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Rezzo Schlauch zugute, habe »früher als die SPD die sozialen Sicherungssysteme
infragegestellt«. Das zahle sich jetzt aus. Die grüne Sozialexpertin
Birgitt Bender macht sich über den Bundeskoalitionspartner lustig: »Die
Angst vor Statusverlust und Deklassierung ist bei den SPD-Wählern viel
größer als bei unserer Wählerschaft. Daß man sich bei
Hartz IV bereits nach einem Jahr Arbeitslosigkeit auf der gleichen Stufe wie
die Sozialhilfeempfänger wiederfindet, löst bei manchen SPD-Genossen
sogar Panik aus.« Parteichef Bütikofer erhofft für die Grünen
ein weiteres Bundesministeramt, wenn Gerhard Schröder noch einmal Kanzler
wird. Es könne auch das Wirtschaftsministerium sein, sagt Bütikofer.
Vermutlich arbeitet der grüne Experte Oswald Metzger schon ein einem Konzept;
die Bertelsmann-Stiftung meint es sehr gut mit ihm. Was die von Schlauch erwähnten
Auszahlungen angeht, so läuft alles glatt: Nicht nur Windkraftfirmen finanzieren
inzwischen das grüne Parteigeschäft; der Süddeutschen Zeitung zufolge
sponsern jetzt auch Commerzbank, Allianzversicherung, DaimlerChrysler und BMW
die Partei der Basisdemokratie. Das zeugt vom Sinn der Spender für das
Wesentliche, das Flaschenpfand nehmen sie in Kauf. Arno Klönne Über Lohnarbeit hinausdenkenWer nicht arbeitet, soll auch nicht essen – dieses Diktum begleitet die Menschheit seit der Vertreibung aus dem Paradies. Mag es jedoch für Agrargesellschaften selbstverständlich sein, das Brot im Schweiße des Angesichts zu essen, wird die zum Selbstzweck gewandelte Arbeit in unserer Gesellschaft zum Fluch. – Diese Überlegung bildet einen der Kerngedanken einer Festschrift zum 70. Geburtstag des hannoverschen Soziologen Oskar Negt, dessen wissenschaftliche Arbeiten eng mit den Begriffen Utopie und Arbeit verknüpft sind. Es ist den Herausgebern Tatjana Freytag und Marcus Hawel gelungen, 15 namhafte kreative Denker auf die Frage zu fokussieren, welche Wege aus der gegenwärtigen Krise der (Lohn-)Arbeits-gesellschaft führen können. Angesichts der Versuche, dem Problem einer weltweit seit Jahrzehnten verfestigten Arbeitslosigkeit mit der Ausdehnung der Niedriglohnsektoren zu begegnen, kommt diesem Buch besondere Aktualität zu. Der falschen Hoffnung auf eine kapitalistische Vollbeschäftigung treten die Autoren mit der Präzisierung eines neuen Arbeitsbegriffs entgegen, der sich auf die in den Lohnarbeitsverhältnissen angelegten zukünftigen Möglichkeiten bezieht, also nicht im Hier und Heute befangen bleibt. Was für den Begriff der Arbeit gilt, gilt für den der Utopie um so mehr. Mag sich utopisches Denken vielfach noch in abstrakten Forderungen und idealistischen Modellen erschöpfen – der Geist der Utopie, schreibt Michael Krätke (Amsterdam), »ist wieder aus der Flasche gekrochen und verbreitet sich weltweit. Es kommt darauf an, ihm politische Ökonomie beizubringen und ihm ein wenig vom Geist der Kritik einzublasen, der ›konkrete Utopien‹ gebären kann«. Konkrete Utopien zielen freilich auf konkrete Praxis. Die allgemeine Befreiung der Menschen zu schöpferischer, nicht mehr von fremden Interessen und Zwängen bestimmter Tätigkeit ist nur gegen den Widerstand aller etablierten Mächte möglich, also durch Klassenkampf. »Utopie und Arbeit« liefert umfangreiche Argumentationen, die dazu animieren können, sich auf ein solches Projekt einzulassen. Gregor Kritidis Tatjana Freitag/Marcus Hawel (Hg.): »Utopie und Arbeit«, Verlag Humanities Online, 290 Seiten, 24
PeriodikaDie Altersarmut wächst, zugleich wachsen die Profite der Altenheim-Konzerne. Früher waren viele Heime in kommunaler Trägerschaft, aber seit zehn Jahren fördert der Staat nach dem Pflegeversicherungsgesetz die Privatisierung zum Wohle solcher Unternehmen wie Pro Seniore mit inzwischen 17 000 Betten. Peter Dussmann, den Berlinern durch sein Medienkaufhaus bekannt, besitzt mit seiner Kursana 45 Pflegeheime. Auch die Marseille-Kliniken AG (die innerhalb von vier Jahren die Bettenzahl von 7260 auf 12 000 steigern will), Curanum, Maternus und andere Großunternehmen der Branche sind auf Wachstumskurs, könnten allerdings demnächst unter Konkurrenzdruck durch US-Konzerne geraten, die auf den deutschen Markt drängen. Solche Informationen enthält das neue Heft der Zweimonatszeitschrift Marxistische
Blätter, das »Altern im Risikokapitalismus« zum Hauptthema
hat. Zu den Autoren gehören Detlef Beyer-Peters, Wolfgang Jantzen, Otto
Meyer, Jörg Miehe, Anne Rieger und Werner Seppmann. Bezugsadresse: Hoffnung-straße
18, 45127 Essen. Red. Kreuzberger NotizenDieser Artikel ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht verfügbar.
