Wirkung auf die Gegenwart gesagt: »Die verwirrte Generation kann nur Verwirrung weitergeben.« Vorsicht! Eine chinesische Weisheit sagt: Der Verwirrte hält alle Nichtverwirrten für Verwirrte.« Wolfgang Thierse, Bundestagspräsident. – Sehr geehrter Herr Thierse, mit wachsender Verwunderung habe ich Ihr Grußwort zum 100jährigen Bestehen der – wie Sie zu schreiben belieben – »Jüdischen Synagoge« in der Rykestraße gelesen, das allen Teilnehmern der sonntäglichen Feier, zusammen mit dem Programm, auf das Pult gelegt wurde. Daß Sie als katholischer Nachbar vom Kollwitzplatz den Versammelten noch einmal kurzgefaßt – und übrigens nur halbrichtig – die Geschichte des Tempels von seiner Einweihung 1904 bis heute referieren, die Gegenstand des Festvortrags von Hermann Simon war, ist einigermaßen entbehrlich und nur komisch. Wirklich ärgerlich dagegen finde ich den letzten Satz Ihres Schreibens, der beginnt: »Die Jüdische Synagoge in der Rykestraße wünsche ich, daß sie...« Also noch einmal die Bezeichnung »jüdische Synagoge«, die ungefähr so sinnvoll ist wie die neuerdings ebenfalls grassierende Dummheit »jüdischer Rabbiner«, als gäbe es auch christliche. Und dann auch noch ein falscher casus, auch hier einer schlechten Mode folgend, die Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ grundsätzlich durcheinanderbringt. Ich weiß nicht, wen Sie mit der Abfassung Ihrer Verlautbarungen beschäftigen. Ihre eigenhändige Unterschrift zeigt jedenfalls, daß Sie sich nicht einmal die Mühe machen, auch nur durchzulesen, was Sie unterschreiben. Niemand hat ein Grußwort von Ihnen erwartet, es kam als sicher freundlich gemeinte Überraschung. So schlampig, wie es abgefaßt ist, wäre es besser unterlassen worden. Ich als Leser jedenfalls kann darin nur einen Ausdruck von Nichtachtung und völligem Desinteresse sehen. Für solche Grußworte bedanke ich mich. Gerhard Schoenberner
Erschienen in Ossietzky 20/2004 |
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