Die unerzählbare GeschichteEs ist, als hätte Imre Kertész sein Selbst aufgespalten in die Figuren seines Romans »Inquisition«. Selbsterfahrung ist sein Stoff. Stil und Sprache erwachsen daraus. Kertész erzählt von Bé, einem Schriftsteller, 1944 in Auschwitz geboren, die Häftlingsnummer auf dem Oberschenkel tätowiert. Nicht auf dem Unterarm, wie üblich. Da war beim Neugeborenen nicht genug Platz für den Buchstaben B und eine vierstellige Nummer. Diese Markierung der »liquidierten Seelen« zwingt Bé, die »Chiffre namens Auschwitz zu entschlüsseln«. Das ist sein Auftrag. Deswegen wurde er illegal in Auschwitz geboren. Nur dadurch, meint er, könne er seine Existenz legitimieren, und wird zum Verfasser der Anklageschrift gegen das Leben. Schreibt mit Lachen und Entsetzen. Und Morphium. Bewegt sich im Alltag, »um irgendeine Kunde von meiner Existenz zu erhaschen«, denn: »Nur wenn unsere Geschichten erzählt werden, können wir erfahren, daß unsere Geschichten zu Ende sind, sonst würden wir weiterleben, als ob wir etwas fortsetzten (beispielsweise unsere Geschichte), das heißt also, im Irrtum leben.« Bés Sinnsuche ist eingebettet in die Geschichte einer Liebe und einer Freundschaft, die Erzählweise ist raffiniert und einfach. 140 Seiten existentielle Literatur. »Jeder Satz wie ein Genickschuß«, sagt der Freund über den Dichter, der mit Worten tötet. »Rebellion ist am Leben bleiben«, bekennt Bé. Und nimmt sich das Leben. Erträgt es nicht. Die unerbittliche Ambivalenz seines Daseins, seines Soseins steckt in jeder Zeile. Eine Verwundung, die nicht heilt. Ein Dichter der Selbstzerstörung, der an die Liebe glaubt, »Liebe als einzige Chance«. Er weiß: »Auschwitz kann niemand zurücknehmen. Niemand. Aufgrund keiner Ermächtigung. Weil Auschwitz nicht zurücknehmbar ist.« Sein Vermächtnis: Das Manuskript soll verbrannt werden, »denn durch das Feuer gelangt es dorthin, wo es hingehört.« Kertész hat uns sein Manuskript überlassen. Danke. Anne Dessau Imre Kertész: »Inquisition«, Roman,
aus dem Ungarischen von Laszlo Kornitzer und Ingrid Krüger, Suhrkamp
Verlag, 142 Seiten, 17.90 € Press-KohlÜber das Ende, das Ende schlechthin, das Ableben eines Menschen, einer Idee, eines Pickels oder Kugelblitzes hat der Bühnen-Absurditäter Samuel Beckett schon allerlei in seinen Szenarien gemunkelt. So läßt er den Clov im »Endspiel« mit starrem Blick und tonloser Stimme wispern: »Ende, es ist zu Ende, es geht zu Ende, es geht vielleicht zu Ende. Pause. Ein Körnchen kommt zum anderen, eins nach dem anderen, und eines Tages, plötzlich, ist es ein Haufen, ein kleiner Haufen, der unmögliche Haufen. Pause. Mich kann man nicht mehr strafen.« Klappe zu, Affe tot. So einfach scheint sich der Abgesang des irischen Endspielers selber nicht vollzogen zu haben, falls die Berliner Zeitung recht hat, welche dieser Tage orakelte: »Beckett erhielt 1969 den Nobelpreis und zog sich völlig zurück (was man gut verstehen kann; F.M.). Als er 1989 starb, waren die Leute erstaunt, daß er noch lebte.« Da hat der gute Samuel uns wieder mal hinters Licht geführt! Stirbt, während er noch lebt. Während wir herumstehen und auf Godot warten, treibt er seinen Schabernack mit uns. * Am 18. September erfuhr man aus der Berliner Zeitung: »Feuer im Gebäude der Berliner Zeitung.« Ein bedauerlicher Vorfall, der vielleicht erklärt, weshalb diese Ausgabe des Blattes meldete, was einem Mann geschah, der »von Straßenbahn mitgeschleift« worden war: »Der Mann wurde leicht unverletzt.« Erträglicher als schwer unverletzt? Felix Mantel
Erschienen in Ossietzky 20/2004 |
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